# taz.de -- Plenardebatte im Abgeordnetenhaus: „Mehr als ein Fahrschein“ | |
> In einer teils sehr emotional geführten Diskussion deutet sich an: Ab | |
> 2025 könnte es das BVG-Sozialticket für 9 Euro nicht mehr geben. | |
Bild: Das Sozialticket für Bus und Bahn kostete einst 36 Euro, dann 27,50 und … | |
Berlin taz | Das Sozialticket, bislang für 9 Euro zu haben, sei „mehr als | |
ein Fahrschein“, es ermögliche auch denen Mobilität, die wenig im | |
Geldbeutel haben. „Berlin gehört uns allen, egal, ob arm oder reich“, | |
erregt sich die Grüne Oda Hassepaß im Abgeordnetenhaus. Ähnlich in Rage | |
redet sich dort am Donnerstag Katina Schubert, die sozialpolitische | |
Sprecherin der Linksfraktion: „Es dürfen nicht die Ärmsten sein, die die | |
verfehlte Haushaltspolitik ausbaden.“ Der CDU wirft sie vor, sie sei „zu | |
doof, einen Haushalt aufzustellen.“ | |
Vor 14 Tagen hat Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD[1][) an selber | |
Stelle im Plenarsaal nicht zusichern könne]n, dass es das Sozialticket für | |
Bus und Bahn auch 2025 noch für 9 Euro monatlich gibt. Für diesen Preis | |
bekommt es aktuell, wer staatliche Leistungen bezieht, egal ob Wohngeld | |
oder Bürgergeld – was auf mehr als 60.000 Berliner zutrifft. [2][Bis Anfang | |
2023 kostete das Sozialticket deutlich mehr, nämlich 27,50 Euro]. Die | |
damalige rot-grün-rote Koalition setzte den neuen Preis durch, weil bereits | |
die normale Monatskarte nur noch 29 Euro statt früher mindestens knapp 60 | |
Euro kostete. | |
Als Reaktion auf Kiziltepes Nicht-Zusicherung beantragt die Linksfraktion | |
nun, das Sozialticket für 9 Euro dauerhaft zu erhalten. An diesem | |
„dauerhaft“ beißt sich der SPD-Abgeordneten Lars Düsterhöft fest: Wie so… | |
das möglich sein, so etwas auf alle Zeiten festzuschreiben? Ihn erinnere | |
das an die DDR, wo die Einzelfahrt über Jahrzehnte unverändert 20 Pfennig | |
gekostet habe. | |
Was die Linken-Abgeordnete Schubert dazu bringt, zwischenzufragen, ob er | |
das Ticket denn wenigstens für 2025 erhalten wolle. Das mag Düsterhöft dann | |
eben auch nicht zusichern. Er und auch der CDU-Abgeordnete Björn Wohlert | |
rechnen vielmehr vor, dass [3][das bis 2016 sogar 36 Euro teure | |
Sozialticket] heute für ein Viertel davon zu haben sei, während sich der | |
Teil des Bürgergelds, der für Mobilität vorgesehen sei, verdoppelt habe. | |
Weder Grüne noch Linkspartei widersprechen dem. „Es kann nicht sein, dass | |
alle berlinspezifischen Sozialleistungen auf Dauer Bestand haben“, so | |
Düsterhöft. Das schließt an die schon [4][in der vorigen Sitzung geführte | |
Debatte über das Schulessen] an, das genau wie der Kitabesuch für alle | |
Kinder – ob aus reichen oder armen Familien – beitragsfrei ist. | |
## Koalition muss über 3 Milliarden einsparen | |
Dass das Sozialticket für 9 Euro auf der Kippe steht, gehört zur Suche der | |
schwarz-roten Koalition nach Kürzbarem im aktuellen Haushalt, in dem über 3 | |
Milliarden Euro einzusparen sind. Bisherigen Versuchen in diese Richtung | |
kann die Abgeordnete Schubert nichts abgewinnen. Sie habe sich ein Video | |
angesehen, dass CDU-Fraktionschef Dirk Stettner dazu aufgenommen habe – | |
„ich habe selten ein so dummes Zeug gehört.“ | |
26 Sep 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Archiv-Suche/!6032764&s=kiziltepe&SuchRahmen=Print/ | |
[2] /Anschlussmodell-fuer-9-Euro-Ticket/!5878172 | |
[3] /Halbzeit-fuer-Rot-Rot-Gruen/!5580797 | |
[4] /Archiv-Suche/!6032879&s=alberti+schulessen&SuchRahmen=Print/ | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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