# taz.de -- Sanktionen für Bürgergeldempfänger: 30 Prozent weniger als Minim… | |
> Keine zwei Jahre nach Start des Bürgergelds verschärft die Ampel die | |
> Regeln. Wer zum Beispiel Termine versäumt, wird bestraft. Das ist ein | |
> Fehler. | |
Bild: Verschäft die Bedingungen für das Bürgergeld: Arbeitsminister Hubertus… | |
Einst wollten Arbeitsminister Hubertus Heil und seine Sozialdemokraten die | |
Stigmatisierung von Arbeitslosen beenden, den Fokus auf Qualifikationen und | |
weniger auf erstbeste Hilfsjobs legen. Ein Geld für die Bürger sollte es | |
sein, weg von der Stigmatisierung durch Hartz IV. „Das neue [1][Bürgergeld] | |
bringt den Systemwechsel: mehr Respekt, mehr Vertrauen“ warb die SPD noch | |
zu Beginn des Bürgergeldes 2023. | |
Doch die nun beschlossenen Verschärfungen haben wenig mit Respekt und | |
Vertrauen zu tun. Wer eine zumutbare Arbeit, Ausbildung oder Maßnahme ohne | |
triftigen Grund ablehnt, muss künftig sofort mit einer Kürzung der | |
Grundsicherung um 30 Prozent für drei Monate rechnen. Wer Termine im | |
Jobcenter ohne Grund nicht wahrnimmt, soll eine Leistungsminderung von 30 | |
Prozent statt bisher 10 Prozent für einen Monat erhalten. | |
Das Signal ist klar: Niemand soll den Sozialstaat ausnutzen dürfen. [2][Man | |
stellt Arbeitslose erneut unter Generalverdacht]. Doch in Wahrheit sind die | |
Wirkungen von Sanktionen überschaubar. Forschungsergebnisse der vergangenen | |
Jahre zeigen, dass zwar kurzfristig mehr Leistungsbeziehende eine Arbeit | |
aufnehmen, es sich aber häufiger um einfache Beschäftigungen handelt. | |
Langfristig gesehen seien Personen, denen Sanktionen auferlegt wurden, | |
seltener erwerbstätig. Laut einer Langzeitstudie, die der Verein | |
Sanktionsfrei in Auftrag gegeben hatte, wirken sich Leistungskürzungen | |
außerdem negativ auf Gesundheit und Motivation aus. | |
## Abschrecken statt motivieren | |
Wie so oft im Universum der Arbeitslosenhilfe geht es schlicht um | |
Abschreckung: Im vergangenen Jahr wurden nur 3 von 100 | |
Bürgergeldempfänger*innen sanktioniert. In den meisten Fällen | |
verpassten sie Termine und lehnten nicht, wie etwa CDU-Kanzlerkandidat | |
Friedrich Merz behauptet, zumutbare Arbeitsangebote ab. | |
[3][Statt „härtere Konsequenzen“] für Leistungsempfänger*innen zu | |
fordern, sollte die Ampel-Koalition ihre eigene Arbeitsverweigerung | |
hinterfragen. Auf die Grundsicherung für Kinder warten Familien immer noch. | |
3 Oct 2024 | |
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## AUTOREN | |
Anastasia Zejneli | |
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