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# taz.de -- Entwicklungshilfe: Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser
> Sollen vergebene Gelder in der Entwicklungszusammenarbeit kontrolliert
> werden oder nicht? Eine Studie zeigt, man sollte auf Eigenverantwortung
> setzen.
Bild: In Burkina Faso gibt es verschiedene Entwicklungsprojekte
Mit Entwicklungszusammenarbeit wollen reichere Staaten wie Deutschland
ärmere Staaten aus dem Globalen Süden dabei unterstützen, die
Lebensbedingungen vor Ort zu verbessern und wirtschaftliche Unterschiede
zwischen den Ländern zu verkleinern. Das scheint erst mal ein faires
Anliegen, schließlich basiert der Reichtum der einen historisch auch auf
der Ausbeutung der anderen.
Trotzdem steht Entwicklungszusammenarbeit immer wieder infrage, und dass
nicht nur, wenn wie in diesem Sommer die FDP gleich [1][die komplette
Abschaffung des Entwicklungsministerium]s fordert und das Thema ins
Auswärtige Amt integrieren will.
Die Kritik richtet sich dabei meist gegen die vermeintlich fehlende
Effizienz von Projekten der Entwicklungszusammenarbeit. Das Geld werde
nicht sinnvoll eingesetzt oder werde vor Ort zweckentfremdet. Aber stimmt
das? Und würde es helfen, klare Vorgaben für den Einsatz der Mittel zu
machen und diese zu kontrollieren?
## Die Studie
Mit diesen Fragen haben sich Forschende der Universität Passau und der
Weltbank in einem Feldexperiment am Beispiel kleiner argrarnaher
Unternehmen in Burkina Faso beschäftigt. Das sind etwa Firmen, die
Landmaschinen vermieten, Saatgut verkaufen oder Getreide zu Mehl mahlen.
In der [2][im Fachmagazin Journal of Development Economics veröffentlichten
Studie] haben sie untersucht, ob es einen Unterschied macht, wenn die
vergebenen Mittel an einen bestimmten Zweck gebunden sind oder nicht. Die
Vergabe zweckgebundener Mittel, etwa für Schulungen oder Beratung, ist oft
die bevorzugte Herangehensweise, weil die Geldgeber:innen sich sorgen,
Fördergelder könnten in den Zielländern ineffizient verwendet oder sogar
veruntreut werden.
Zwei Jahre beobachteten die Forschenden 1.200 Betriebe, die entweder
flexibel einsetzbare Geldbeträge oder für feste Ziele gebundene Beträge
erhielten, dazu kam eine Kontrollgruppe, die gar keine Hilfen bekam.
Die Ergebnisse sind eindeutig: Empfänger:innen von direkten
Geldzahlungen schnitten in jedem untersuchten Bereich besser ab als jene
von zweckgebundenen Leistungen. Zwar führten Direktzahlungen nicht zu
signifikanten Erhöhungen von Umsatz oder Beschäftigung, allerdings zu
Investitionssteigerungen und einer verbesserten Krisensicherheit. Direkte
Zahlungen verursachten außerdem weniger Kosten.
## Was bringt’s?
Die Studienergebnisse legen nahe: Die [3][Sorgen über mögliche
Fehlinvestitionen oder veruntreute Gelder sind unbegründet]. Direkte
Geldzahlungen können sogar die einfachere Möglichkeit sein, Betriebe in den
Zielländern zu stabilisieren. Vor allem aber belegen die Ergebnisse, dass
Unternehmen in den betroffenen Ländern oft eine [4][bessere Kenntnis der
Bedürfnisse und Umstände vor Ort haben als die designierten
Expert:innen] in Bonn, Berlin und Frankfurt.
1 Dec 2024
## LINKS
[1] /FDP-Forderung-zu-Entwicklungspolitik/!6030298
[2] https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0304387824000932?via%3Di…
[3] /Entwicklungshilfe-fuer-Wasserprojekte/!5808097
[4] /Referentin-ueber-Entwicklungsarbeit/!5820828
## AUTOREN
Marco Fründt
## TAGS
Entwicklungshilfe
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Burkina Faso
wochentaz
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Schwerpunkt Klimawandel
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