| # taz.de -- Anreize für Arbeitsaufnahme: Zoff über Prämie für Arbeitslose | |
| > Das Bundeskabinett war sich einig. Doch plötzlich will in den | |
| > Regierungsfraktionen niemand mehr 1.000 Euro für eine Jobaufnahme zahlen. | |
| Bild: Die Anschubfinanzierung für Langzeitarbeitslose trifft auf Kritik | |
| Berlin taz | Die Kritik an der geplanten Prämie für Langzeitarbeitslose | |
| hält an – und sie kommt auch aus den Reihen von SPD, Grünen und FDP. Die | |
| Bild-Zeitung betitelte das Vorhaben spöttisch als „Arsch-hoch-Prämie“. Zur | |
| Erinnerung: Vergangene Woche hatte das Bundeskabinett Änderungen für | |
| Bürgergeldempfänger*innen beschlossen. | |
| Dazu gehören unter anderem schärfere Sanktionen, wenn Arbeit abgelehnt | |
| wird. Aber eben auch die sogenannte Anschubfinanzierung für | |
| Langzeitarbeitslose. Menschen, die für längere Zeit erwerbslos sind, sollen | |
| eine Prämie von 1.000 Euro bekommen, wenn sie einen | |
| sozialversicherungspflichtigen Job annehmen und ihn mindestens für ein Jahr | |
| behalten. | |
| An diesem Vorhaben gibt es Kritik. „Wie will man das den Millionen | |
| Arbeitnehmern in Deutschland erklären, die jeden Tag das Land am Laufen | |
| halten?“, fragte CDU-Generalsekretär [1][Carsten Linnemann in der Bild.] | |
| Doch auch in den Regierungsparteien stieß die Idee der Prämie auf | |
| Ablehnung. | |
| Dagegen sprächen „viele fachliche Argumente“, erklärte etwa Martin | |
| Rosemann, sozialpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, der taz. | |
| Für die meisten Bürgergeldbeziehenden sei „die Frage, ob sie arbeiten oder | |
| nicht, keine finanzielle Frage“. Es gehe vielmehr um fehlende | |
| Berufsabschlüsse, Schwierigkeiten bei der Kinderbetreuung oder | |
| gesundheitliche Probleme. Solche Vermittlungshemmnisse ließen „sich mit | |
| einer einmaligen Prämie nicht lösen“. | |
| ## Müller-Gemmeke (Grüne) kritisiert das Vorhaben | |
| Auch der FDP-Abgeordnete Frank Schäffler forderte, das Vorhaben zu stoppen, | |
| und verwies auf die angespannte Haushaltslage. Anders argumentierte die | |
| Bundestagsabgeordnete Beate Müller-Gemmeke (Grüne), die sich aber auch | |
| gegen die Prämie aussprach. „Langzeitarbeitslose Menschen wollen arbeiten, | |
| auch ohne Prämie“, erklärte sie der taz. | |
| Sie kritisierte, dass „Alleinerziehende und Familien mit mehreren Kindern | |
| nicht von der Prämie profitieren könnten, weil sie trotz Arbeit häufig | |
| zusätzlich auf Bürgergeld angewiesen sind“. Besser sei es daher, die | |
| Freibeträge zu erhöhen, „damit die Menschen mehr von ihrem Lohn behalten | |
| können“. | |
| Das grün geführte Bundeswirtschaftsministerium verteidigte in einer | |
| Erklärung das Vorhaben. Damit solle „die Aufnahme regulärer, dauerhafter | |
| Beschäftigungsverhältnisse gestärkt werden“. Die Prämie bilde „ein | |
| Gegengewicht zu den hohen Transferentzugsraten bei Aufnahme einer | |
| Beschäftigung aus dem Bürgergeld heraus“. Zudem erhofft sich das | |
| Ministerium auch „relevante Kostenersparnisse“. | |
| Das Wirtschaftsministerium betonte, dass es ein „gemeinsames Vorhaben der | |
| Bundesregierung“ sei, das im Rahmen der Wachstumsinitiative auf den Weg | |
| gebracht worden sei. Das Bundesarbeitsministerium hielt sich auf Nachfrage | |
| bedeckt: Das weitere Verfahren liege „nun in den Händen des Parlaments“. | |
| Die Grundidee stammt vom [2][Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung] | |
| (IAB Nürnberg). Dort wird argumentiert, dass zu hohe Freibeträge negative | |
| Folgen hätten. Dadurch „würde insbesondere der Niedriglohnsektor durch | |
| aufstockende Leistungen umfassend subventioniert“. Das wäre bei einer | |
| Anschubhilfe nicht der Fall. | |
| 7 Oct 2024 | |
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| [1] https://www.bild.de/politik/inland/buergergeld-ploetzlich-wackelt-die-arsch… | |
| [2] https://www.iab-forum.de/eine-anschubhilfe-im-buergergeld-koennte-die-erwer… | |
| ## AUTOREN | |
| Jasmin Kalarickal | |
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