| # taz.de -- Hackerangriff aus Russland?: Auswärtiges Amt aktiviert | |
| > 2023 griffen Hacker E-Mail-Konten der SPD an. Baerbock macht Russland | |
| > dafür verantwortlich. Das Außenamt hat den Geschäftsträger der russischen | |
| > Botschaft einbestellt. | |
| Bild: Im australischen Zentrum für Cybersicherheit, das die Außenministerin g… | |
| Letztes Update: 12.08 Uhr | |
| Adelaide/Berlin dpa/afp | – Die Bundesregierung macht eine Einheit des | |
| russischen Militärgeheimdienstes für einen Cyber-Angriff auf die SPD Anfang | |
| vergangenen Jahres verantwortlich. „Staatliche russische Hacker haben | |
| Deutschland im Cyberraum angegriffen“, sagte Außenministerin Annalena | |
| Baerbock am Freitag während ihres Australien-Besuchs in Adelaide und | |
| kündigte Konsequenzen an. | |
| Am Freitag bestellte das Auswärtige Amt als Reaktion zudem den amtierenden | |
| Geschäftsträger der russischen Botschaft ein. Er sei für 12.00 Uhr | |
| einbestellt, teilte ein Sprecher des deutschen Außenministeriums in Berlin | |
| mit. Der Vorfall zeige, „dass die russische Bedrohung für Sicherheit und | |
| Frieden in Europa real ist und sie enorm ist“. Eine solche Einbestellung | |
| gilt als scharfes diplomatisches Mittel. Vizeregierungssprecher Wolfgang | |
| Büchner verurteilte den Cyberangriff „auf das Schärfste“. | |
| Die SPD hatte im Juni 2023 bekannt gegeben, dass E-Mail-Konten des | |
| SPD-Parteivorstands im Januar Ziel eines Cyberangriffs geworden seien. | |
| Möglich sei das durch eine zum Zeitpunkt des Angriffs noch unbekannte | |
| [1][Sicherheitslücke beim Softwarekonzern Microsoft] geworden, hieß es | |
| damals aus der SPD. „Es ist nicht auszuschließen, dass es zu einem Abfluss | |
| von Daten aus vereinzelten E-Mail-Postfächern kam.“ | |
| ## Baerbock nennt Attacke „völlig Inakzeptabel“ | |
| Laut Baerbock sind die Ermittlungen der Bundesregierung dazu unter | |
| Federführung des Auswärtigen Amts – in der Diplomatensprache | |
| „Attributierungsverfahren“ genannt – nun abgeschlossen. „Wir können di… | |
| Angriff vom letzten Jahr heute eindeutig [2][der Gruppe APT28 zuordnen], | |
| die vom russischen Geheimdienst GRU gesteuert wird“, sagte die | |
| Grünen-Politikerin auf einer Pressekonferenz mit ihrer australischen | |
| Amtskollegin Penny Wong. „Das ist völlig inakzeptabel und wird nicht ohne | |
| Konsequenzen bleiben.“ | |
| Welche Konsequenzen das sein könnten, sagte Baerbock nicht. In solchen | |
| Fällen ist es üblich, dass zunächst der Botschafter des verantwortlichen | |
| Landes ins Auswärtige Amt einbestellt wird, um offiziell zu protestieren. | |
| In ähnlichen Fällen hat es früher schon Sanktionen der Europäischen Union | |
| gegen Einzelpersonen oder Einrichtungen gegeben. Denkbar sind Reiseverbote | |
| oder das Einfrieren von Vermögenswerten. | |
| ## APT28 durch Attacke auf den Bundestag bekannt | |
| Die Gruppierung APT28 ist nach Angaben des deutschen Verfassungsschutzes | |
| seit mindestens 2004 weltweit vor allem im Bereich Cyberspionage aktiv. Sie | |
| habe in der Vergangenheit auch Desinformations- und Propagandakampagnen im | |
| Cyberraum geführt und zähle „zu den aktivsten und gefährlichsten | |
| Cyberakteuren weltweit“. | |
| APT steht für Advanced Persistent Threat (Fortgeschrittene anhaltende | |
| Bedrohung). So bezeichnen Sicherheitsbehörden von autoritären Staaten | |
| gesteuerte Gruppen, die mit der systematischen Ausführung von | |
| Cyber-Attacken beauftragt sind. Davon sind bisher etwa 40 identifiziert | |
| worden. | |
| Das Bundesamt für Verfassungsschutz rechnet die APT28 eindeutig dem | |
| russischen Militärgeheimdienst GRU zu. Die Gruppe wurde [3][2015 schon für | |
| eine große Cyberattacke auf den Bundestag] verantwortlich gemacht und | |
| später in den USA für eine Attacke auf die Demokratische Partei vor der | |
| Präsidentschaftswahl 2017. | |
| ## Attacke auf SPD Teil einer größeren Kampagne | |
| An den Ermittlungen der Bundesregierung waren nach dpa-Informationen mit | |
| dem Verfassungsschutz, dem Bundesnachrichtendienst und dem Militärischen | |
| Abschirmdienst alle deutschen Geheimdienste beteiligt. Die Attacke auf die | |
| SPD soll nach bisherigen Erkenntnissen Teil einer Kampagne der APT28 in | |
| mehreren europäischen Ländern gewesen sein, die gegen Regierungsstellen, | |
| aber auch gegen Unternehmen gerichtet war, die mit Energieversorgung, IT, | |
| Rüstung oder Luft- und Raumfahrt zu tun haben. | |
| Wieviele E-Mail-Konten im Fall der SPD betroffen waren und wie groß die | |
| abgeschöpfte Datenmenge war, blieb zunächst unklar. Bei der Attacke auf den | |
| Bundestag waren es 16 Gigabyte. | |
| Der Nordatlantikrat, das wichtigste Entscheidungsgremium der Nato, hatte | |
| sich bereits am Donnerstagabend „zutiefst besorgt“ [4][über zunehmende | |
| russische Cyber-Attacken] geäußert – ohne Einzelheiten zu nennen. In einer | |
| Erklärung war von „feindlichen Aktivitäten“ die Rede, die gegen | |
| Deutschland, Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien und | |
| Großbritannien gerichtet seien. | |
| „Diese Vorfälle sind Teil einer sich verstärkenden Kampagne von | |
| Aktivitäten, die Russland im gesamten euro-atlantischen Raum ausführt, auch | |
| im Bündnisgebiet und über Proxies (Stellvertreter). Dazu gehören | |
| Sabotageakte, Gewaltakte, Cyber- und elektronische Störungen, | |
| Desinformationskampagnen und andere hybride Operationen“, hieß es in der | |
| Erklärung. Die Aktivitäten stellten „eine Bedrohung für die Sicherheit der | |
| Bündnispartner“ dar. | |
| 3 May 2024 | |
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