# taz.de -- AfD in Brüssel: Am äußersten rechten Rand Europas | |
> Viel war nicht übrig für die AfD, um Bündnisse im EU-Parlament | |
> einzugehen. Vorläufig spielt sie nur die dritte Geige im rechten Lager | |
> Europas. | |
Bild: AfD-Wahlplakat zur Europawahl in Hamburg | |
Nach Zugewinnen bei der Europawahl in Frankreich, Deutschland, Italien, | |
Österreich und Belgien formieren sich die Nationalisten, die | |
Rechtspopulisten und EU-Gegner neu. Die Europapolitik noch weiter nach | |
rechts zu ziehen ist das Ziel bei der Neuaufstellung im EU-Parlament. Bei | |
der Asyl- und Migrationspolitik ist das schon gelungen, die große Koalition | |
in Brüssel ist ihnen weitgehend gefolgt. | |
Die EU ist nach rechts gerückt, daran konnte auch der „Cordon sanitaire“ im | |
Europaparlament – eine Art Brandmauer light – nichts ändern. Heute reden | |
selbst Politiker der Mitte in der Asylpolitik so wie früher nur die AfD. | |
Doch die AfD konnte daraus kein politisches Kapital schlagen. Seit dem | |
Skandal um ihren [1][Spitzenkandidaten Maximilian Krah] war sie in Brüssel | |
isoliert. Nun unternimmt sie einen Anlauf – mit einer eigenen Fraktion. | |
Im „Europa Souveräner Nationen“ (ESN) sind Alice Weidel, Tino Chrupalla & | |
Co nicht mehr ganz so allein, wie sie es nach dem Rauswurf aus der großen | |
rechtsradikalen ID-Fraktion im Frühjahr waren. Doch aus der Schmuddelecke | |
werden sie mit ihren neuen Partnern, die noch übrig waren, darunter Éric | |
Zemmour aus Frankreich oder László Toroczkai aus Ungarn, nicht | |
herauskommen. Im Gegenteil: Sie positionieren sich am äußersten rechten | |
Rand. | |
Zudem spielen sie nur die dritte Geige im sich nun abzeichnenden rechten | |
Lager. Den ersten Platz haben sich Viktor Orbán und [2][Marine Le Pen] mit | |
ihrer neuen Fraktion der „Patrioten für Europa“ gesichert. Die | |
rechtsradikale Truppe ist mit 84 Abgeordneten nicht nur deutlich größer als | |
der AfD-Club mit seinen bisher 28 Parlamentariern. Sie hat sich sogar noch | |
vor die „Europäischen Konservativen und Reformer“ von [3][Giorgia Meloni] | |
geschoben. | |
Die Rechten bleiben gespalten, die AfD steht weiter am Rande. Ein Grund zur | |
Entwarnung ist das nicht, denn dass sich der AfD-Club früher oder später | |
doch noch mit Le Pens XXL-Fraktion zusammenschließt, ist nicht | |
auszuschließen. Zwischen Weidel und Le Pen stand vor allem Krah, der nun | |
der Fraktion aber nicht angehören soll. Beunruhigend ist auch der Umstand, | |
dass die Rechten die Liberalen im Europaparlament in den Hintergrund | |
gedrängt haben. | |
Bisher stellten die Liberalen die drittgrößte Fraktion. Nun sind sie auf | |
Platz fünf zurückgefallen. Das bedeutet auch, dass die viel beschworene | |
pro-europäische Mitte aus Konservativen, Sozialdemokraten und Liberalen im | |
neu gewählten Parlament schwächer geworden ist. Die Rechten sind stärker | |
denn je. Dass die AfD dabei keine nennenswerte Rolle spielt, ist nur ein | |
schwacher Trost. | |
10 Jul 2024 | |
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## AUTOREN | |
Eric Bonse | |
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