| # taz.de -- Wirtschaft im Wahlkampf: Friedrich Merz und die Quadratur des Kuche… | |
| > Die Wirtschaftspolitik wird ein wichtiges Wahlkampfthema. Die Frage ist, | |
| > wie das BIP wieder wächst – und welche Rolle die Schuldenbremse dabei | |
| > spielt. | |
| Bild: Fridays for Future protestiert vor der SPD-Zentrale: War da mal was mit K… | |
| BERLIN taz | Volkswirtschaften werden gerne mit einem Kuchen verglichen. An | |
| ihm lassen sich die zwei elementaren Seiten des Bruttoinlandsprodukts | |
| veranschaulichen: die Entstehungs- und Verwendungsseite. Denn Kuchen müssen | |
| gebacken werden, bevor sie verteilt werden können. So griff | |
| Union-Kanzlerkandidat [1][Friedrich Merz] bei der Vorstellung seines | |
| Wahlprogrammes zu dieser Metapher: „Wir wollen nicht den vorhandenen | |
| kleinen Kuchen besser verteilen, sondern wir wollen gemeinsam einen | |
| größeren Kuchen für alle herstellen.“ | |
| Merz will Wirtschaftspolitik zum Wahlkampfthema machen. Doch das wollen | |
| auch die anderen Parteien: „Wir stehen für eine Wirtschaftspolitik, die | |
| Wachstum, soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit miteinander verbindet“, | |
| schreibt die [2][SPD] in ihrem Wahlprogramm. [3][Die Grünen] versprechen | |
| eine „starke Wirtschaft für sichere Jobs“. | |
| Dass die Wirtschaftspolitik eins der wichtigsten Themen im Wahlkampf wird, | |
| ist verständlich. Denn das Bruttoinlandsprodukt könnte das zweite Jahr in | |
| Folge schrumpfen, der Kuchen also kleiner werden. Zudem plagen die | |
| Wirtschaft strukturelle Probleme wie hohe Energiepreise und verschlafene | |
| technologische Entwicklungen. So streiten die Parteien darüber, wie der | |
| Kuchen wieder wachsen und der Umstieg vom Kohle- auf Elektroofen finanziert | |
| werden kann. Eine Partei sticht dabei heraus: „Wir wollen den | |
| demokratischen Sozialismus“, heißt es sehr eindeutig bei der Linken. Sie | |
| will also nicht nur den Kuchen, sondern die ganze Bäckerei anders | |
| verteilen. | |
| ## SPD und Grüne wollen einen Deutschlandsfonds | |
| Die Union hingegen will die Bäckereien und vor allem die Bäckermeister | |
| entlasten, um die Wirtschaftsleistung zu steigern. Sie verspricht unter | |
| anderem die Absenkung der Körperschaftssteuer und eine Reform der | |
| Einkommenssteuer. Von letzterer würden vor allem Besserverdienende | |
| profitieren, sagen Experten. | |
| SPD und Grüne hingegen, die sich wirtschaftspolitisch ziemlich einig sind, | |
| wollen mit einer Investitionsprämie von 10 Prozent die Unternehmen zu mehr | |
| Investitionen bewegen. Außerdem versprechen sie eine Modernisierung der | |
| Infrastruktur. Auch darüber, wie sie die Maßnahmen finanzieren wollen, | |
| herrscht zwischen SPD und Grünen weitgehend Konsens: Neben der stärkeren | |
| Besteuerung großer Vermögen schlagen sie die Schaffung eines sogenannten | |
| Deutschlandsfonds vor. Mit Hilfe dieses Sondervermögens wollen beide | |
| Parteien neue Schulden machen. | |
| Dies lehnte die Union bisher ab, weshalb sie ein Finanzierungsproblem hat. | |
| Denn ihre Wahlkampfversprechen sind 100 Milliarden Euro schwer. Woher das | |
| Geld kommen soll, ist fraglich. Ähnliches gilt für die Steuersenkungspläne | |
| der FDP, die sich alleine bei der Einkommenssteuer auf 95 Milliarden Euro | |
| summieren. Beide Parteien stehen bei der Finanzierung vor einem „großen | |
| Fragezeichen“, schreibt das Institut der deutschen Wirtschaft, da sie auch | |
| gegen höhere Steuern an anderer Stelle seien. | |
| Es bleibt offen, wie Merz im Falle eines Wahlsiegs die Quadratur des | |
| Kuchens schaffen will. Vermutlich geht es nur mit neuen Schulden. So lehnt | |
| der Kanzlerkandidat der Union eine Reform der Schuldenbremse neuerdings | |
| nicht mehr ganz kategorisch ab. | |
| 17 Dec 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Simon Poelchau | |
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