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# taz.de -- Satire mit Deepfakes: Der falsche Kautabak
> Auf X parodieren Satire-Accounts Politiker:innen wie Karl
> Lauterbach. Nicht jede:r hat die Medienkompetenz, solche Fakes zu
> erkennen.
Bild: Zum Narren gehalten? Der echte Lauterbach nachdem er am 20.10.2024 vom St…
Gedankenverloren scrolle ich durch X. Ich bin schon dabei, [1][mich
gedanklich zu Bluesky zu verabschieden] und gehe mehr aus nostalgischen
Gründen durch meine Timeline. Vorbei sind die Zeiten von differenzierten
Diskussionen, wir sind im Musk-Zeitalter, in dem Hass und Hetze herrschen.
Doch was sehe ich da? Ein Bild von Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Er
und [2][der Faschist Björn Höcke] stehen dicht nebeneinander und lächeln
gemeinsam in die Kamera, ein Bier in den Händen.
Meine Kinnlade klappt runter. SPD und AfD machen gemeinsame Sache? Das kann
doch nicht wahr sein. Selbst die Brandmauer der CDU ist noch nicht
gefallen, aber die der SPD? Haben die Sozialdemokrat:innen uns
verraten? Ich will gerade die neuesten Pressemitteilungen durchsehen, da
sehe ich den Fehler.
Es ist natürlich nicht [3][Karl Lauterbach]. Das X-Profil heißt
„Gesundheitsminister Karl Kautabak“ und dahinter steht in Klammern
„Satire.“ Auweia, ich bin reingelegt worden. Das Profilbild von Lauterbach
und Kautabak ist zwar dasselbe, doch in der Profilbeschreibung von Kautabak
steht „Bundeskrankheitsminister, der hier satirisch postet.“ Der Account
kommuniziert seine Parodie also deutlich. Und doch wurde ich für ganze fünf
Sekunden getäuscht. Das ist peinlich, nicht nur für einen Journalisten,
sondern insbesondere für jemanden, der Medienkompetenz für wichtiger denn
je hält.
Interessiert schaue ich mir den Herrn Kautabak genauer an. Ich stoße dabei
auf eine Bubble aus Satire-Accounts, die sich in den letzten Jahren
gebildet hat und reale Politiker:innen persifliert. Neben Lauterbach
gibt es auch Parodie-Accounts, etwa zu Anton Hofreiter und Robert Habeck.
Gleichzeitig verlinkt Kautabak reale Accounts, wie etwa den des
AfD-Politikers Stephan Brandner.
Dazu finden sich in der parodistischen Timeline auch echte Bilder des
Gesundheitsministers, die Kautabak als eigene ausgibt. Ich stoße auf
Bilder, wie ein angeblicher Lauterbach mit Höcke Pizza isst, Christian
Drosten inhaftiert, mit Anton Hofreiter angelt und sogar ein Video, wo er
und Annalena Baerbock sich küssen. Die Medien sind [4][mit Grok erstellt,
der eigenen Bilder- und Chat-KI von Elon Musk], die seit einigen Monaten
prominent auf X beworben wird.
## Vor Falschinformationen nicht gefeit
Das alles wirkt absurd und doch frage ich mich, was passiert, wenn aus
meiner fünfsekündigen Täuschung eine Minute oder gar eine Stunde wird? Ein
einzelner Post ist schnell verbreitet. Nicht jeder verfügt über genügend
Medienkompetenz, um solche Bilder, Videos und Accounts direkt als Fakes zu
erkennen. Und spätestens mit dem Trump-Sieg ist an eine Regulierung von X
nicht mehr zu denken.
Andererseits bin ich selbst darauf reingefallen, wenn auch nur für einen
Moment. Doch einen solchen Moment der Schwäche darf man sich im Zeitalter
der Fake News nicht mehr leisten. Wenn Karl Kautabak uns also eines zeigt,
dann, dass wir vor Falschinformationen nicht gefeit sind, egal wie sehr wir
es auch glauben.
17 Dec 2024
## LINKS
[1] /Twitter-Ersatz-Bluesky/!6048298
[2] /Ist-Bjoern-Hoecke-ein-Faschist/!5662526
[3] /Karl-Lauterbach/!t5018827
[4] /KI-Training-bei-X/!6029998
## AUTOREN
Martin Seng
## TAGS
Twitter / X
Satire
Karl Lauterbach
Fake
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Donald Trump
Robert Habeck
US-Wahl 2024
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