# taz.de -- Einflussnahme in Spaniens Medien: Gegen Fake News und Pseudomedien | |
> Regierungschef Sánchez will gegen Fake News vorgehen – auch wegen einer | |
> Kampagne gegen ihn. Die Rechte wittert einen Angriff auf die „freie | |
> Presse“. | |
Bild: Pedro Sanchez spricht mit den Medien, aber er will gegen Fake News vorgeh… | |
Madrid taz | Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez will gegen Fake News und | |
gegen politische Einflussnahme auf die Medien vorgehen. Dazu legte er am | |
Mittwoch im spanischen Parlament eine Reihe von Vorschlägen vor. | |
„Ohne freie und hochwertige Medien gibt es keine Demokratie“, erklärte | |
Sánchez vor dem Parlament. Der „wiederholte Konsum von Fake News“ stehe in | |
einem Zusammenhang mit dem Aufstieg der extremen Rechten, mit Rassismus, | |
Antisemitismus und Homophobie. | |
Ein Beispiel: In Fake News würden, so Sánchez, gezielt falsche Zahlen | |
verbreitet. Das führe etwa dazu, dass „die Menschen glauben, dass die Zahl | |
der Migranten, die bei uns leben, doppelt so hoch“ sei, wie sie tatsächlich | |
ist“. | |
„Es ist nicht die Absicht der Regierung, Glaubwürdigkeitszertifikate an die | |
Medien auszustellen“, erklärte Sánchez. Vielmehr gehe darum, | |
„wahrheitsgemäße Informationen sicherzustellen“ und so den Auftrag der | |
spanischen Verfassung zu erfüllen. Das Paket zur „demokratischen | |
Erneuerung“, das auch Parteien und Regierung zu mehr Offenheit verpflichten | |
soll, müsse auf allen Ebenen „neue Transparenzstandards setzen“. | |
## Sánchez fordert Transparenz der Medien | |
Hinsichtlich der Medien müssten „die Bürger die Finanzierung, die Namen | |
ihrer Aktionäre und ihre Reichweite kennen“, betonte Sánchez. Er will die | |
Mittel begrenzen, die die öffentlichen Verwaltungen für Medien | |
bereitstellen dürfen. Dazu müsse das Gesetz über institutionelle Werbung | |
überarbeitet werden. | |
Sánchez hatte ein solches Gesetzespaket zur „demokratischen Erneuerung“ | |
bereits vor knapp drei Monaten angekündigt. [1][Zuvor hatte ein Richter | |
Ermittlungen gegen Sánchez’ Ehefrau, Begoña Gómez, aufgenomme]n. [2][Sie | |
habe zugunsten von Unternehmen Einfluss auf ihren Mann genommen.] | |
Die Kläger, zwei rechtsextreme Organisationen, stützen sich ausschließlich | |
auf Berichte kleiner, für ihre Fake News bekannten Nachrichtenseiten im | |
Netz. Allen diesen Medien ist gemein: Sie leben fast ausschließlich von | |
öffentlicher Werbung, vergeben von rechten Regional- und | |
Kommunalregierungen. | |
[3][Sánchez entschied sich nach kurzer Bedenkzeit, im Amt zu bleiben,] und | |
kündigte an, gegen „Pseudomedien“ vorzugehen. Diese würden in | |
Zusammenarbeit mit rechten und rechtsextremen Organisationen und einigen | |
Richtern das politische Klima gezielt vergiften. | |
Die konservative Partido Popular (PP) und die rechtsextreme VOX wollen von | |
einem solchen Gesetzespaket nichts wissen. Für sie ist das, was Sánchez | |
„Pseudomedien“ nennt, „freie, kritische Presse“. Mit dem Vorwurf, Sánc… | |
wolle vertuschen, dass er „aus dem Regierungspalast ein Familienunternehmen | |
gemacht“ habe, nutzte PP-Chef Alberto Nuñez Feijóo einmal mehr die | |
Ermittlungen gegen die Ehefrau von Sánchez als Argument. | |
Der Richter in Madrid, der der PP nahesteht, hat mittlerweile die | |
rechtsextreme VOX als öffentliche Nebenklägerin zugelassen. Er ermittelt in | |
alle nur denkbaren Richtungen, obwohl die Staatsanwaltschaft keinerlei | |
Indizien für die Vorwürfe finden konnte. | |
18 Jul 2024 | |
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## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
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