| # taz.de -- Krieg in der DR Kongo: Eskalation am See | |
| > Eine neue Eingreiftruppe aus dem südlichen Afrika soll die von Ruanda | |
| > unterstützten M23-Rebellen bezwingen. Die gehen selbst in die Offensive. | |
| Bild: Kampfentschlossen: M23-Rebellen auf einer Straße bei Kibumba nördlich v… | |
| Kampala taz | Mit einer Großoffensive einer neuen Eingreiftruppe aus dem | |
| südlichen Afrika geht der Krieg im Osten der Demokratischen Republik Kongo | |
| in eine neue Runde. Ende vergangener Woche sind rund 300 Soldaten aus | |
| Tansania in der ostkongolesischen Provinzhauptstadt Goma gelandet. Sie sind | |
| dort neben Truppen aus Südafrika und Malawi im Rahmen eines [1][Mandats der | |
| Regionalorganisation SADC (Südafrikanische Entwicklungsgemeinschaft)] | |
| stationiert und sollen der kongolesischen Armee aktiv unter die Arme | |
| greifen, gegen die Rebellen der [2][M23 (Bewegung des 23. März)] | |
| vorzugehen. | |
| Vom internationalen Flughafen in Goma brausten die tansanischen Truppen mit | |
| Lastwagen am Freitag direkt nach Westen an die Front: in die 24 Kilometer | |
| entfernte Kleinstadt Sake, wo die Masisi-Berge und damit das Kriegsgebiet | |
| beginnt. Eile war geboten. Gemeinsam mit kongolesischen Truppen, | |
| [3][Söldnern aus Osteuropa] und einer von der kongolesischen Regierung | |
| aufgestellten Koalition lokaler Milizen – [4][Wazalendo (Patrioten)] | |
| genannt – versuchten sie am Wochenende, Sake vor Angriffen der M23 zu | |
| verteidigen. | |
| Sake ist von strategischer Bedeutung. Aus der Kleinstadt führen mehrere | |
| Straßen hinauf in die Masisi-Berge, wo die M23-Rebellen stehen, sowie am | |
| Westufer des Kivu-Sees entlang gen Süden in die benachbarte Provinz | |
| Süd-Kivu – für Warenlieferungen und militärischen Nachschub, den die | |
| kongolesische Regierung über den Flughafen Kavumu von Süd-Kivus | |
| Provinzhauptstadt Bukavu einfliegt, von großer Bedeutung. | |
| Die Tutsi-Rebellen der M23 unter ihrem Anführer Sultani Makenga versuchen | |
| diese Straße einzunehmen, um der kongolesischen Armee die Nachschubwege | |
| abzuschneiden, so bestätigen es M23-Quellen der taz. Ziel sei es, die | |
| Millionenstadt Goma und das Umland bis nach Sake vollständig einzukesseln, | |
| sodass Goma nur noch aus der Luft oder über den See erreichbar ist und die | |
| SADC-Truppen von dort nicht in die Masisi-Berge vordringen können. | |
| Offenbar mit Erfolg: Laut M23-Angaben geriet am Sonntag auf der Straße von | |
| Süd-Kivu aus kommend ein Konvoi mit Soldaten aus Burundi in einen | |
| Hinterhalt. „Es ist traurig, dass niemand überlebt hat!“, so | |
| [5][M23-Militärsprecher Willy Manzi auf X]. Auch burundische Truppen sind | |
| von der kongolesischen Regierung angeheuert worden, um die Armee gegen die | |
| M23 zu unterstützen. | |
| ## Ruanda verstärkt Unterstützung der Rebellen | |
| Die M23-Rebellen hatten zuvor selbst harte Schläge einstecken müssen. Eine | |
| Kampfdrohne der kongolesischen Armee hatte in den Masisi-Bergen ein | |
| Fahrzeug getroffen, in welchem der M23-Geheimdienstchef, bekannt unter | |
| seinem Kriegsnamen Castro, sowie der für Militäroperationen verantwortliche | |
| M23-Offizier Erasto Bahati saßen. Beide wurden getötet – ein schwerer | |
| Schlag für die Rebellen. | |
| „Wir haben die Botschaft verstanden und werden entsprechend antworten“, | |
| hatte die M23-Führung daraufhin verkündet und startete ihre neue Offensive. | |
| Laut UN-Ermittlern hat auch Ruanda erneut Truppen in den Kongo entsandt, um | |
| der M23 dabei zu helfen. So stehen sich nun Ruanda und Burundi indirekt auf | |
| kongolesischem Gebiet gegenüber. | |
| In Goma brach am Freitag, als die Gerüchte vom erneuten Einmarsch weiterer | |
| ruandischer Truppen die Runde machten, Panik aus. Die Menschen in Goma | |
| erinnern sich daran, wie die M23 im Jahr 2012 die Stadt erst umzingelt und | |
| dann [6][im Handstreich eingenommen] hatten. | |
| ## Proteste und Friedensaufrufe | |
| Ab 17 Uhr abends dürfen nun in Goma keine Motorrad-Taxis und Kleinbusse | |
| mehr fahren, hat die Militärregierung von Nord-Kivu angeordnet. Das kommt | |
| in der weitläufigen Millionenstadt fast einer Ausgangssperre gleich. | |
| Dagegen protestierten am Montagmorgen die Motorrad- und Taxifahrer in Goma. | |
| Während der Krieg jetzt in eine gewaltsame neue Runde geht, bemüht sich die | |
| katholische Kirche um Vermittlungen in der Region. Der kongolesische | |
| Erzbischof von Kinshasa, Fridolin Ambongo, kam am Wochenende aus Kinshasa | |
| angereist und hielt am Sonntag in Goma eine Friedensmesse ab. Auch | |
| Kirchenvertreter aus Ruanda und Burundi waren angereist. | |
| [7][In seiner Predigt] forderte Erzbischof Ambongo alle Akteure auf allen | |
| Ebenen auf, „mehr Menschlichkeit zu zeigen“, um dem Krieg ein Ende zu | |
| setzen. „Auch wenn Ihnen die Forderungen der anderen Seite nicht gefallen, | |
| achten Sie darauf, ihnen zuzuhören“, sagte er. | |
| 29 Jan 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.sadc.int/latest-news/deployment-sadc-mission-democratic-republi… | |
| [2] /M23-Rebellenchef-ueber-Kongo/!5893776 | |
| [3] /Europaeische-Soeldner-im-Kongo/!5904737 | |
| [4] /Milizen-in-der-DR-Kongo/!5977887 | |
| [5] https://twitter.com/RealManziWilly/status/1751669982390374499 | |
| [6] /Rebellen-erobern-Goma/!5079020 | |
| [7] https://twitter.com/radiookapi/status/1751639609614688356 | |
| ## AUTOREN | |
| Simone Schlindwein | |
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