# taz.de -- Einigung über Bundeshaushalt: Sicherheit, Klima, Steuerentlastung | |
> Im Entwurf des Bundeshaushalts für 2025 konnten sich die drei | |
> Koalitionsparteien mit Lieblingsprojekten durchsetzen. Der Überblick. | |
Bild: Der Haushalt steht: Für den Katastrophenschutz und den Klimaschutz gibt … | |
Nicht im Zeichen des Entweder-oder, sondern des Sowohl-als-auch stehe der | |
Kompromiss zum Bundeshaushalt 2025, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) | |
am Freitag. Aus Kreisen des grünen Wirtschaftsministeriums kam diese | |
Formulierung: „Es ist kein Haushalt der großen Sprünge“, aber er mache | |
„einiges möglich, was nötig ist“. | |
Tatsächlich haben SPD, Grüne und FDP einige ihrer jeweiligen | |
Maximalforderungen beiseitegelassen. Gleichzeitig konnten sich alle drei | |
bei Lieblingsthemen durchsetzen. Für die FDP sind das die Einhaltung der | |
Schuldenbremse sowie die steuerlichen Entlastungen für Privathaushalte und | |
Unternehmen, bei den Grünen Investitionen in die Klimapolitik und ein | |
erster Schritt zur Kindergrundsicherung. Die SPD hat jeweils etwa eine | |
Milliarde Euro mehr zugunsten ihrer Ministerien für Verteidigung und | |
Inneres ausgehandelt, während heftige Einschnitte in die Sozialetats | |
unterbleiben. | |
In Zahlen: Ein harter Sparetat, wie von Finanzminister Christian Lindner | |
(FDP) gewünscht, ist es nicht geworden. Statt der ursprünglich angepeilten | |
450 Milliarden Euro soll der Bundeshaushalt 2025 nun 481 Milliarden Euro | |
umfassen. Das sind nur acht Milliarden Euro weniger als dieses Jahr. Um die | |
niedrigeren Steuereinnahmen und die höheren Ausgaben in die Balance zu | |
bringen, will sich die Regierung eine Neuverschuldung von 44 Milliarden | |
Euro genehmigen, wobei diese im Rahmen der Schuldenbremse bleibt. | |
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) soll 2025 eine Milliarde | |
Euro mehr bekommen als 2024, allerdings viel weniger, als er beanspruchte. | |
Vom Kanzler erhielt das Ministerium jedoch die Garantie, in den kommenden | |
Jahren immer Mittel in Höhe von 2 Prozent der Wirtschaftsleistung zur | |
Verfügung zu haben. Woher solche Summen kommen sollen, ist unklar. Auch | |
Nancy Faesers Innenministerium soll eine Milliarden Euro zusätzlich unter | |
anderem für Polizei, Zoll und Katastrophenschutz erhalten. | |
## Anreize für Arbeit | |
Lindner hat es geschafft, dass Privathaushalte nochmals profitieren, indem | |
schon dieses Jahr der Grundfreibetrag der Einkommensteuer erneut steigt. | |
2025 soll dann der gesamte Steuertarif erst ab etwas höheren Verdiensten | |
greifen, was sich in den kommenden beiden Jahren auf eine Entlastung von 23 | |
Milliarden Euro summieren soll. Die genauen Zahlen fehlen noch – eine | |
Hausaufgabe für das Finanzministerium in den kommenden Wochen. | |
Um die wirtschaftliche Stagnation aufzulösen, haben sich die | |
Koalitionspartner einige Anreize dafür ausgedacht, dass mehr gearbeitet | |
wird. So sollen Rentner:innen, die weiterarbeiten, einen Teil ihrer | |
Sozialbeiträge zusätzlich zum Lohn ausgezahlt bekommen. Bei einem | |
Durchschnittslohn werde das jeden Monat etwa 250 Euro ausmachen, heißt es | |
aus dem Wirtschaftsministerium. Flüchtlinge sollen im Prinzip sofort | |
arbeiten dürfen. Und Bezieher:innen von Bürgergeld können mehr von | |
ihrem eigenen Verdienst behalten, wenn sie sich schnell eine Tätigkeit | |
suchen. | |
Unternehmen profitieren ab 2025 von höheren Abschreibungen: Wenn sie | |
investieren, dürfen sie einen größeren Teil der Kosten sofort mit der | |
Steuer verrechnen. Neue Steuererleichterungen will die Regierung unter | |
anderem auch für die Anschaffung elektrischer Firmenfahrzeuge einführen. | |
Außerdem hat sich die Koalition geeinigt, das Lieferkettengesetz | |
aufzuweichen. Auf Initiative der FDP soll es für etwa zwei Drittel der | |
Firmen ab kommendem Jahr vorläufig nicht mehr gelten. | |
Grünen-Wirtschaftsminister Robert Habeck freute sich, dass dem Klima- und | |
Transformationsfonds nächstes Jahr rund 34 Milliarden Euro zur Verfügung | |
stehen werden. Das sind etwa sechs Milliarden Euro weniger als 2024, könnte | |
aber reichen, um die meisten Investitions- und Förderprogramme | |
fortzusetzen. Wobei das „keine langfristige Lösung“ darstelle, wie aus dem | |
Ministerium zu hören ist. Beim umkämpften Thema Kindergrundsicherung ist | |
den Grünen offenbar ein erster Schritt gelungen, das Vorhaben umzusetzen. | |
2025 enthalte der Haushalt eine Milliarde Euro mehr, um den Kinderzuschlag | |
an Zehntausende Familien auszuzahlen, die ihn bisher nicht in Anspruch | |
nähmen. | |
5 Jul 2024 | |
## AUTOREN | |
Hannes Koch | |
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