| # taz.de -- HBO-Serie „Industry“: In diesem Büro wird noch „Fuck you“ … | |
| > Die Serie „Industry“ zeigt, wie eng verwoben die Finanzwelt, Politik und | |
| > Medien sind. Mit der dritten Staffel erklimmt sie neue Höhen. | |
| Bild: Hier spielt sich der Wahnsinn ab: in der Londoner Bank Pierpoint | |
| Während Netflix heute vor allem egales Hintergrundrauschen für Young Adults | |
| (die weder einschlafen wollen noch sich konzentrieren können) produziert, | |
| gibt es zum Glück noch virtuose Gegenentwürfe. HBOs „Industry“ ist so | |
| einer. | |
| Jede Folge reißt den Zuschauer mit und hält ihn bis zum Abspann fest. | |
| Aufgrund des rasanten Tempos gibt es gar keine Chance, an etwas anderes als | |
| die Investmentbänker innerhalb der fiktiven Londoner Bank Pierpoint zu | |
| denken. Jede kurze Unaufmerksamkeit wird mit Kontextverlust bestraft. | |
| Die dritte Staffel beschäftigt sich mit [1][ESG-Investing (Environmental, | |
| Social, Governance)] und ob es so etwas überhaupt geben kann. Der viel | |
| verwendete Finanzjargon wird nicht erklärt. „Industry“ interessiert sich | |
| vielmehr für die Auswirkungen dieser Branche auf den Einzelnen. Die | |
| Showrunner Mickey Down und Konrad Kay wissen, wovon sie da erzählen, beide | |
| haben in Investmentbanken gearbeitet. Ungefiltert zeigen sie, wie viel | |
| Einfluss die Finanzwelt auf Politik, Medien und Kultur hat. | |
| ## Direkte explizite Dialoge | |
| Am Trading-Desk der Bank werden Soziopathen und Spielsüchtige geboren, ein | |
| Trade ist eine Wette und ihn erfolgreich zu „schließen“ bedeutet, Recht zu | |
| haben. In dieser angespannten und auf Wettbewerb angelegten Atmosphäre | |
| [2][sind die Grenzen der Legalität zweitrangig]. Während die ersten beiden | |
| Staffeln noch fester an den Desk gebunden waren, werden die Orte des | |
| Geschehens jetzt deutlich erweitert. | |
| Miteinander geredet wird direkt und explizit, in den Hauptrollen versuchen | |
| drei Berufseinsteiger auf unterschiedlichste Art in der Welt des | |
| Investmentbanking Fuß zu fassen. Darüber steht der treue Mitarbeiter Eric | |
| (Ken Leung), wie ein General herrscht er über seinen Desk. Im | |
| außergewöhnlich guten Cast ist es Leung, der die unvergleichlichste | |
| Perfomance zeigt. | |
| Auch Nebenfiguren bekommen in [3][„Industry“] die Möglichkeit zu glänzen. | |
| Die anfangs sehr satirisch eingeführte und von den Pierpoint-Männern kaum | |
| ernst genommene Gen-Z Mitarbeiterin Sweetpea (Miriam Petche) entwickelt | |
| sich auf unvorhersehbare Weise. Der Anti-P.C. Charakter Rishi (Sagar | |
| Radia), ein langjähriger Angestellter der Bank, bekommt eine eigene Folge, | |
| die in wahnsinnigem Tempo zwischen den emotionalen Extremen springt. Es ist | |
| die beste Episode dieses Jahres. | |
| 1 Nov 2024 | |
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| [3] https://www.hbo.com/industry | |
| ## AUTOREN | |
| Marcus Wolf | |
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