Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Streit bei den Wirtschaftsweisen: Expertin beschädigt sich selbst
> Manche wittern hinter dem Streit eine Intrige gegen die Wirtschaftsweise
> Veronika Grimm. Tatsächlich geht es um etwas anderes.
Bild: Veronika Grimm bei der Vorstellung des Jahresgutachtens 2023/24 der Wirts…
Darf Veronika Grimm als eine von fünf Wirtschaftsweisen ein Mandat als
[1][Aufsichtsrätin in einem großen Industrieunternehmen annehmen]? Ja, sie
darf, formal ist dagegen nichts einzuwenden. Das Sachverständigenratsgesetz
von 1963 schließt die Wahl eines Ratsmitglieds in einen Aufsichtsrat nicht
aus.
Die Frage beim mittlerweile nicht mehr internen Streit des [2][wichtigsten
ökonomischen Beratergremiums der Bundesregierung] ist aber eine andere: Ist
eine solche Doppelrolle legitim? Das ist eine moralische und keine
juristische Frage. Und die ist klar mit Nein zu beantworten.
Nicht nur, weil die Interessenüberschneidung klar auf der Hand liegt. Die
Professorin an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg ist
Energieexpertin, Siemens Energy, wo Grimm das Mandat bekommen soll, ist ein
Konzern im Bereich der konventionellen und erneuerbaren Energien.
Das Nein zum Mandat ergibt sich auch aus einem gesellschaftlichen Wandel:
Früher wurden solche Personalien gern hinter verschlossenen Türen
verhandelt, die Bevölkerung wurde mit dem Ergebnis überrascht und musste es
schlucken. So einfach geht das heute nicht mehr, vielmehr müssen
Compliance-Regeln eingehalten werden, Kontrollgremien überwachen Vorgänge
wie diese und können Einspruch erheben. Das ist Demokratie. Und das soll
Korruption verhindern. Auch werden solche Vorgänge heute viel schneller
öffentlich, der „Brandbrief“ der vier anderen Wirtschaftsweisen, die sich
gegen die Annahme des Mandats ihrer Kollegin aussprechen, ist im Internet
nachzulesen.
Manche wittern hinter dem Streit eine Intrige gegen Grimm. So kann man das
sehen. Man kann aber auch anerkennen, dass Grimm mit ihrem ökonomischen
Konservatismus, der zuweilen ins Neoliberale abgleitet, vor allem die
Interessen der Unternehmen im Blick hat. Insofern wundert es nicht, dass
Siemens sich sie als Aufsichtsrätin wünscht. Und dass Grimm jetzt vor allem
von Konservativen unterstützt wird. Ihrer eigenen Reputation hat Grimm
trotzdem keinen Gefallen getan.
23 Feb 2024
## LINKS
[1] /Oekonomin-Veronika-Grimm/!5990677
[2] https://www.sachverstaendigenrat-wirtschaft.de/index.html
## AUTOREN
Simone Schmollack
## TAGS
Neoliberalismus
Wirtschaft
Siemens
Demokratie
Schwerpunkt Klimawandel
Sachverständigenrat
Wirtschaftsweisen
Bundesregierung
wochentaz
## ARTIKEL ZUM THEMA
Wirtschaftsweise in Deutschland: Modernisierung statt Museum
Die Wirtschaftsweisen haben die Zeichen der Zeit erkannt – und nennen
Klimaneutralität als treibende Kraft der kommenden Jahrzehnte.
Streit unter den Wirtschaftsweisen: Vorwürfe wegen Wasserstoff-Plädoyer
Wirtschaftsweise Veronika Grimm spricht sich für Wasserstoff im
Güterverkehr aus. Das ist brisant, weil sie bei Siemens Energy im
Aufsichtsrat sitzt.
Wirtschaftsweise Veronika Grimm: Aufsichtsrat trotz Bedenken
Siemens Energy hat die Ökonomin Veronika Grimm trotz aller Bedenken in den
Aufsichtsrat gewählt. Der einstige Mutterkonzern stimmte dagegen.
Ökonomin Veronika Grimm: 4 gegen 1 bei den Wirtschaftsweisen
Es kriselt bei den wichtigsten ökonomischen BeraterInnen der
Bundesregierung: Die Ökonomin Veronika Grimm soll das Gremium der
Wirtschaftsweisen verlassen.
Milliardäre und Investitionsallianzen: Capitalists for Future
Für den Kampf gegen die Klimakrise ist Geld entscheidend. Welche Pläne zur
Weltrettung gibt es also dort, wo das Geld ist – und was taugen sie?
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.