# taz.de -- Deutschland mies bei Pisa-Studie 2022: Absturz einer Bildungsnation | |
> Bei der aktuellen Pisa-Studie fällt Deutschland weiter zurück – vor allem | |
> in den Bereichen Mathematik und Lesen. Das sind die zentralen Ergebnisse. | |
Bild: Lernort Schule: Wie gut schneiden Deutschlands Schüler:innen ab? | |
BERLIN taz | Die Leistungen deutscher Schüler:innen haben sich deutlich | |
verschlechtert. Das zeigt die neue internationale Vergleichsstudie Pisa | |
2022, die an diesem Dienstag veröffentlicht wird. In allen drei getesteten | |
Bereichen – Mathematik, Lesen, Naturwissenschaften – schneidet Deutschland | |
so schlecht ab wie noch nie, seitdem das Land am Ländervergleich der | |
Organisation für Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) teilnimmt. | |
Am stärksten abgesackt ist die durchschnittliche Punktezahl in Mathe: Die | |
lag in allen vorherigen Pisa-Tests noch bei mindestens 500 Punkten – nun | |
liegt sie bei 475. Auch die Leistungen in Lesen (480) und | |
Naturwissenschaften (492) sind [1][im Vergleich zur letzten Pisa-Studie | |
2018] deutlich gesunken. Mit diesen Ergebnissen liegt Deutschland im | |
Durchschnitt der teilnehmenden OECD-Länder. Nur in den Naturwissenschaften | |
schneidet Deutschland etwas besser ab. Zur Vergleich: Spitzenreiter | |
Singapur sammelt zwischen 543 (Lesen) und 575 (Mathe) Punkte. | |
Bei den deutschen Schüler:innen verfehlen viele sogar die | |
Basiskompetenzen. In Lesen und Naturwissenschaften ist es rund jedeR | |
Vierte, der/die in der niedrigsten von sechs Niveaustufen landet, in Mathe | |
sogar fast jedeR dritte. In den letzten zehn Jahren ist diese Gruppe in | |
allen drei Fächern um rund 11 Prozent gewachsen. In den obersten beiden | |
Niveaustufen (5 und 6) landen je zwischen 8 und 10 Prozent der | |
Schüler:innen und damit jeweils weniger als vor zehn Jahren. | |
Was aber gleich geblieben ist: Wer gut oder schlecht abschneidet, liegt vor | |
[2][allem am sozialen und wirtschaftlichen Hintergrund der Schüler:innen.] | |
Die Leistungen zwischen Jugendlichen der sozialen Ober- und Unterschicht | |
gehen weit auseinander, zum Teil stärker als in der Vergangenheit. In Mathe | |
sind es beispielsweise ganze 111 Punkte – deutlich mehr als im | |
OECD-Schnitt. | |
## Soziale Herkunft prägt Bildungsstand | |
Die Pisa-Studie zeigt auch, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund in | |
Deutschland im Schnitt deutlich schlechter abschneiden als solche ohne. | |
Dieser Effekt ist sowohl in Mathe (–59 Punkte) als auch beim Lesen (–67) zu | |
beobachten. Die Autor:innen der Studie begründen das zum Teil damit, | |
dass Familien mit Migrationshintergrund häufiger sozial schlechtergestellt | |
sind. | |
Zusätzlich fragte die Pisa-Studie ab, [3][wie zufrieden Schüler:innen | |
mit dem Schulalltag und ihrem Leben im Generellen sind.] Die gute | |
Nachricht: Trotz der Pandemieerfahrungen fühlen sich deutsche Jugendliche | |
weitgehend wohl an ihrer Schule. Die generelle Unzufriedenheit unter | |
Jugendlichen stieg jedoch: So sagten 22 Prozent der Befragten (2018: 17 | |
Prozent) der Schüler:innen, dass sie unzufrieden mit ihrem Leben seien. Im | |
OECD-Schnitt liegt der Anteil der unzufriedenen Jugendlichen bei 18 | |
Prozent. | |
Für die aktuelle Pisa-Studie wurden weltweit 690.000 | |
Neuntklässler:innen in 81 Ländern beziehungsweise Gebieten getestet. In | |
Deutschland bearbeiteten gut 6.000 Schüler:innen aus 257 Schulen die | |
Aufgabe. Eigentlich hätte die Pisa-Studie schon 2021 durchgeführt werden | |
sollen. Wegen der Pandemie wurde sie um ein Jahr nach hinten geschoben. | |
5 Dec 2023 | |
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## AUTOREN | |
Ralf Pauli | |
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