# taz.de -- Koalitionsvertrag in Brandenburg steht: Denkbar knappste Mehrheit | |
> SPD und BSW sind sich in Brandenburg einig geworden. Weil ein | |
> BSW-Abgeordneter fremdgeht, haben beide Parteien nicht eine Stimme mehr | |
> als nötig. | |
Bild: Robert Crumbach (BSW) und Dietmar Woidke (SPD) haben zu zählen begonnen | |
Berlin taz | Knapper geht es nicht. Wenn SPD und BSW an diesem Mittwoch um | |
14 Uhr in Potsdam ihren 67-seitigen Koalitionsvertrag vorstellen, werden | |
sie auch erklären müssen, welche Mehrheit die künftige rot-lila Koalition | |
im Brandenburger Landtag haben wird. Sie wird aller Voraussicht nach nur | |
eine Stimme betragen. Der Grund: Der BSW-Abgeordnete Sven Hornauf hat | |
angekündigt, bei der Wahl des Ministerpräsidenten [1][nicht für Dietmar | |
Woidke (SPD)] zu stimmen. | |
So geräuschlos die Verhandlungen die vergangenen drei Wochen gelaufen sind, | |
so vernehmbar hatte es am Wochenende gekracht. Der Streit hatte sich um den | |
Ausbau des Bundeswehrstandorts in Holzdorf an der Grenze zu Sachsen-Anhalt | |
entzündet. Dort soll auch das [2][Raketenabwehrsystem Arrow 3] stationiert | |
werden. „Wer die Aufstellung der Arrow 3 in Brandenburg unterstützt, kriegt | |
meine Stimme nicht“, hatte Hornauf angekündigt. | |
Vorangegangen war ein Machtkampf in der BSW-Fraktion. Zusammen mit fünf | |
anderen Abgeordneten der 14-köpfigen Fraktion hatte Hornauf in einer | |
Kleinen Anfrage wissen wollen, ob das Arrow-System auch als Angriffswaffe | |
genutzt werden könne und ob das Land 100 Millionen Euro an Fördermitteln | |
für den Standort einplane. Nachdem die SPD daraufhin eine „Denkpause“ bei | |
den Verhandlungen gefordert hatte, zog das BSW die Anfrage zurück. Eine | |
ähnliche Anfrage habe es bereits im Bund gegeben, lautete die Begründung | |
von [3][BSW-Fraktions- und Landeschef Robert Crumbach]. | |
Daraufhin hatte Hornauf die Anfrage als Einzelabgeordneter noch einmal | |
gestellt. Ein Treffen der Verhandler am Montag war deshalb ergebnislos | |
beendet worden. Crumbach gab sich dennoch optimistisch. „Ich gehe davon | |
aus, dass wir die Probleme, die wir mit der SPD noch haben (…), zeitnah | |
lösen können“, sagte er. „Wenn wir die zeitnah gelöst haben, dann wird es | |
auch eine Wahl des Ministerpräsidenten geben, wo an unseren Stimmen nicht | |
zu zweifeln ist.“ | |
## Ein weiterer Abtrünniger? | |
Zusammen stellen SPD und BSW in Brandenburg 46 der 88 Landtagsabgeordneten. | |
Nötig bei der Wahl des Ministerpräsidenten sind mindestens 45 Stimmen. Auch | |
SPD-Ministerpräsident Dietmar Woidke wollte deshalb zunächst auf Nummer | |
sicher gehen. Es sei egal, ob man sich zu 99,9 Prozent geeinigt habe, sagte | |
Woidke. Wenn man sich zu 0,1 Prozent noch nicht geeinigt habe, habe man | |
sich nicht geeinigt – auf alles nicht geeinigt. „Deswegen ist der letzte | |
Punkt entscheidend“, betonte er. | |
In einer Krisensitzung hatte die BSW-Fraktion am Dienstag versucht, das | |
Thema abzuräumen – ohne Erfolg. Zu Sven Hornauf, der bei der vierstündigen | |
Sitzung offenbar nicht anwesend war, sagte Crumbach im Anschluss, Hornauf | |
nehme an, dass 100 Millionen Euro Infrastrukturmaßnahmen in Holzdorf | |
verplant würden. „Dem ist nicht so.“ Das teile er Hornauf auch mit. „Dann | |
schauen wir, was er dazu sagt.“ | |
Gleichzeitig hat die Fraktion beschlossen, dass Kleine Anfragen in Zukunft | |
zuerst im Fraktionsvorstand besprochen werden, bevor sie gestellt werden. | |
„Das hat nichts mit Zensur zu tun“, sagte Crumbach. | |
Inwieweit Crumbach die eigenen Reihen zusammenhalten kann, wird sich | |
voraussichtlich am 3. Dezember zeigen. Auf einer Sondersitzung des Landtags | |
will die AfD mehrere Anträge zum Ukraine-Krieg einbringen. Hornauf hat in | |
Zeitungsinterviews bereits angekündigt, zuzustimmen. Auch einen weiteren | |
Wackelkandidaten scheint es zu geben. Laut Tagesspiegel habe das BSW der | |
SPD zugesichert, dass 12 der 14 BSW-Abgeordneten die Anträge ablehnen | |
werden. | |
Über den Koalitionsvertrag will die SPD auf einem Landesparteitag am 6. | |
Dezember abstimmen. Die Wahl des Ministerpräsidenten könnte dann am 11. | |
Dezember stattfinden. Oder auch nicht. | |
27 Nov 2024 | |
## LINKS | |
[1] /SPD-und-BSW-in-Brandenburg/!6050960 | |
[2] /Regierungsbildung-im-Osten/!6042581 | |
[3] /BSW-nach-der-Brandenburg-Wahl/!6035450 | |
## AUTOREN | |
Uwe Rada | |
## TAGS | |
BSW | |
Dietmar Woidke | |
Landtagswahl Brandenburg | |
Koalitionsverhandlungen | |
Social-Auswahl | |
BSW | |
SPD | |
BSW | |
Krankenhausreform | |
BSW | |
Dietmar Woidke | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Koalition aus SPD und BSW in Brandenburg: Woidke ist erpressbar geworden | |
Nur eine Stimme Mehrheit hat die Koalition in Brandenburg. Doch Dietmar | |
Woidke spielt mit. Weil er zu hoch gepokert hat, hat er keine andere Wahl. | |
SPD-BSW-Koalition in Brandenburg: Start mit leichten Störgeräuschen | |
Die Koalition in Brandenburg steht. Die Verhandlungen gingen scheinbar | |
geräuschlos über die Bühne. Das zeigt, wie nah sich SPD und BSW sind. | |
Regierung in Brandenburg: Woidke hofft auf Linke 2.0 | |
In Brandenburg steht der Koalitionsvertrag von SPD und BSW. Beide | |
versprechen eine solide Regierung. Doch die Mehrheit für Rot-Lila ist | |
äußerst knapp. | |
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher: „Die Eskalation zeichnete sich ab“ | |
Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher wurde während der | |
Sitzung des Bundesrats entlassen. Ein Gespräch über die Klinikreform und | |
ihren Konflikt mit Dietmar Woidke. | |
SPD und BSW in Brandenburg: Woidkes verbrannte Erde | |
Die Entlassung der grünen Gesundheitsministerin durch Dietmar Woidke ist | |
kein Ausrutscher. Für das BSW opfert er die Zukunftsfähigkeit des Landes. | |
Koalitionsverhandlungen in Potsdam: Bündnis fossiles Brandenburg | |
Lob von Sahra Wagenknecht, kein Wort zum Klima im Sondierungspapier: Am | |
Montag beginnen die Koalitionsverhandlungen von SPD und BSW. |