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# taz.de -- Noch mehr Geld für VW-Vorstände: Umverteilung nach oben
> Der Vorstand bei VW will mehr Gehalt, während die Zeitarbeiter:innen
> nicht mal Weihnachtsgeld bekommen. Wo bleibt die öffentliche Empörung?
Bild: Auch bei VW gilt: in den oberen Etagen lebt es sich besser
VW will die Gehälter seiner Vorstände rückwirkend erhöhen. Aus den bislang
maximal zwölf Millionen Euro brutto pro Jahr sollen 15 Millionen für
Vorstandvorsitzende werden, Einfache Mitglieder des Vorstands sollen statt
bislang sieben Millionen künftig maximal 8,5 Millionen bekommen. Die
Begründung ist so ausgelutscht, dass man sie hier nur pro forma nennt: der
harte Wettbewerb um Führungskräfte.
VW scheint dabei schlecht abgeschnitten zu haben, zumindest zeigen seine
Führungskräfte wenig Talent für Timing: Der Prozess um allzu hohe Gehälter
für einflussreiche Betriebsratsmitglieder ist gerade verloren und
zeitgleich mit dem Vorstandszuschlagsbeschluss ging eine andere VW-Meldung
raus – nämlich vom Warnstreik der Zeitarbeiter, die einen
Inflationsausgleich, Urlaubs- und Weihnachtsgeld fordern. Schade für sie,
dass ihre Forderung zur Unzeit kommt, irgendwoher müssen die Zuschläge für
die Führungsetage ja herkommen.
Es ist absurd: Während sich die Studien häufen, in denen die stetig sich
vergrößernde Kluft zwischen Arm und Reich beklagt wird, fordern die an der
Gehaltsspitze ohne zu erröten mehr. Abgekoppelt vom Rest der
Lohn-Gesellschaft, die all das durchwinkt, und sei es nur, weil es im
Fußball genauso aussieht – nicht zuletzt dank Millionen aus der
VW-Schatulle.
Es ist schwierig zu verstehen, warum diese Abkopplung so widerspruchslos
hingenommen wird, ohne auch nur minimale Spuren des Empörungspotentials,
für den ein klimaklebend blockiertes Auto zuverlässig sorgt. Vielleicht
ist es die [1][irrationale Erwartung, dass eine gehaltsprosperierende
Führung auch für Zuschläge auf den untereren Rängen sorgt].
Warum sollte sie? Denkt man an die Vorschläge etwa der
öffentlich-rechtlichen Führungskräfte, die Budgetprobleme mit
Programmkahlschlag und Abstrichen bei den Freien lösen wollen, dann kann
man nur hysterisch lachen. Oder aber dahin gucken, wo es Gegenbewegung
gibt: etwa in einem [2][Antrag der Hamburger Linken], die Managergehälter
in öffentlichen Unternehmen an die untersten Gehaltsgruppen zu koppeln. Das
ist nicht die freie Wirtschaft. Und trotzdem ein Signal.
30 Mar 2023
## LINKS
[1] /Streit-zwischen-Chef-und-Betriebsrat/!5809535
[2] https://www.linksfraktion-hamburg.de/gehaelter-in-hamburgs-oeffentlichen-un…
## AUTOREN
Friederike Gräff
## TAGS
Volkswagen
Gehalt
Soziale Spaltung
Niedersachsen
Manager
Großkonzerne
Brasilien
Streik
Managergehälter
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