Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Studie zu AfD-Anhängern: AfD-wählen macht unzufrieden
> Wissenschaftler:innen haben herausgefunden, dass Anhänger:innen
> der AfD unzufriedener sind. Doch die Studie hält auch eine Lösung bereit.
Bild: Besser neuen Chip besorgen
Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht für AfD-Wähler:innen. Die
schlechte: AfD wählen macht unglücklich, die gute: Wenn man damit aufhört,
geht es einem bald besser.
Dies legen zumindest die Ergebnisse einer [1][repräsentativen Studie],
durchgeführt von Forscher:innen des Berliner Wissenschaftszentrums für
Sozialforschung (WZB), nahe. Das WZB befragte zwischen 2019 und 2021 über
5.000 Menschen zu ihrer persönlichen Zufriedenheit und fand eine bisher
unbelegte Kausalität. Personen, die die AfD wählen, sind laut der Studie
deutlich unzufriedener mit ihrer persönlichen und finanziellen Situation
als die Wähler:innen anderer Parteien.
Bei neuen Wähler:innen der [2][in Teilen rechtsextremen Partei] ist
dieser Zusammenhang besonders stark ausgeprägt. Optimistisch sind die
Studienautor:innen, was die Laune der an die AfD verlorenen Wähler:innen
angeht, trotzdem. Denn laut Studienergebnissen steigt die persönliche
Zufriedenheit, sobald man sich wieder von der Partei abwendet. So einfach
kann der Weg zum Glück sein.
Teuer wird es allerdings für Uneinsichtige. Die Studienautor:innen
geben eine Schätzung ab: Rund 2.500 Euro müssten AfD-Wähler:innen
zusätzlich verdienen, um zu alter Zufriedenheit zurückzukehren. Das
Problem: Die Politik der AfD wird ihre Wähler:innen wahrscheinlich nicht
reicher machen. So fand eine [3][Studie des Deutschen Instituts für
Wirtschaftsforschung 2023] heraus: Unter der Politik der AfD würden vor
allem ihre eigenen Wähler:innen finanziell leiden. Macht die AfD also
arm und unglücklich? Eine demokratische Partei zu wählen, wäre jedenfalls
eine effektive und extrem kostengünstige Alternative.
## Reality-TV und Doom-Scrolling
Ursächlich für die schlechte Laune unter AfD-Anhänger:innen – die man ihnen
ehrlicherweise von Herzen gönnt – sind nicht etwa Einkommen und Bildung,
wie gemeinhin häufig behauptet wird. Vielmehr sei die Rhetorik der Partei,
die [4][„negative Emotionen und Angst“ bespiele], die Hauptursache für die
Unzufriedenheit. Die regelrechte „Überschwemmung“ mit dieser Rhetorik
vermiest scheinbar nicht nur Linken und anderen Demokrat:innen die
Laune, sondern auch denen, die sie selbst skandieren.
Den Zusammenhang kennt wohl jeder aus seinem Alltag: Einen Abend mit
Reality-TV oder [5][Doom-Scrolling] zu verbringen, schlägt auf die Laune.
Einen Tag auf dem AfD-Parteitag zu verbringen offenbar auch. So befragten
die Wissenschaftler:innen AfD-Anhänger:innen einmal vor und einmal
nach dem Parteitag 2020. Die rechte Hetze wirkte sogleich, die Laune fiel
nach dem Parteitag in den Keller.
Nicht nur für einsichtige AfD-Wähler:innen hält die Studie gute Nachrichten
bereit, sondern auch für alle Demokrat:innen. Die
Wissenschaftler:innen empfehlen anderen Parteien, positive Aspekte von
Themen zu beleuchten, statt „angstbesetzte Themen zu wiederholen“. Der Rat
wird von Union bis SPD sicher niemandem schaden, setzte man bisher doch
gerne auf die exakt gegenteilige Strategie, Stichwort [6][„Abschieben im
großen Stil“], [7][„kleine Paschas“], [8][„Zahnarzttermine“] et cete…
AfD-Wählende tun ihrer psychischen Gesundheit nichts Gutes. Kein Wunder,
wer in ständiger Angst vor [9][„Corona-Diktatur“], „Eliten“ oder ander…
ausgedachten Feinden lebt, macht sich das Leben schwerer. Dass das nicht
mehr nur ein diffuses Gefühl, sondern wissenschaftlich fundiert ist, kann
hilfreich sein. Denn vielleicht ist die Studie ja ein erster Schritt, der
nicht nur rechtsextremen Miesepetern, sondern auch der Demokratie helfen
kann.
27 Jun 2024
## LINKS
[1] https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371%2Fjournal.pone.0303133
[2] /Rechtsextremismus/!5994465
[3] /DIW-analysiert-AfD-Wahlprogramm/!5951094
[4] /Studie-zu-Politik-und-Emotionen/!5508075
[5] /Doomscrolling-in-Krisenzeiten/!5842964
[6] /Olaf-Scholz-Aeusserungen-zur-Migration/!5965141
[7] /Rassismus-in-Deutschland/!5905180
[8] /Friedrich-Merz-ueber-Gefluechtete/!5962475
[9] /Coronaskeptiker-in-Berlin/!5729713
## AUTOREN
Joscha Frahm
## TAGS
Schwerpunkt AfD
IG
Studie
Angst
Schwerpunkt Europawahl
Wahlen in Ostdeutschland 2024
Schwerpunkt AfD
Schwerpunkt AfD
Schwerpunkt AfD
Schwerpunkt AfD
Schwerpunkt AfD
## ARTIKEL ZUM THEMA
AfD in Brüssel: Am äußersten rechten Rand Europas
Viel war nicht übrig für die AfD, um Bündnisse im EU-Parlament einzugehen.
Vorläufig spielt sie nur die dritte Geige im rechten Lager Europas.
AfD-Parteitag in Essen: Mühsame Harmonie
Mit für AfD-Verhältnisse gutem Ergebnis wurden die Bundessprecher Weidel
und Chrupalla bestätigt. Vor allem die Wahlen im Osten sorgten für
Disziplin.
Protest gegen AfD-Bundesparteitag: In Essen unerwünscht
Zehntausende demonstrieren am Samstagvormittag gegen den Bundesparteitag.
Am Morgen kommt es zu ersten Blockaden.
Alternative für Deutschland: Parteitag und Protest
Die AfD wählt ihren Bundesvorstand neu, es dürfte stürmisch werden. Dafür
sorgt der Streit im völkischen Flügel, aber auch die Gegendemo.
DIW analysiert AfD-Wahlprogramm: AfD-Wähler schaden sich selbst
Unter der Politik der AfD würden laut DIW ihre eigenen Wähler*innen am
meisten leiden. Die Wahlentscheidung sei eine „kollektive
Fehleinschätzung“.
Studie zu Politik und Emotionen: AfD-Wähler am pessimistischsten
Eine neue Studie zeigt: AnhängerInnen der Rechtspopulisten haben deutlich
mehr Angst vor der Zukunft als die anderer Parteien.
Umfrage in drei ostdeutschen Ländern: AfD kann bei Wählern weiter punkten
Die AfD setzt ihren Aufwärtstrend in Umfragen fort. In Sachsen verdoppelte
die rechtspopulistische Partei ihre Anhängerschaft seit September 2015.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.