# taz.de -- Halbfinale im Afrika-Cup: Gesten gegen die Gewalt im Land | |
> Die Fußballer der DR Kongo verpassen das Finale beim Afrika-Cup. Ihre | |
> Botschaft soll noch lange nachhallen. | |
Bild: Stille Botschaft: Spieler der DR Kongo vor dem Spiel gegen die Elfenbeink… | |
ABIDJAN taz | Es war alles bereitet für eine wunderbare Fußballparty. Als | |
sich die Teams von [1][Gastgeber Elfenbeinküste] und der Demokratischen | |
Republik Kongo am Mittwochabend im neu erbauten Olympiastadion von Abidjan | |
zum zweiten Halbfinalspiel des 34. Afrika-Cups formierten, freuten sich | |
alle auf ein Fußballfest. Daraus wurde dann aber erst einmal nichts. Als | |
die kongolesische Hymne erklang, hielten sich die kongolesischen Spieler | |
mit der einen Hand den Mund zu, mit der anderen führten sie zwei Finger an | |
die Schläfe – sie wollten die große Bühne nutzen, um auf die brutalen | |
Auseinandersetzungen im Osten ihres Landes hinzuweisen. | |
Dutzende bewaffnete Gruppen – darunter die berüchtigten [2][M23-Rebellen] – | |
plagen seit Langem den mineralreichen Osten des zentralafrikanischen Landes | |
und kämpfen dort um Kontrolle über das Land. „Jeder sieht die Massaker im | |
Ostkongo. Aber alle schweigen“, hatte Cedric Bakambu, Stürmer des Teams, | |
[3][Tags zuvor auf X/Twitter geschrieben]. Er forderte: „Sprechen Sie mit | |
der gleichen Hingabe, mit der Sie über den Afrika-Cup sprechen, darüber, | |
was bei uns passiert. Es gibt keine kleinen Gesten.“ | |
Tausende Menschen waren Berichten zufolge am Tag des Halbfinalspiels im | |
Ost-Kongo auf der Flucht vor der Gewalt. Rund um Sake, einer Provinzstadt | |
nahe der Regionalhauptstadt Goma, soll es zu heftigen Kämpfen zwischen der | |
Rebellengruppe M23 auf der einen [4][sowie Regierungssoldaten] und | |
Friedenstruppen der Vereinten Nationen auf der anderen Seite gekommen sein. | |
Es geht um das Recht, die Bodenschätze ausbeuten zu dürfen. Z | |
udem werfen sich die Parteien vor, Bedingungen eines Friedensabkommens, das | |
2009 geschlossen worden war, nicht eingehalten zu haben. Nach Angaben der | |
Vereinten Nationen hat der Konflikt in den letzten drei Jahrzehnten 6,9 | |
Millionen Menschen zur Flucht gezwungen. Die Demokratische Republik Kongo | |
stehe vor einer der „größten humanitären Krisen der Welt“. | |
## Hilferuf für Flüchtlinge | |
Bakambus Appell via X/Twitter hatte nach 24 Stunden bereits 1,5 Millionen | |
Leser gefunden. Über die Hälfte der Mannschaft des Kongo hatte schon am | |
Montag mit einem Video auf die Krise im Land aufmerksam gemacht und um | |
finanzielle Unterstützung für die Flüchtenden im Land gebeten. Der | |
Fußballverband hatte am Tag vor dem Halbfinale den Antrag gestellt, die | |
Spieler mit schwarzer Armbinde antreten zu lassen. | |
Schon seit Turnierbeginn hatten die kongolesischen Spieler immer wieder auf | |
die schwierige Situation in ihrem Land hingewiesen. Umso erstaunlicher ist | |
die sportliche Leistung zu beurteilen, die das Team beim Afrika-Cup | |
abgeliefert hat. Bis zum Halbfinale blieb die Mannschaft des französischen | |
Coaches Sébastian Desabre ungeschlagen. In der Vorrunde setzte sie sich | |
gegen Sambia und Tansania durch, im Achtelfinale schlug man die | |
afrikanische Fußball-Großmacht Ägypten, ehe im Viertelfinale Guinea | |
deutlich bezwungen wurde. | |
Im Halbfinale aber erwies sich die Mannschaft des Gastgebers als zu stark. | |
Die ganz in orange angetreten „Elefanten“ überrollten ihren Gegner mit | |
beherztem Fußball und jeder Menge Körpereinsatz. Vor allem diesem hatte das | |
kongolesische Team wenig entgegenzusetzen. Von Beginn an sah sich der Kongo | |
in die Defensive gedrängt, eigene Angriffe wirkten halbherzig, waren mit | |
viel zu wenig Überzeugung vorgetragen. | |
So reichte den Ivorern ein etwas glücklich erzielter Treffer zum Sieg. Der | |
ansonsten schwach auftretende BVB-Stürmer Sebastien Haller hatte eine | |
Flanke von Max Gradel in der 65. Minute volley genommen. Eigentlich hatte | |
er den Ball gar nicht richtig getroffen, aber genau das verlieh dem Ball | |
einen so seltsamen Drall, dass er als Aufsetzer über den kongolesischen | |
Keeper Lionel Mpasi-Nzau hinweg ins Netz flog. | |
Eine Antwort fand das Team der DR Kongo nicht mehr. „Natürlich sind wir | |
enttäuscht“, räumte Trainer Desabre nach der Partie ein. Rasch kam der | |
Coach allerdings nach dem Spiel auf die Geste seines Teams zu sprechen: | |
„Eine Fußballnationalmannschaft ist eine treibende Kraft für eine Nation. | |
Und heute Abend war es auch unsere Pflicht, darüber zu informieren, was | |
hinter den Kulissen passiert“, fügte er hinzu. | |
8 Feb 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Afrika-Cup-im-Maennerfussball/!5987135 | |
[2] /Krieg-in-der-DR-Kongo/!5988389 | |
[3] https://twitter.com/Bakambu17/status/1754471589469422026?ref_src=twsrc%5Etf… | |
[4] /Nach-den-Wahlen-in-der-DR-Kongo/!5984795 | |
## AUTOREN | |
Olaf Jansen | |
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