# taz.de -- Krisen-Analyse der Grünen: Opfer der Agenda | |
> Bei vielen Themen sind die Grünen in der Defensive und können derzeit | |
> nichts dafür. Aber an ihrer Verkaufstechnik sollten sie dann doch mal | |
> arbeiten. | |
Bild: Lange Gesichter bei den Grünen nach den ersten Hochrechnungen bei der Eu… | |
Fertig sind die Grünen offenbar [1][noch nicht mit ihrer Analyse der | |
Europawahl und der eintrudelnden Umfragewerte]. „Geht raus und redet mit | |
den Leuten, aber hört ihnen vor allem erst einmal zu“ – so in etwa lautet | |
das Fazit der Grünen-Basis-Videoschalte mit den beiden Parteivorsitzenden | |
am Mittwochabend – ist schon fast peinlich richtig-wichtig. Aber es ist | |
noch keine Strategie. | |
Die 11,9 Prozent im Juni bei der Europawahl waren mau, die Forsa- und | |
Insa-Werte dieser Woche noch schlechter. Und in Richtung der Landtagswahlen | |
im September sieht es auch nicht gut aus – wenn auch in zwei von drei | |
Fällen sogar über 5 Prozent, hui. | |
Wobei die Grünen bei allen Fehlern, die sie gewiss schon gemacht haben, | |
erst einmal Opfer einer europäischen Agenda sind, die andere, größere | |
Kräfte gesetzt haben: Krieg und Migration. Das grüne Gewinnerthema Klima | |
steht dahinter zurück. Das ist beklagenswert, aber von einer kleinen Partei | |
allein nicht zu ändern. Der klare Pro-Ukraine-Kurs, der die Grünen beim | |
Kriegsthema auszeichnet, geht ihnen beim Migrationsthema jedoch ab. Auch | |
das ist nichts, was die Grünen exklusiv verbockt haben. | |
Es ist für eine Partei mit universell-menschenrechtlichem Anspruch derzeit | |
schlicht unmöglich, sich gegen den Grenzen-zu-Kurs des Mitte-rechts-Lagers | |
zu behaupten. Hat sich der Eindruck eines „Zuviel“ der Migration erst | |
verfestigt – und das ist in Deutschland der Fall –, werden im öffentlichen | |
Streit immer diejenigen gewinnen, die ein „Weniger“ versprechen. Für | |
abwägende Standpunkte ist erst wieder Platz, wenn vor allem CDU/CSU | |
aufhören, Asyl und Migration als Einheiz-Material zu verwenden, und | |
ihrerseits die Komplexität der Sache zugestehen. | |
Bis dahin bleibt den Grünen gar nichts anderes übrig, als an ihren | |
Gesprächs-, sprich Verkaufstechniken vor allem gegenüber nicht-akademischen | |
Wählerschichten zu arbeiten. Robert Habeck immerhin verfügt darüber. Auf | |
ihn als Spitzenkandidaten zu setzen, ist darum jedenfalls keine falsche | |
Idee. | |
18 Jul 2024 | |
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[1] /Fehleranalyse-der-Gruenen-nach-EU-Wahl/!6024537 | |
## AUTOREN | |
Ulrike Winkelmann | |
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