Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kaputte Untersee-Datenkabel in Ostsee: Marineaufgebot gegen Saboteu…
> Erneut sind Untersee-Datenkabel in der Ostsee beschädigt worden. Nun soll
> Militär gegen die russische Schattenflotte helfen.
Bild: Unterwegs in düsterer Mission? Der aus Russland kommende Öltanker Eagle…
Berlin taz | Das Kabel ist repariert, die Daten fließen wieder! Das meldete
die finnische Firma Cinia Ende November. Doch vier Wochen später gibt es
erneut schlechte Nachrichten von der Ostsee: [1][Wieder wurde das
Untersee-Datenkabel C-Lion1 zwischen Helsinki und Rostock gekappt.]
Dieses Mal ist eins von fünf Kabeln in der Ostsee beschädigt, am ersten
Weihnachtstag schreckte dies zunächst Finnland und Estland auf. Denn dort
wurde die Unterbrechung des Stromkabels Estlink 2 zuerst bemerkt. Später
wurden auch Störungen bei drei finnisch-estnischen Telekommunikationskabeln
gemeldet – und wieder an dem einen, das nach Deutschland führt.
Beim letzten Vorfall Mitte November hatte es fast noch forsch gewirkt, dass
Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) sofort von Sabotage ausging.
„Niemand glaubt, dass diese Kabel aus Versehen durchtrennt worden sind“,
sagte er damals. Schwedische Zeitungen erklärten derweil, warum es nicht
unbedingt Sabotage sein muss, wenn ein Kabel kaputt geht. Dann stellten
aber auch die schwedischen Ermittlungsbehörden klar, dass sie wegen des
Verdachts auf Sabotage ermitteln.
Schweden war in den November-Fällen zuständig, weil beide Schäden –
betroffen war auch ein Datenkabel zwischen Schweden und Litauen – in der
schwedischen Wirtschaftszone verursacht worden waren. Die Ermittlungen
dauern übrigens noch an. Unter Verdacht geriet der unter chinesischer
Flagge fahrende Frachter „Yi Peng 3“.
## Nato sagt Unterstützung zu
Auch für die Kabelbrüche an Weihnachten wird nun ein Schiff verantwortlich
gemacht: Der Öltanker „Eagle S“, der unter der Flagge der Cookinseln fähr…
Der finnische Premierminister Petteri Orpo stellte sofort eine Verbindung
her, die bislang so direkt nicht vorkam: Die „Eagle S“ sei Teil der
sogenannten russischen Schattenflotte, die in der Ostsee Sabotageakte
ausführe.
Finnland bekam am Freitag umgehend Hilfe von Nato-Generalsekretär Mark
Rutte zugesagt. Via X kündigte Rutte an: „Die Nato wird ihre Militärpräsenz
in der Ostsee verstärken.“ Auch der estnische Verteidigungsminister Hanno
Pevkur hatte zuvor auf derselben Onlineplattform geschrieben, dass Estland
eine Marinepatrouille in die Region schicke.
Wie Finnland geht auch die EU-Kommission offiziell davon aus, dass die
„Eagle S“ Teil der Schattenflotte Russlands ist. „Wir verurteilen jegliche
absichtliche [2][Zerstörung von Europas kritischer Infrastruktur] scharf“,
hieß es in einer Mitteilung. Die Schattenflotte bedrohe die Sicherheit und
die Umwelt, während sie Russlands Kriegskasse fülle. Die EU-Kommission
kündigte weitere Maßnahmen inklusive Sanktionen an, die auf die Flotte
zielen.
## Experten fordern mehr Überwachung
Dass Finnland anders als früher äußerst schnell und entschlossen reagierte,
bestätigte ein Experte für Seerecht dem finnischen Rundfunk Yle. „Nicht
zuletzt die finnischen Behörden haben sowohl schnell als auch ziemlich
mutig agiert, um das verdächtige Fahrzeug für weitere Untersuchungen in
finnische Gewässer zu bringen“, sagte Henrik Ringbom von der Universität
Åbo Akademi. Das sei nicht einfach zu bewerkstelligen und nicht ganz
unproblematisch. „Ich halte es für eine sehr gute Entwicklung, dass man so
schnell agiert.“
Als Teil der russischen Schattenflotte gelten Schiffe, die das
internationale Seerecht nutzen, um etwa Öl aus Ostseehäfen des vom Westen
sanktionierten Russland durch die Ostsee in die Welt zu schaffen. Sie
sind oft älter, fahren unter wechselnden Flaggen, in schwer zu
durchschauenden Besitzverhältnissen und ohne Versicherung. Bis auf die
Kontrolle wegen Versicherungsverstößen haben die Anrainer bislang wenig
Handhabe gegen das bekannte Problem.
Nach den jüngsten Vorfällen fordert ein Experte für Infrastruktur auf See
die Ostseeländer nun auf, diese Schiffe besser zu überwachen. „Fahrzeuge,
die mit der sogenannten Schattenflotte in Verbindung gebracht werden und
die zu Sabotageakten überredet werden können, sollten unter Bewachung
stehen und fotografiert werden, sobald sie den Öresund durchfahren“, sagte
Hans Liwång von der schwedischen Verteidigungshochschule in Stockholm
gegenüber Yle. Bislang gibt es lediglich den Beschluss der Anrainerstaaten,
russische Öltanker regelmäßiger auf Versicherungsnachweise zu
kontrollieren.
27 Dec 2024
## LINKS
[1] /Innereuropaeische-Datenverbindung/!6047218
[2] /Hybride-Kriegsfuehrung/!6049672
## AUTOREN
Anne Diekhoff
## TAGS
Sabotage
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Kaja Kallas
Estland
Finnland
Kritische Infrastruktur
Social-Auswahl
Nato
Glasfaserkabel
Nato
Nato
Ostsee
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Infrastruktur
Finnland
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
## ARTIKEL ZUM THEMA
Sabotage-Verdacht: Erneut Schaden an Ostsee-Kabel entdeckt
Ein Datenkabel weist zum zum dritten Mal innerhalb weniger Monate Schäden
auf. Schwedens Polizei prüft, ob Sabotage vorliegen könnte. Auch Brüssel
reagiert.
Neues beschädigtes Ostseekabel: Wieder ein Frachter unter Sabotageverdacht
Diesmal wurde ein Kabel zwischen der schwedischen Insel Gotland und
Lettland beschädigt. Schweden leitet Ermittlungen auf dem festgesetzten
Fahrzeug.
Nato-Treffen der Ostsee-Anrainer: Ende der Tatenlosigkeit
Die Ostsee-Anrainer der Nato wollen sich besser vor Sabotageaktionen
schützen. Das sind erste Schritte gegen das böse Treiben Putins im Meer.
Nato-Treffen der Ostsee-Anrainer: Das Meer vor Putin schützen
Schrottschiffe sollen im Auftrag Russlands in der Ostsee verkehren und
vermehrt Unterseekabel zerstören. Die Nato will nun Schiffe und Flugzeuge
entsenden.
Nato-Treffen in Finnland: Schweden rüstet gegen die Schatten in der Ostsee
Ministerpräsident macht vor Nato-Treffen klar: Die Sabotage in der Ostsee
werte man als Eskalation. Nato-Partner sehen Russland verantwortlich.
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Ukraine startet überraschende Offensive …
Die ukrainischen Streitkräfte haben in Kursk überraschend eine neue
Offensive gestartet. Zuletzt war das Land durch russische Vorstöße stark
unter Druck geraten.
Hybride Kriegsführung: Angriff auf die Lebensadern
Versorgungswege und Energieanlagen in Deutschland werden immer häufiger zum
Ziel hybrider Kriegsführung. Was tut die Politik, um uns zu schützen?
Innereuropäische Datenverbindung: Sabotageverdacht bei Kabelbruch in der Ostsee
Ein Unterseekabel zwischen Finnland und Deutschland ist beschädigt, auch
eines zwischen Litauen und Schweden. Minister Pistorius geht von Sabotage
aus.
Folgen des russischen Angriffskriegs: EU und Nato erweitern Kooperation
Die Union und die Militärallianz wollen sich auch in Bereichen wie der
Wirtschaft enger abstimmen. Die Klimapolitik nimmt nur eine Nebenrolle ein.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.