# taz.de -- Klimaneutralität in Europa: Deutschland ist zu langsam | |
> Die Vorreiter Dänemark und Norwegen zeigen laut einer Studie, wie man | |
> klimaneutral werden kann. Deutschland hinkt in allen Bereichen hinterher. | |
Bild: Bis 2045 soll Deutschland klimaneutral sein – noch ein weiter Weg, wie … | |
Berlin taz | Deutschland erfüllt die Klimaziele im Verkehrs-, Strom und | |
Gebäudesektor zu langsam. So könne das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 | |
nicht erreicht werden. Das ergibt eine Studie des Potsdamer | |
Forschungsinstituts für Nachhaltigkeit in Kooperation mit der | |
Bertelsmann-Stiftung, die am Dienstag erschienen ist. Die beiden | |
Einrichtungen haben den Fortschritt bei ökologischer Verkehrs-, Wärme- und | |
Stromwende in Ländern untersucht, die als Vorreiterstaaten gelten: | |
Norwegen, Dänemark, Großbritannien und Deutschland. Der Ruf ist dem | |
Ergebnis zufolge nicht in allen Fällen gerechtfertigt. | |
„Deutschland hat bei allen Sektoren noch große Hausaufgaben zu leisten“, | |
sagte Christof Schiller von der Bertelsmann-Stiftung der taz. Dänemark und | |
Norwegen könnten als Vorbilder in vielen Bereichen dienen. | |
Zum Beispiel ist der Individualverkehr in Norwegen laut der Studie nahezu | |
emissionsfrei. Das liege unter anderem an einer offensiven Subventionierung | |
von E-Autos [1][sowie dem raschen Ausbau der Ladeinfrastruktur]. In | |
Deutschland würden hingegen noch zu viele Verbrenner verkauft, [2][der | |
Anreiz zur Nutzung von E-Autos sei zu gering] und die Ladeinfrastruktur | |
lasse ebenfalls zu wünschen übrig. | |
Dänemark hat im Stromsektor eine Vorbildrolle inne. „Gerade bei der Frage | |
effektiver Mechanismen von Politikkoordinierung, evidenzbasierter | |
Politikgestaltung und zivilgesellschaftlicher Beteiligung verfügt das | |
dänische Regierungssystem über Stärken im Ländervergleich“, heißt es in … | |
Studie. | |
## Umrüstung auf Wärmepumpen muss attraktiver werden | |
In Deutschland müsse die Netzinfrastruktur deutlich ausgebaut und | |
modernisiert werden, um das Drosseln von erneuerbarem Strom und negative | |
Preise zu verhindern, sagte Schiller. Die gute Nachricht: [3][Bei der | |
Produktion von Ökostrom ist Deutschland laut Studie auf einem guten Weg]. | |
Nur sei das Netz zu schlecht, um ihn auch gut zu verteilen. | |
In Dänemark seien außerdem Genehmigungsverfahren schnell und einfach und | |
die Fördermaßnahmen seien gut an die Bedürfnisse der Bürger:innen | |
angepasst. Deshalb liege die Zustimmung unter der Bevölkerung zum Ausbau | |
der erneuerbaren Energien bei 93 Prozent, in Deutschland nur bei 85 | |
Prozent. | |
Auch beim Heizen ist Dänemark Vorreiter. Dort startete die Wärmewende | |
bereits Ende der Siebzigerjahre mit dem gezielten Ausbau der Fernwärme und | |
der Gründung der dänischen Energieagentur. Heute sind rund zwei Drittel der | |
Haushalte in Dänemark an das Fernwärmenetz angeschlossen. Die | |
Energieerzeugung stammt bereits zu 60 Prozent aus erneuerbarer Energie. | |
Das [4][deutsche Heizungsgesetz], das den Umstieg auf klimafreundliches | |
Heizen bringen soll, wurde erst im vergangenen Jahr endgültig beschlossen. | |
„Deutschland ist auch hier noch nicht auf dem richtigen Weg“, sagte | |
Schiller. „Die Regierung muss sich überlegen, wie sie zum Beispiel die | |
Umrüstung auf Wärmepumpen fördern und attraktiver gestalten kann.“ | |
[5][Möglich sei zum Beispiel eine Aufklärungskampagne], um die Akzeptanz in | |
der Bevölkerung zu steigern. | |
„Die Ergebnisse der Studie bestätigen, dass die bisherige Politik der | |
Bundesregierung unzureichend ist, um die Klimaschutzziele einzuhalten“, | |
sagte Mira Jäger, Energieexpertin von Greenpeace, der taz. Beispielsweise | |
brauche es einen Gasausstieg bis 2035. Bislang ist nur ein Kohleausstieg | |
beschlossene Sache. Jäger forderte außerdem eine zügige, sozial gerechte | |
Wärmewende und einen zukunftsfähigen Umbau der Industrie. | |
1 Oct 2024 | |
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## AUTOREN | |
Anton Dieckhoff | |
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