# taz.de -- Verkehrsministerkonferenz in Duisburg: Proteste für preiswertes D-… | |
> Das Treffen der Verkehrsminister:innen hat begonnen – begleitet von | |
> Demos. Aktivist:innen und Verbände fordern eine sozial gerechte | |
> Verkehrswende. | |
Bild: Protest gegen teures Deutschlandticket in Duisburg | |
Bochum taz | Begleitet von Protesten von Klimaschützer:innen, Umwelt-, | |
Verkehrs- und Sozialverbänden sowie Gewerkschaften hat am Mittwoch im | |
nordrhein-westfälischen Duisburg die Herbstkonferenz der | |
Verkehrsminister:innen begonnen. Im Zentrum der Kritik: die im | |
September angekündigte Preiserhöhung für das Deutschlandticket, das ab 1. | |
Januar 2025 statt bisher 49 dann 58 Euro im Monat kosten soll. | |
Nötig sei eine „sozial gerechte Verkehrswende“, erklärten Aktivist:innen | |
von Fridays for Future. „Klimaverträgliche Mobilität darf kein Luxus sein, | |
sondern muss für alle bezahlbar bleiben“, forderte auch Andrea Büngeler, | |
Vorständin des Paritätischen Wohlfahrtverbands NRW. „Entgegen den | |
Behauptungen von FDP-Bundesverkehrsminister Volker Wissing“ sei dafür | |
durchaus Geld vorhanden, betonte Kerstin Ciesla, in NRW | |
Vize-Landesvorsitzende des Umweltverbands BUND. „Statt Milliarden [1][für | |
klimaschädliche Subventionen und Straßenneubau] zu verschwenden, müssen | |
diese für Bus und Bahn genutzt werden“, forderte Ciesla. | |
Die Preiserhöhung müsse unbedingt zurückgenommen werden, erklärte auch der | |
Verkehrsclub Deutschland (VCD) – und verwies auf eine Studie des | |
Wissenschaftsverbunds Ariadne. Danach wurden seit der Einführung des | |
49-Euro-Tickets 30,4 Prozent mehr Kilometer mit der Bahn zurückgelegt. Die | |
Länge der mit dem Auto zurückgelegten Strecken sank dagegen um 7,6 Prozent. | |
Dadurch seien 6,7 Millionen Tonnen des Treibhausgases CO2 weniger in die | |
Atmosphäre geblasen worden. Die angekündigte Preiserhöhung könne diesen | |
Effekt fast halbieren, warnen die Ariadne-Forscher:innen. | |
Trotzdem ist nicht einmal sicher, ob es das Deutschlandticket, das aktuell | |
von Bund und Ländern mit je 1,5 Milliarden Euro gefördert wird, über das | |
Jahr 2026 hinaus überhaupt noch geben wird. „Auf Wunsch der | |
Ministerpräsidentenkonferenz“ werde das Ticket „nach 2024“ evaluiert, | |
erklärte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) am Mittwochmittag im | |
Bundestag – bei der Verkehrsministerkonferenz sei sein Ministerium „auf | |
Staatssekretärsebene“ vertreten, sagte eine Sprecherin. | |
## „Zukunfts-Rave“ von Fridays for Future | |
In Duisburg machten die Länder deshalb Druck. Wissing müsse endlich ein | |
Konzept für den von ihm vorgeschlagenen Infrastrukturfonds vorlegen, hieß | |
es in einer Beschlussvorlage Nordrhein-Westfalens. Auch Baden-Württembergs | |
grüner Verkehrsminister Winfried Hermann mahnte eine schnelle Lösung an. | |
Der Infrastrukturfonds soll die Sanierung des maroden deutschen Straßen- | |
und Schienennetzes [2][dauerhaft finanziell absichern] – und wohl die | |
Schuldenbremse umgehen. | |
Eine bessere Finanzierung forderten auch die Gewerkschaften. „Schon heute | |
gilt der Nahverkehr als unattraktiver Arbeitgeber“, sagte | |
Verdi-Gewerkschaftssekretär Peter Büddicker der taz – dabei würden allein | |
im bevölkerungsreichsten Bundesland NRW in den kommenden Jahren ein Viertel | |
der aktuell 40.000 Fachkräfte altersbedingt ausscheiden. Nötig seien | |
deshalb nicht nur Lohnerhöhungen, sondern auch attraktivere | |
Arbeitszeitmodelle. | |
Die Eisenbahnergewerkschaft EVG wandte sich gleichzeitig gegen die von den | |
Verkehrsminister:innen geforderte „Trennung von Netz und Betrieb“ der | |
Bahn: Auf Druck der Bundesregierung als Alleineigentümer war deren | |
Infrastruktur erst vor kurzem in der Gesellschaft InfraGo gebündelt worden. | |
„Bahnhöfe und Schienenwege wurden jahrzehntelang heruntergewirtschaftet, | |
weil der Bund nicht die nötigen finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt | |
hat“, [3][kritisierte der EVG-Vorsitzende Martin Burkert]. „Jetzt zu | |
glauben, innerhalb von zehn Monaten deutliche Verbesserungen erzielen zu | |
können, geht völlig an der Realität vorbei.“ | |
Vor dem Konferenzhotel in Duisburg sollen die Proteste für eine | |
klimafreundliche Mobilität am Abend noch einmal laut werden – ab 18:30 Uhr | |
laden die Fridays for Future (FfF) dann zu einem „Zukunfts-Rave“ ein. Ziel | |
sei ein „bezahlbares, für alle zugängliches Deutschlandticket“, sagte Yas… | |
Hinz von FfF Duisburg: „Die Verkehrsminister:innen haben die | |
Verantwortung, endlich einen nachhaltigen Wandel in der Mobilität zu | |
gestalten.“ | |
9 Oct 2024 | |
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## AUTOREN | |
Andreas Wyputta | |
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