| # taz.de -- Sicherheit des Parlaments: „Der Bundestag ist ein begehrtes Ziel�… | |
| > Der Deutsche Bundestag ist von zahlreichen Hackerangriffen betroffen. | |
| > Bundestagspräsidentin Julia Klöckner will nun die Schutzmaßnahmen weiter | |
| > hochfahren. | |
| Bild: Beliebtes Ziel für Cyber-Attacken: der Deutsche Bundestag | |
| Berlin dpa/taz | Der Deutsche Bundestag muss sich nach Einschätzung seiner | |
| Präsidentin Julia Klöckner stärker gegen Cyber-Attacken aus anderen Staaten | |
| schützen. „Wir verzeichnen leider zahlreiche Hacker-Angriffe. Der Bundestag | |
| ist ein begehrtes Ziel“, sagte die CDU-Politikerin der Deutschen | |
| Presse-Agentur in Berlin. | |
| „Wir werden unsere Abwehrfähigkeit zum Schutz vor Cyber-Angriffen weiter | |
| stärken müssen“, konstatierte Klöckner. Verbesserungsbedarf sieht sie auch | |
| bei der Sicherheitsüberprüfung von Besuchern, die in den Bundestag kommen. | |
| Im Mai 2015 war die [1][bislang größte Cyber-Attacke] gegen den Bundestag | |
| bekannt geworden. Computer in zahlreichen Abgeordnetenbüros wurden mit | |
| Spionagesoftware infiziert, darunter auch Rechner im Büro der damaligen | |
| Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Der Angriff hatte zur Folge, dass das | |
| IT-System des Parlaments generalüberholt werden musste. [2][Wie auch bei | |
| anderen Attacken] ging die Bundesregierung von einer Beteiligung Russlands | |
| aus. | |
| 2023 erfolgte [3][Attacken auf E-Mail-Konten der SPD-Parteizentrale] sowie | |
| auf Rüstungs- und Logistikfirmen stehen in Verdacht, von der Hackergruppe | |
| APT 28, die dem russischen Geheimdienst zugeordnet wird, orchestriert | |
| worden zu sein. Das Außenamt bestellte den Geschäftsträger der russischen | |
| Botschaft ein. Unklar ist noch, wer hinter einem [4][Angriff auf die | |
| CDU-Parteizentrale] ein Jahr später steckt. | |
| ## Klöckner sieht Nachbesserungsbedarf | |
| Der Bundestag habe eine „hohe Symbolik“, sagte Klöckner. „Wenn der Deuts… | |
| Bundestag etwa während einer Gesetzeslesung oder Abstimmung lahmgelegt | |
| werden würde und Fristen nicht eingehalten werden könnten, das wäre für | |
| Hacker ein Triumph.“ Aus Sicht der Bundestagspräsidentin geht es daher | |
| nicht nur um den Schutz des Parlaments. „Sich dagegen zu wehren, hat etwas | |
| mit Stabilisierung und Resilienz unserer Demokratie zu tun.“ | |
| Die Bundestagspräsidentin sieht auch Nachbesserungsbedarf bei der | |
| Sicherheit im Parlament. Konkret geht es um die Sicherheitsüberprüfung von | |
| Besuchern. „Was fehlt, ist eine gesetzliche Grundlage, die es zum Beispiel | |
| erlaubt, dass die Bundestagspolizei die Information erhält, wenn jemand als | |
| Gefährder eingestuft oder bereits in verfassungsgefährdender Weise | |
| auffällig geworden ist.“ Diese Informationen darf der Verfassungsschutz | |
| laut Klöckner nicht an die Bundestagspolizei übermitteln. | |
| „Daher brauchen wir ein Bundestagspolizeigesetz. Es wäre ja absurd, wenn | |
| vorliegende schwerwiegende Erkenntnisse hier keine Anwendung fänden“, sagte | |
| Klöckner. | |
| Der Bundestag zähle jedes Jahr zwei Millionen Besucher, so viele wie kein | |
| anderes Parlament, erläuterte Klöckner. „Alle müssen immer durch eine | |
| Sicherheitskontrolle. Warum? Wenn man einmal im Bundestag ist, kann man | |
| theoretisch überall hin. Hier ist in Plenarsitzungen teilweise die | |
| komplette Bundesregierung anwesend, es gibt keinen Schutz zwischen | |
| Besuchertribüne und Plenarsaal.“ | |
| ## Zuverlässigkeitsüberprüfung verschärft | |
| In der vergangenen Legislaturperiode war das Vorhaben gescheitert, ein | |
| Bundespolizeigesetz zu erlassen. „Jetzt klopfen wir gerade ab, wo es | |
| Übereinstimmung gibt, damit wir schnell zu einer Entscheidung kommen. Die | |
| genaue Ausformulierung obliegt dann den Fraktionen“, sagte Klöckner. | |
| Der Bundestag hatte in der Vergangenheit zum Schutz der Abgeordneten sowie | |
| der Beschäftigten die Zugangsregeln und Kontrollen mehrfach verschärft – | |
| zuletzt erst im vergangenen März. Damals wurde bestimmt, dass niemand | |
| Zugang zu den Gebäuden des Bundestags erhalten soll, der nach einer | |
| entsprechenden Überprüfung ein Risiko für die Funktions- und | |
| Arbeitsfähigkeit oder die Sicherheit der Mitglieder und der Anwesenden im | |
| Bundestag darstellt. | |
| Zudem wurde die Zuverlässigkeitsüberprüfung auf Mitarbeiter der | |
| Abgeordneten und Fraktionen ohne physischen Zugang zum Bundestag, aber mit | |
| Zugriff auf dessen Informations- und Kommunikationssystem ausgeweitet. | |
| „Wir machen Zulässigkeitsüberprüfungen, auch von Mitarbeiterinnen und | |
| Mitarbeitern, die einen Hausausweis beantragen“, sagte Klöckner. „Da gehen | |
| wir bei einigen sogar in die zweite Runde, wenn jemand schon einmal | |
| auffällig geworden ist. Das sind vereinzelte Fälle, aber es ist | |
| wahrnehmbar.“ | |
| 20 Jul 2025 | |
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