# taz.de -- Berlin und Hamburg kooperieren: Nur die Bahn trennt beide Städte | |
> Die Verkehrsverwaltungen der beiden Stadtstaaten wollen mehr | |
> zusammenarbeiten und – vielleicht – gemeinsam Apps oder Haltestellen | |
> entwickeln. | |
Bild: Zweimal täglich geht's sogar von hier direkt nach Hamburg – mit dem Fl… | |
Berlin taz | Unweit der Senatsverwaltung für Mobilität am Köllnischen Park | |
fließt die Spree, und während des Pressetermins am Mittwochmorgen kann man | |
ein paar Möwenschreie durch die Fenster des repräsentativen „Rittersaals“ | |
hören. Das passt gut, schließlich ist eine Delegation aus einer | |
ausgesprochen möwenreichen Stadt angereist. | |
Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) hat [1][Hamburgs Verkehrssenator Anjes | |
Tjarks] (Grüne) zu Gast, mit am Tisch sitzen die Vorstände der jeweiligen | |
Verkehrsunternehmen und -verbünde. „Eine unglaublich schöne Kombination“, | |
findet Bonde, „Sie sehen es den strahlenden Gesichtern an.“ | |
Der, der dieses Treffen eingefädelt hat, [2][sitzt am Ende des Tischs: | |
Henrik Falk]. Der Berliner hatte Anfang 2016 seinen Job im Vorstandsbereich | |
Finanzen der BVG gegen den Chefposten der Hamburger Hochbahn AG getauscht. | |
Seit Anfang des Jahres ist er zurück – als BVG-Vorstandschef. Falks Vision: | |
Synergien zwischen den Metropolregionen schaffen. | |
Zu diesem Zweck haben Bonde, Tjarks und die anderen nun ein „Memorandum of | |
Understanding“ unterzeichnet, das Themenfelder einer Zusammenarbeit | |
absteckt. Eigentlich sei es völlig naheliegend zu kooperieren, finden die | |
PolitikerInnen, immerhin „werden wir ja nie Konkurrenten sein“, wie Tjarks | |
feststellt. | |
Der Hamburger Senator erläutert auch gleich an einem praktischen Beispiel, | |
wo es Raum für gemeinsame Projekte gebe: Er sei mit dem Zug angekommen und | |
habe sich einen E-Scooter gemietet, um in Bondes Verwaltung zu gelangen. | |
Dafür habe er erst einmal die „Jelbi“-App herunterladen müssen – in Ham… | |
gebe es mit „hvv switch“ zwar im Prinzip die gleiche, aber eben nicht | |
dieselbe App. Da biete es sich doch an, [3][den Schwung des | |
Deutschlandtickets zu nutzen] und sich von kleinteiligen Lösungen zu | |
verabschieden. | |
## „Konkret wird wirksam“ | |
Aber wäre eine App für nur zwei deutsche Großstädte nicht auch wieder ein | |
bisschen kurz gesprungen? Das könne man vielleicht so sehen, meint Tjarks, | |
aber: „Konkret wird wirksam. Wir wollen weniger reden und mehr umsetzen.“ | |
Die deutschen Regionen könnten vielleicht einen großen Arbeitskreis | |
einrichten, würden aber am Ende womöglich „nirgendwo ankommen“. | |
Worum soll es sonst noch gehen? Das Memorandum enthält sechs Schwerpunkte, | |
darunter „gemeinsame Innovationslabore“ etwa zur Konzeption von | |
„Fahrzeuginnenräumen und Haltestellen“, die Entwicklung „datengesteuerter | |
Mobilitätslösungen“ oder die Zusammenarbeit bei der Festlegung technischer | |
Standards für E-Busse und die Entsorgung der Batterien. | |
Wie viel dabei rumkommt, wird sich zeigen. Was Berlin und Hamburg | |
jedenfalls weiterhin trennt, ist die Deutsche Bahn: Die meldete zeitgleich, | |
dass wegen Arbeiten an der Trasse von Mitte August bis Dezember nur noch | |
ein Zug pro Stunde verkehrt, der auch noch 45 Minuten länger braucht als | |
sonst. Und von August 2025 bis April 2026 werde die „Generalsanierung“ der | |
Strecke für Unannehmlichkeiten sorgen – an denen zurzeit noch getüftelt | |
wird. | |
26 Jun 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Senator-Tjarks-ueber-die-Mobilitaetswende/!5689491 | |
[2] /Neuer-BVG-Chef/!5986666 | |
[3] /Ein-Jahr-Deutschlandticket/!6008085 | |
## AUTOREN | |
Claudius Prößer | |
## TAGS | |
Hamburger Hochbahn | |
BVG | |
Anjes Tjarks | |
Ute Bonde | |
Deutsche Bahn | |
Bahnreform | |
BVG | |
Schwerpunkt Stadtland | |
49-Euro-Ticket | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Bahnstrecke Berlin-Hamburg: 9 Monate mit dem Bus | |
Im August beginnt die Sanierung der Bahnstrecke. 210 neu gebaute Busse | |
sollen für den Ersatzverkehr sorgen. | |
Sanierungsfall Bahn und EM: Ein Kurswechsel ist überfällig | |
Fußballfans beschweren sich zu Recht über die Deutsche Bahn. Dann jedoch zu | |
erwägen, Strecken im Osten Deutschlands zu streichen, ist verheerend. | |
Barrierefreier Nahverkehr in Berlin: Netz voller Lücken | |
Der Nahverkehr müsste seit zwei Jahren komplett barrierefrei sein. Vor | |
allem bei den Bushaltestellen ist die BVG davon aber noch weit entfernt. | |
Personennahverkehr in Berlin: Er kann der Himmel und die Hölle sein | |
Der Berliner ÖPNV ist Fluch und Segen. Es gibt schon Grund, ihn zu lieben. | |
Aber er sollte die Gelassenheit der Kund*innen nicht überstrapazieren. | |
Ein Jahr Deutschlandticket: Revolution? Schön wär’s! | |
Das Ticket selbst ist ein Grund zum Feiern. Für einen Erfolg in Sachen | |
Transformation reicht es allein nicht. Dazu ist der ÖPNV zu dürftig | |
ausgebaut. |