# taz.de -- Kämpfe in der DR Kongo: Kollateralschaden Burundi | |
> Im Osten der DR Kongo kämpfen burundische Soldaten gegen die von Ruanda | |
> unterstützten M23-Rebellen. In Burundi wächst Frust. | |
Bild: Ruanda beschuldigt: Beisetzung der Opfer eines Rebellenüberfalls in Buru… | |
Kampala taz | Normalerweise herrscht an den Grenzübergängen zwischen | |
Burundi und dem Nachbarland Ruanda geschäftige Betriebsamkeit: Händler und | |
Bauern bringen ihre Waren ins jeweils andere Land; Schüler aus der | |
Grenzregion gehen auf der anderen Seite zur Schule; Familien besuchen | |
Angehörige; Lastwagen transportieren Importwaren wie Benzin. | |
Doch seit Mitte Januar sind die Grenzübergänge dicht. An den Schlagbäumen | |
stehen nur Soldaten in Hab-Acht-Stellung. Zwischen Ruanda und Burundi | |
kriselt es erneut. | |
Der Grund: Burundische Rebellen der im Osten der Demokratischen Republik | |
Kongo basierten Gruppe [1][RED-Tabara] („Widerstand für den Rechtsstaat“) | |
fielen kurz vor Weihnachten in Burundi ein und verübten ein Massaker | |
nordwestlich der Hauptstadt Bujumbura, bei welchem über 20 Menschen | |
starben, darunter Kinder. Burundis Präsident Evariste Ndayishimiye | |
beschuldigte Ruanda, die Rebellen mit Waffen und Uniformen ausgestattet zu | |
haben, schloss die Grenze und ließ Truppen aufmarschieren. | |
Im Osten der DR Kongo stehen sich mittlerweile ruandische und burundische | |
Soldaten direkt an der Front gegenüber. Laut UN-Erkenntnissen unterstützt | |
Ruanda mit Spezialeinheiten die Tutsi-geführte [2][Rebellenbewegung M23] | |
(Bewegung des 23. März), die aktuell rund um die ostkongolesische | |
Provinzhauptstadt Goma direkt an Ruandas Grenze wieder auf dem Vormarsch | |
ist. Zu Tausenden flohen vergangene Woche Bewohner des Umlands in die | |
Millionenstadt, nachdem Kämpfe in den Bergen rund 30 Kilometer westlich von | |
Goma neu aufgeflammt waren. | |
## M23-Rebellen halten Kriegsgefangene aus Burundi fest | |
Um die M23-Rebellen zurückzudrängen, hat Kongos Regierung burundische | |
Soldaten angeheuert. Angeblich bezahlen sie diese mit Mineralien. Dafür | |
kämpfen sie jetzt mit Kongos Armee gegen die M23, also indirekt gegen | |
Ruanda. Vergangene Woche gerieten burundische Soldaten auf dem Weg nach | |
Goma in einen Hinterhalt der M23, Dutzende starben. Fast täglich | |
veröffentlichen die M23-Rebellen Namen und Fotos von gefallenen Soldaten | |
aus Burundi. Vor einer Woche erklärte die [3][Rebellenkoalition AFC] | |
(Allianz des Kongoflusses), in welcher die M23 führendes Mitglied ist, dass | |
sie auch Kriegsgefangene aus Burundi festhalte. | |
„Sie fühlen sich von ihrem Oberkommandierenden im Stich gelassen“, hieß e… | |
Burundische Soldaten seien ohne ihre Mobiltelefone entsandt worden, damit | |
sie nicht mit ihren Familien zu Hause in Kontakt treten können. Solche | |
Nachrichten sind Teil der psychologischen Kriegsführung der M23. Sie sollen | |
in Burundi Missstimmung gegen die Regierung erzeugen. | |
## Schwere Wirtschaftskrise in Burundi | |
Gründe der Frustration gibt es in Burundi genug. Seit über zwei Jahren | |
herrscht in dem kleinen Land mit rund 13 Millionen Einwohnern extreme | |
Benzinknappheit aufgrund mangelnder Devisen. Mittlerweile geben | |
Tankstellen, wenn überhaupt, nur noch 20 Liter pro Kunde aus. | |
Die Wirtschaft leidet enorm, Preise sogar für Grundnahrungsmittel haben | |
sich vervielfacht. „Ich kann kaum noch meine Kinder ernähren, bald sterben | |
sie an Hunger“, klagt eine Frau auf dem Zentralmarkt in Bujumbura gegenüber | |
der burundischen Medienplattform „SOS Médias Burundi“. | |
Die Grenzschließung zu Ruanda treibt nun die Preise in Burundi zusätzlich | |
nach oben. Bei gewaltsamen Protesten an Tankstellen haben Händler und | |
Motorrad-Taxifahrer ihren Frust ausgedrückt. Polizei und Mitglieder der | |
[4][„Imbonerakure“, die Jugendmiliz von Burundis Regierungspartei CNDD-FDD] | |
(Nationalkomitee/Kräfte zur Verteidigung der Demokratie), lösten die | |
Proteste gewaltsam auf. Laut der burundischen | |
[5][Menschenrechtsorganisation ITEKA] nimmt die staatliche Gewalt zu: | |
außergerichtliche Hinrichtungen, gezielte Attentate, gewaltsames | |
Verschwindenlassen, Folter und sexuelle Gewalt sowie willkürliche | |
Verhaftungen. | |
Gleichzeitig macht die lange Regenzeit den Bauern in Burundi dieses Jahr | |
besonders zu schaffen. Heftige Regenfälle haben die Aussaat verzögert und | |
Saatgut weggewaschen. Der gewaltige Tanganjikasee entlang der Grenze zur DR | |
Kongo hat einen extrem hohen Wasserstand und zerstört entlang seiner Ufer | |
Häuser und Äcker. | |
13 Feb 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://twitter.com/Red_Tabara | |
[2] /M23-Rebellenchef-ueber-Kongo/!5893776 | |
[3] https://twitter.com/AfcCongo | |
[4] /Internationaler-Straftgerichtshof-ermittelt/!5462809 | |
[5] https://twitter.com/LigueIteka | |
## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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