| # taz.de -- Regierung in Brandenburg: Woidke hofft auf Linke 2.0 | |
| > In Brandenburg steht der Koalitionsvertrag von SPD und BSW. Beide | |
| > versprechen eine solide Regierung. Doch die Mehrheit für Rot-Lila ist | |
| > äußerst knapp. | |
| Bild: Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) schüttelt BSW-Lande… | |
| Dietmar Woidke (SPD) will Brandenburg weiterregieren. In Potsdam | |
| präsentierte der Ministerpräsident am Mittwoch zusammen mit dem | |
| BSW-Fraktionschef und Ex-SPD-Mann Robert Crumbach den 67-seitigen | |
| Koalitionsvertrag. Der trägt den Titel „Brandenburg voranbringen – | |
| Bewährtes sichern. Neues schaffen“. Woidke sagte, die Verhandlungen seien | |
| schwierig gewesen, aber die Regierung werde stabil sein. | |
| Er erinnerte dabei an 2009. Damals habe es „auch viele Vorbehalte“ gegen | |
| das Bündnis der SPD mit der Linkspartei gegeben, auch in der SPD. Damit | |
| spielte Woidke auf [1][SPD-Wirtschaftsminister Jörg Steinbach] an, der | |
| seinen Job wegen der Putin-Nähe des BSW vor wenigen Tagen an den Nagel | |
| gehängt hat. Rot-Rot aber, so Woidke, habe zehn Jahre solide regiert. „Wenn | |
| es am Anfang schwierig ist, heißt das nicht, dass es so bleibt.“ | |
| BSW-Fraktionschef Crumbach betonte mehrfach, dass BSW und SPD viele | |
| Probleme ähnlich sehen, und lobte die faire Zusammenarbeit. Auch er | |
| versprach solide Arbeit: „Wir werden weniger streiten“. | |
| Im Koalitionsvertrag findet sich viel rhetorische Bürgernähe. Man werde | |
| „Ängste und Alltagssorgen ernst nehmen und dafür sorgen, dass niemand | |
| zurückgelassen wird“. Erwähnt werden der Kaufkraftverlust und hohe | |
| Energiepreise, die man senken wolle. Wie das auf Landesebene geschehen | |
| soll, bleibt vage. | |
| In der Präambel ist die Handschrift des BSW beim Thema Ukrainekrieg | |
| sichtbar. Neben der Forderung nach mehr Diplomatie steht dort: „Der Krieg | |
| wird nicht durch weitere Waffenlieferungen beendet werden können.“ Und: | |
| „Wir sehen die geplante Stationierung von Mittelstrecken- und | |
| Hyperschallraketen auf deutschem Boden kritisch.“ Damit stellt sich | |
| SPD-Mann Woidke frontal gegen SPD-Kanzler Scholz, der die Stationierung der | |
| US-Raketen für 2026 vereinbart hat. | |
| ## Bei Migration nah beieinander? | |
| Zur Migration heißt es, man wolle „die Zuwanderung von Fach- und | |
| Arbeitskräften“, biete „Asylberechtigten Schutz“ und werde alle | |
| „rechtssicheren Maßnahmen zur Eindämmung, Verhinderung und Zurückweisung | |
| von irregulärer Migration“ unterstützen. Wer kein Bleiberecht besitzt, | |
| müsse Deutschland verlassen. Die Landesfinanzministerin Katrin Lange (SPD) | |
| betonte, dass sich Sozialdemokraten und BSW beim Thema Migration sehr nah | |
| seien. | |
| Das BSW soll drei Ministerien bekommen. Crumbach ist als Finanzminister im | |
| Gespräch, der Templiner Bürgermeister und Ex-Linkspartei-Mann Detlef | |
| Tabbert könnte Infrastrukturminister werden, außerdem will das BSW das | |
| Gesundheitsministerium. Landespolitisch will Rot-Lila alle | |
| Krankenhausstandorte erhalten, die Kindergärten für Eltern beitragsfrei | |
| lassen und die Zahl der Polizisten auf 9.000 aufstocken. | |
| Klimapolitisch ist die neue Koalition wenig ambitioniert. Sie hält zwar am | |
| Kohleausstieg bis 2038 und dem europäischen Ziel fest, bis 2045 | |
| klimaneutral zu werden. Aber anders als bei der Vorgängerregierung fehlt | |
| Klimaschutz als Schwerpunkt. Laut BSW-Chef Crumbach fällt Rot-Lila „in | |
| nichts in Klima- und Umweltschutz zurück“. Der Geschäftsführer des BUND | |
| Brandenburg, Axel Kruschat, sagte der taz dagegen, der neue | |
| Koalitionsvertrag sei „inkonsistent“. So verspreche die Koalition, den | |
| Brandenburger Klimaplan sowie die Brandenburger Energie und | |
| Wasserstoffstrategie umzusetzen. Die Ausbauziele von Wind- und Solarkraft | |
| seien in der Energiestrategie aber viel geringer als in Klimaplan und | |
| Wasserstoffstrategie vorgesehen. „Das passt nicht zusammen“, sagt Kruschat. | |
| In früheren Entwürfen des Koalitionsvertrages fand sich die Forderung, sich | |
| auf Bundesebene für eine Abschaffung der CO2-Bepreisung einzusetzen. Nun | |
| steht dort nur noch, dass CO2-Preise „nicht zu sozialen Verwerfungen im | |
| Land führen und den Unternehmensstandort Deutschland gefährden“ dürfen. | |
| Auch die BSW-Forderung, an die Raffinerie Schwedt wieder russisches Öl zu | |
| liefern, fehlt im Koalitionsvertrag. | |
| Und nun? [2][Rot-Lila ist noch nicht in trockenen Tüchern]. Erst müssen | |
| Landesparteitage den Koalitionsvertrag durchwinken. Dann kann am 11. | |
| Dezember Woidke wieder zum Ministerpräsidenten gewählt werden. Das Problem: | |
| Rot-Lila hat nur 2 Stimmen Mehrheit. Ein BSW-Mann hat schon angekündigt, | |
| Woidke nicht zu wählen. Rot-Rot hatte 2009 immerhin 13 Stimmen Mehrheit. | |
| 27 Nov 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Stefan Reinecke | |
| Jonas Waack | |
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