# taz.de -- Abschiebungen wegen Hass im Netz: Wer Terror feiert, soll raus | |
> Wer Terror wie den der Hamas verherrlicht, soll künftig schneller | |
> ausgewiesen werden. Die Ampel ist sich darüber einig, von der Linken | |
> kommt Kritik. | |
Bild: Reicht künftig schon ein „Gefällt mir“ für eine Ausweisung? | |
Berlin taz | Es geht um [1][Jubel über die Hamas-Angriffe auf Israel] in | |
Social-Media-Kommentaren. Oder um [2][Onlinebeiträge von Islamisten], die | |
den Messerangriff auf den Anti-Islam-Aktivisten Michael Stürzenberger und | |
einen Polizisten in Mannheim feierten. Die Bundesregierung will hier nun – | |
wenn es um Menschen ohne deutschen Pass geht – schneller mit Ausweisungen | |
reagieren. Auf einen entsprechenden Gesetzentwurf einigte sich am Mittwoch | |
das Ampel-Bundeskabinett. | |
Bundesinnenministerin Nancy Faeser erklärte, man wolle damit „hart gegen | |
islamistische und antisemitische Hasskriminalität im Netz vorgehen“. Das | |
Bejubeln der Hamas-Angriffe oder der Messerattacke in Mannheim sei | |
„menschenverachtend“. Die Verrohung im Netz schüre ein Klima der Gewalt, | |
das andere Extremisten zu neuen Gewalttaten animieren könne. | |
Deshalb brauche es neben konsequenter Strafverfolgung auch „schärfere | |
ausländerrechtliche Instrumente“, betonte Faeser. Wer keinen deutschen Pass | |
habe und hier terroristische Taten verherrliche, der müsse „wo immer | |
möglich ausgewiesen und abgeschoben werden“. | |
## Auch ein „Gefällt mir“ könnte reichten | |
Mit der Gesetzesreform soll das Aufenthaltsgesetz verschärft werden. Das | |
Billigen oder Bewerben einer Terrortat soll künftig als „schwerwiegendes | |
Ausweisungsinteresse“ gelten. Dafür soll auch schon ein einzelner | |
Social-Media-Kommentar reichen. Nach bisheriger Rechtslage galt dies nur | |
bei mehreren Beiträgen. Auch eine strafrechtliche Verurteilung ist nicht | |
mehr notwendig. Und als Verbreitung von Terrorinhalten könne auch schon | |
gelten, wenn ein Social-Media-Beitrag auch nur mit einem „Gefällt mir“ | |
markiert werde, heißt es in einem Begleittext zum Gesetz. Verwiesen wird | |
hier auf eine Entscheidung des Landgerichts Meiningen aus dem Jahr 2022. | |
Für eine Ausweisung muss allerdings ein aktuelles Handeln vorliegen. | |
Frühere Terrorverherrlichungen, von denen sich die betreffende Person | |
inzwischen distanziert hat, reicht dafür nicht. | |
Die Bundesregierung geht davon aus, dass durch die Gesetzesverschärfung | |
Ausweisungen durch die Ausländerbehörden „erheblich erleichtert“ werden. | |
Bisher seien in Fällen von Terrorsympathisanten „aufwändige Prüfungen“ | |
notwendig gewesen. | |
## „Wer Terrorismus verherrlicht, gehört abgeschoben“ | |
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte die Gesetzesverschärfung zuletzt | |
bereits [3][in einer Regierungserklärung angekündigt]. „Wer Terrorismus | |
verherrlicht, wendet sich gegen alle unsere Werte und gehört auch | |
abgeschoben“, betonte er. Solche Beiträge seien „ein Schlag ins Gesicht f�… | |
Opfer, ihre Angehörigen und unsere demokratische Grundordnung“. | |
Auch Vizekanzler Robert Habeck begrüßte am Mittwoch das Vorhaben. „Es ist | |
eine große Errungenschaft und Stärke unseres Landes, dass verfolgte | |
Menschen in Deutschland Schutz finden können. Wer aber die liberale | |
Grundordnung verhöhnt, indem er Terrorismus bejubelt, furchtbare Morde | |
feiert, verwirkt sein Recht zu bleiben“, so der Grüne. Der Islam gehöre zu | |
Deutschland, der Islamismus nicht. | |
Die Linken-Rechtspolitikerin Clara Bünger kritisierte die | |
Gesetzesverschärfung dagegen als Ausdruck eines „autoritären Staatsumbaus�… | |
Bei Staaten wie der Türkei oder Russland empörten sich Politiker*innen | |
hierzulande zu Recht, dass Menschen wegen eines „Likes“ in den sozialen | |
Netzwerken verfolgt würden, sagte Bünger. Inzwischen bewege sich die | |
Bundesrepublik aber „längst selbst in diese Richtung“. | |
Bünger verwies auf [4][Präventivhaft für Klimaaktivist*innen], | |
Demonstrationsverbote oder zuletzt die „beispiellosen Verschärfungen des | |
Asyl- und Aufenthaltsrechts“. Ausweisungen lösten keine gesellschaftlichen | |
Probleme, so die Linken-Politiker. Auch sei das Ausweisungsrecht schon | |
zuletzt etliche Male verschärft worden. Es sei vielmehr Aufgabe der Justiz, | |
Menschen zur Verantwortung zu ziehen, wenn diese Straftaten begingen. | |
26 Jun 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Jubel-in-Neukoelln-ueber-Hamas-Terrorismus/!5962354 | |
[2] /Nach-Messerangriff-in-Mannheim/!6011617 | |
[3] /Kanzler-Scholz-zur-Sicherheitslage/!6015599 | |
[4] /Praeventivgewahrsam-fuer-Klimaaktivisten/!5893640 | |
## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
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