# taz.de -- Abschiebepläne der AfD: Nichts ist normal | |
> Es habe auch schon früher Pläne gegeben, Migrant:innen massenhaft | |
> auszuweisen, sagen manche. Damit normalisiert man einen rechtsextremen | |
> Diskurs. | |
Bild: Luisa Neubauer bei einer Demonstration gegen rechts auf dem Pariser Platz… | |
Seit bekannt ist, wie die AfD und Konsorten mit Menschen umgehen wollen, | |
die ihren völkischen Vorstellungen nicht entsprechen, ist der Protest groß. | |
Das ist wunderbar. Endlich, endlich. Denn viel zu lange haben wir, denen | |
die Hetze der AfD zuwider ist, gewartet, haben gar zugelassen, dass das | |
Gift der Rechten unser Denken vernebelt. Selbst jetzt noch. | |
Da kommt es mir nicht hilfreich vor, dass ich in etablierten Medien | |
detailliert erklärt bekomme, dass die Pläne der AfD doch schon lange | |
bekannt seien. Was die Rechten bezwecken mit dem, was sie verharmlosend als | |
„Remigration“ bemänteln, konnte man ja schon lange in ihren Programmen | |
nachlesen, wird mir gesagt. [1][Die AfD] habe nie einen Hehl daraus | |
gemacht. | |
Und ohnehin hätten schon frühere Regierungen sich die Köpfe zerbrochen, wie | |
sie Ausländer*innen loswerden. Mit Rückkehrprämien zum Beispiel. Die | |
einen also mit Geld, die AfD jetzt mit Zwang. Wird mir aber gesagt, dass | |
CDU und SPD früher nichts anderes taten, heißt das im Umkehrschluss | |
erstens: alles halb so schlimm. Und zweitens: dass ich eine Politik, wie | |
sie die AfD entwirft, längst akzeptiert habe. | |
Mir helfen solche Analysen nicht. Sie führen fort, was die Rechten mit | |
ihrer verharmlosenden Sprache selbst tun, sie lullen ein, sie verharmlosen | |
den Protest sogar. | |
Die Rechten sind sehr gut darin, ihre Ideen in den Köpfen und im | |
Sprachgebrauch der Bürger*innen zu verankern und normal und gefällig | |
erscheinen zu lassen. Statt Deportation also „Remigration“ – das klingt so | |
unverfänglich. Genauso unverfänglich wie „[2][irreguläre Migration]“. Der | |
Wahlslogan der AfD, der derzeit in Berlin rumhängt, bringt diesen | |
schleichenden Angriff auf unsere Wahrnehmung auf den Punkt: „Deutschland, | |
aber normal“. | |
## Wir müssen wach bleiben | |
Nein, nichts ist normal. Schon seit Jahren diktiert die AfD das politische | |
Geschehen und treibt die anderen Parteien vor sich her. Warum? Es mag | |
mehrere Gründe geben. Einer ist: weil aus der Bevölkerung kaum Protest kam | |
gegen das völkische Denken, das immer auf jemanden deutet, der Schuld an | |
der eigenen Misere haben soll. | |
Anstatt gegen dieses Geschwätz der Rechten aufzustehen, haben die, die eine | |
offene Gesellschaft wollen, auf die Sonntagsfragen gestarrt. Und trauten | |
ihren Augen nicht. So viele, die der simplen Rhetorik der AfD-Hetzer und | |
-Hetzerinnen verfallen, die Rache- und Wutgedanken haben, sich am | |
Jetzt-erst-recht-Rechtswählen erfreuen und die geschichtsvergessen von | |
einer Bedeutung träumen, die ihnen auch die AfD nicht geben wird. | |
Aber jetzt sind wir, die wir eine zivile, tolerante, bunte, friedliche, | |
nachhaltige Gesellschaft wollen, aufgewacht. Und wir müssen wach bleiben. | |
Denn schon wieder wirkt die innere Zersetzung. Ich lese und höre immer | |
wieder, dass das Rumstehen vor dem Reichstag doch nichts bringe. Ganz | |
ehrlich, ich vermute, das sind von den Rechten lancierte Bots, also falsche | |
Identitäten, die solche Nachrichten verbreiten. Was sie schreiben, ist | |
falsch. | |
Vielmehr ist es genau jetzt unsere Aufgabe, in Massen rumzustehen und zu | |
zeigen, dass wir da sind, dass wir mehr sind, dass wir die Hetze der | |
Rechten satt haben und dass wir Verantwortung für eine friedliche | |
Gesellschaft übernehmen wollen. Wir können in großen Städten im Meer der | |
Gleichgesinnten baden, das ist der erste Schritt. Der zweite: den Protest | |
dort unterstützen, wo sich einzelne schon lange mit dem Rücken zur Wand | |
gegen die Rechten wehren. | |
Luisa Neubauer hat recht, wenn sie sagt, [3][„die Demonstrationen sind der | |
Ort], wo Mut und Kraft gesammelt wird, um die demokratische Arbeit zu | |
machen, die es jetzt braucht“. „Mut wächst aus der Gemeinschaft“, sagt s… | |
Das finde ich auch. | |
5 Feb 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Rechtsextremes-Geheimtreffen/!5984115 | |
[2] /Zur-Phrase-der-irregulaeren-Migration/!5969345 | |
[3] https://www.tagesschau.de/inland/regional/hamburg/ndr-demo-gegen-rechtsextr… | |
## AUTOREN | |
Waltraud Schwab | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Demos gegen rechts | |
Schwerpunkt AfD | |
Demonstration | |
Migration | |
Demonstrationen | |
Kolumne Starke Gefühle | |
Schwerpunkt Demos gegen rechts | |
Schwerpunkt Demos gegen rechts | |
Kolumne Der rechte Rand | |
Kolumne Alles getürkt | |
Kolumne Bewegung | |
Schwerpunkt Demos gegen rechts | |
Kolumne Der rote Faden | |
Schwerpunkt Demos gegen rechts | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Potsdamer „Remigrations“-Treffen: Correctiv muss sich korrigieren | |
Ein Teilnehmer des Potsdamer Treffens war vor Gericht gezogen. Der Kern der | |
Correctiv-Recherche bleibt davon allerdings unberührt. | |
Demonstration gegen rechts in München: Es werde Licht | |
Am Sonntagabend soll in München ein Lichtermeer erstrahlen – gegen Hass und | |
Hetze. Ähnlichkeiten mit einer Aktion vor 30 Jahren sind nicht zufällig. | |
Hintergrund des Begriffs „Remigration“: Angriff auf die Mitte | |
Die Idee der „Remigration“ basiert auf dem Begriff des „Ethnopluralismus�… | |
Diesen nutzen Rechte seit Jahren, um die Gesellschaft zu infiltrieren. | |
Umgang mit den Deportationsfantasien: „Remigrier dich selber, aefde!“ | |
Was tun, wenn in den Nachrichten nur noch über die AfD und | |
ausländerfeindliche Übergriffe geredet wird? Da gibt es einen ganz | |
einfachen Trick. | |
Bewegungstermine in Berlin: Nie wieder ist jetzt | |
Im Wahlkampf wird fleißig brauner Mist plakatiert, aber wenigstens stehen | |
die Menschen gegen diesen auf. Nazis dürfen nie wieder an die Macht kommen. | |
Drittes Demo-Wochenende gegen rechts: 100.000-mal Protest am Sonntag | |
Am Sonntag sind mehr als 100.000 Menschen in fast 70 Orten für ein buntes | |
Deutschland auf die Straße gegangen. Seit Freitag waren es mehr als | |
600.000. | |
7. Oktober, AfD, Fake News: Kopfschutz fürs Superwahljahr | |
Unsere Autorin blickt auf die vergangene Woche und die Debatten der letzten | |
Monate. Für die Zukunft braucht sie wohl einen großen Hut zum Selbstschutz. | |
Protest gegen Rechtsextremismus: Sie bilden Banden | |
Das Bündnis „Hand in Hand“ will die Zivilgesellschaft vereinen. Aber was | |
kann nach den Demos kommen? |