# taz.de -- Hohe Managergehälter: VW-Chef Oliver Blume toppt alle | |
> Deutschlands Topmanager konnten sich 2023 über satte Lohnzuwächse von im | |
> Schnitt 5,8 Prozent freuen. Einer knackte sogar die | |
> 10-Millionen-Euro-Marke. | |
Bild: Darf sich der am besten verdienende Manager in Deutschland schimpfen: VW-… | |
Berlin taz | Oliver Blume hat es wieder geschafft. Der Chef des | |
Volkswagen-Konzerns ist wie 2023 Deutschlands Spitzenverdiener, zumindest | |
unter den Chefs [1][der größten deutschen, an der Börse notierten | |
Unternehmen]. 10,32 Millionen Euro verdiente er im vergangenen Jahr laut | |
dem jährlichen Vergütungsbericht der Aktionärsschützer der DSW. | |
Das entspricht 28.279,45 Euro am Tag und ist etwas mehr als 2022. Auf Platz | |
zwei kam Bjørn Gulden in seinem ersten Jahr als Chef des | |
Sportartikelherstellers Adidas mit 9,18 Millionen Euro. | |
Deutsche-Bank-Lenker Christian Sewing erhielt 9 Millionen Euro. | |
Jedes Jahr arbeitet sich der Lehrstuhl für Controlling der Technischen | |
Universität München (TUM) im Auftrag der Deutschen Schutzvereinigung für | |
Wertpapierbesitz (DSW) durch die [2][Vergütungsberichte der Konzerne] und | |
arbeitet die Daten zu den Vorstandsmitgliedern so auf, dass sie sich | |
vergleichen lassen. Denn einheitliche Regeln wie etwa in Frankreich und den | |
USA gibt es in Deutschland nicht. DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler | |
bemängelte denn auch Intransparenz. | |
Insgesamt hatten es die deutschen Konzerne im vergangenen Jahr schwer. Der | |
Krieg in der Ukraine und in Nahost belastete. Die Inflation war hoch, die | |
Leitzinsen ebenfalls, die Wirtschaftsleistung schrumpfte. Die | |
DAX-Unternehmen setzten kaum mehr um als im Jahr zuvor, der Betriebsgewinn | |
sank leicht. | |
Die Börsenkurse allerdings legten zu. Allein der DAX gewann mehr als 20 | |
Prozent. Die Investoren, lässt sich daraus schließen, setzten vor allem auf | |
die Zukunft der Konzerne. Und der Aktienkurs ist ein wesentlicher Messwert | |
für die Vergütung der Topmanager. | |
Im Schnitt bekam ein Vorstandsmitglied 3,59 Millionen Euro, ein Plus von | |
5,8 Prozent, wie Gunther Friedl von der TUM sagte. Am meisten zahlte der | |
Medizinkonzern Merck seinem Spitzenpersonal mit durchschnittlich 6,66 | |
Millionen Euro, am wenigsten gab es beim Medizintechnikspezialisten | |
Sartorius, der viele Ziele verfehlte: 1,25 Millionen Euro. Im Schnitt | |
verdienten Vorstandsmitglieder etwa das 40-Fache des | |
Durchschnittsverdienstes der normalen Mitarbeiter. Der Wert ist über die | |
Jahre gesunken. | |
## Keine einheitliche Obergrenze | |
In Deutschland gibt es keine einheitliche Obergrenze für das, was | |
Topmanager verdienen dürfen. Allerdings muss in den Vergütungssystemen der | |
börsennotierten Konzerne jeweils festgelegt werden, was Chefs höchstens | |
bekommen dürfen. Oft sind 10 Millionen Euro festgeschrieben. | |
Blume ist ein Sonderfall. Er steuert nicht nur Volkswagen, sondern auch die | |
Konzerntochter Porsche. Und er ist nicht der Erste in Deutschland, der mehr | |
verdiente. Josef Ackermann, bis 2012 Chef der Deutschen Bank, erhielt | |
jahrelang zwischen 11 und 13 Millionen Euro. Er hinterließ das Bild eines | |
gierigen Managers. Zumindest nachhaltig war seine Zeit an der Spitze der | |
Bank nicht – seine Nachfolger mussten das Geldhaus in Teilen sanieren. | |
Ein Vorstandschef in Deutschland erhielt den Zahlen zufolge im Schnitt rund | |
5,7 Millionen Euro. International gibt es deutlich mehr. Die Chefs der | |
Konzerne im europäischen Börsenindex EuroStoxx (ohne Deutschland) | |
verdienten im Schnitt 6,88 Millionen Euro. Und im großen US-Industrieindex | |
von Dow Jones lag der Schnitt bei umgerechnet 24,175 Millionen Euro. | |
Topverdiener war in Europa Carlos Tavares, Lenker des Autobauers Stellantis | |
(Citroën, Fiat, Opel) mit rund 17,8 Millionen Euro. VW-Chef Blume kommt | |
hier auf Rang zwölf. Die Gehälter sind aber nichts im Vergleich zu denen in | |
den USA. Am meisten erhielt 2023 [3][Apple]-Chef Tim Cook, trotz eines | |
Minus von mehr als 41 Prozent im Vergleich zu 2022: umgerechnet 58,4 | |
Millionen Euro. | |
23 Jul 2024 | |
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## AUTOREN | |
Björn Hartmann | |
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