# taz.de -- Das EU-Renaturierungsgesetz: Grüne neue Welt? | |
> Mit dem Nature Restauration Law sollen vor allem Naturschutzgebiete in | |
> Europa wieder in einen guten Zustand gebracht werden | |
Bild: Klatschmohn blüht mit Bienenfreund und Kornblume | |
Nach der Einigung ist vor der Arbeit: Mit der Zustimmung des | |
EU-Ministerrats zum Gesetz zur Wiederherstellung der Natur liegt jetzt ein | |
Rahmen vor, den die Mitgliedstaaten füllen müssen. Unter anderem geht es | |
darum, Flächen des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000 in einen | |
ökologisch guten Zustand zu bringen. | |
Das trägt der Tatsache Rechnung, dass viele nach der | |
Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie oder der Vogelschutz-Richtlinie geschützten | |
Gebiete trotzdem forst- oder landwirtschaftlich genutzt werden und keinen | |
sicheren Lebensraum für Insekten, Vögel, Moose, Pilze oder Lurche bieten. | |
Bis 2030 sollen das mindestens 30 Prozent, bis 2040 60 Prozent und bis 2050 | |
insgesamt 90 Prozent der Flächen wieder gewährleisten. | |
Gemessen wird das an Indikatoren wie dem Vorkommen von Schmetterlingen, der | |
Menge an gespeichertem Kohlenstoff oder der Anzahl von landwirtschaftlich | |
genutzten Gebieten mit hoher Artenvielfalt. Aber nicht nur | |
Naturschutzgebiete, auch andere wichtige Ökosysteme – etwa das Stadtgrün | |
oder Lebensräume in den Meeren – sollen wieder in die Lage versetzt werden, | |
CO2 und Wasser zu speichern und einen Lebensraum für bedrohte Arten zu | |
bieten. | |
Um dies zu erreichen, sollen die Mitgliedstaaten nationale | |
Wiederherstellungspläne erarbeiten. In Deutschland hat das | |
Bundesumweltministerium damit im Grunde schon begonnen, mit seinem 3,5 | |
Milliarden Euro schweren „Aktionsplan Natürlicher Klimaschutz (ANK)“. Lange | |
hing der Aktionsplan, ein politisches Leuchtturmprojekt der grünen | |
Umweltministerin Steffi Lemke, im Finanzministerium fest, das die genauen | |
Richtlinien für die Vergabe der Gelder freigeben musste. | |
## Extrawurst für die Landwirtschaft | |
Inzwischen sind acht Fördermaßnahmen gestartet. So können sich Kommunen zum | |
Beispiel um Fördergelder bewerben, um Blühstreifen anzulegen, Wege zu | |
begrünen oder heimische, nicht invasive Bäume zu pflanzen. | |
Auch die Anlage von Streuobstwiesen, Hecken, Gehölzen oder Alleen ist | |
förderwürdig, genau wie die Renaturierung von Bächen, Flüssen oder Teichen. | |
Programme für den Erwerb von Maschinen zur klimafreundlichen | |
Bodenbearbeitung sowie für die Wiedervernässung von Moorflächen sind in | |
Arbeit. Ob die bislang für das ANK avisierten 3,5 Milliarden Euro die | |
derzeit umstrittenen Haushaltsberatungen überstehen, ist allerdings noch | |
offen. | |
Und auch die Vorgaben des Nature Restauration Law sind noch nicht in | |
trockenen Tüchern. So dürfen die Mitgliedstaaten zum Beispiel die Umsetzung | |
des Gesetzes auf landwirtschaftlichen Flächen aussetzen, wenn die | |
landwirtschaftliche Produktion in Gefahr ist. Angesichts der Reaktionen des | |
Deutschen Bauernverbandes auf das Gesetz – „löst Widerstände aus“ – i… | |
schon jetzt der Fall. | |
18 Jun 2024 | |
## AUTOREN | |
Heike Holdinghausen | |
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