# taz.de -- Haushalt 2025: Grüne Projekte sind gescheitert | |
> Mit dem Haushalt ist endgültig klar: Das war's jetzt mit der | |
> Kindergrundsicherung. Und die Grünen stehen mittlerweile als | |
> Klientelpartei da. | |
Bild: Die Laune von Robert Habeck und Lisa Paus war auch schon besser | |
Das Kabinett hat den Bundeshaushalt beschlossen, den letzten für diese | |
Legislatur. Nun wird erkennbar, mit welchem Nachlass die Parteien der | |
Koalition in den Wahlkampf ziehen, der nach den Landtagswahlen im Herbst | |
beginnen wird. | |
Die Grünen sind mit ihrem zentralen Projekt, Kindergrundsicherung, | |
gescheitert. Aus einer großen Reform, die „Kinder aus der Armut holen“ | |
sollte und für die die Ministerin erst 5.000 Stellen und 12 Milliarden Euro | |
forderte, ist eine Website geworden. Dort sollen Eltern prüfen können, auf | |
welche Leistungen sie Anspruch haben. | |
[1][Familienministerin Lisa Paus mag das abstreiten], die Details sind | |
tatsächlich komplex. Aber erfolgreiche Politik lebt auch von Vereinfachung. | |
Zur Fairness gehört, dass das Scheitern der Kindergrundsicherung nicht | |
allein den Grünen zuzuschreiben ist. Die deutsche Bürokratie ist ein | |
Monster, Kinderarmut ein Versagen mehrerer Politiker-Generationen. Und der | |
Koalitionspartner SPD hatte kein Interesse, dass sich die Grünen mit dem | |
Thema profilieren. | |
All das wussten die Grünen, als sie die Kindergrundsicherung ins Zentrum | |
ihrer Sozialpolitik stellten. Es waren die Grünen, die aus Proporz eine | |
kaum bekannte Finanzpolitikerin auf eine Stelle setzten, in der es auch um | |
mediale Vermittlung geht. Eine ihrer Vorgängerinnen, [2][Franziska Giffey, | |
erfand das Gute-Kita-Gesetz]. Bei der Kindergrundsicherung weiß bis heute | |
niemand, was damit gemeint ist. | |
Sozialpolitische Verbesserungen sind mühsam und schwer zu vermitteln. | |
Gerechtigkeit ist ein schwieriges Geschäft, das erfahren gerade nicht nur | |
die Grünen. Alle sagen zwar, sie hätten gern mehr davon. Aber was gerecht | |
ist, ist umstritten. Das muss auch die SPD erfahren. Jahrelang erzählte sie | |
sich selbst, dass sie Hartz IV reformieren müsse, um wieder erfolgreich zu | |
sein. Aber als sie dann das Bürgergeld einführte, war es auch wieder | |
falsch. Jetzt werden [3][Sanktionen gegen Arbeitslose wieder verschärft], | |
und vom Bürgergeld bleibt nur der neue Name. | |
Politisch erfolgreich sind einfache Ziele: Olaf Scholz wird mit der | |
Forderung nach [4][15 Euro Mindestlohn] in den Wahlkampf ziehen. Und mit | |
dem Bundeshaushalt wird das Kindergeld um 5 Euro per Gießkanne erhöht. Das | |
ist zwar sinnlos, sieht aber jede auf ihrem Konto. | |
Die Grünen wollten mal eine Partei für alle werden. Die | |
Kindergrundsicherung sollte diesen Anspruch untermauern. Zusammen mit dem | |
Streit um das Heizungsgesetz stehen sie am gefühlten Ende dieser Legislatur | |
als Klientelpartei da. Keine leichte Ausgangsposition für den | |
[5][Kanzlerkandidaten Robert Habeck]. | |
18 Jul 2024 | |
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[2] /Kommentar-zum-Gute-Kita-Gesetz/!5541627 | |
[3] /Verschaerfungen-beim-Buergergeld/!6020615 | |
[4] /Kuehnert-zu-Buergergeld-Verschaerfung/!6021939 | |
[5] /Kanzlerkandidatur-von-Robert-Habeck/!6020573 | |
## AUTOREN | |
Kersten Augustin | |
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