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# taz.de -- Filmemacher über 360°-VR-Film: „Räumliche Erfahrung ermöglich…
> Daniel Kötters VR-Film „Water & Coltan“ beschäftigt sich mit den Folgen
> des Bergbaus im Ruhrgebiet und der Gewinnung von Coltan-Erz im Kongo.
Bild: Selbstreflexion: Das Coltan, das Menschen im Kongo abbauen, steckt auch i…
taz: Herr Kötter, mit [1][„Water & Coltan“] bringen Sie zwei Filme
zusammen: In „Water“ erzählen Sie von den Spuren des Bergbaus im
Ruhrgebiet. „Coltan“ haben Sie im Kongo gedreht, wo dieses Erz gewonnen
wird, das für die Herstellung von Smartphones benötigt wird. Was hat Sie an
diesen Themen interessiert?
Daniel Kötter: Für mich ist es immer spannend zu sehen, wo die Ausgangsorte
von unseren Alltagstechnologien sind. Und unser Verhältnis zu den Orten, wo
dieses Material gewonnen wird. Und an der Fallstudie Ruhrgebiet hat mich
interessiert, dass wegen der Absenkung der Landschaft durch den Bergbau
dort bis in alle Ewigkeit mehrere Hundert Pumpen Wasser abpumpen müssen,
damit das Ruhrgebiet keine Seenplatte wird. Da versteht man, dass auch nach
der Beendigung des Bergbaus in Deutschland eine [2][Beschädigung der
Landschaft] besteht, die sie unbewohnbar machen kann, wenn etwa durch
größere Katastrophen oder eine nicht mehr mögliche Finanzierbarkeit diese
Pumpen abgestellt werden.
Warum gehören die beiden Filmteile zusammen?
Für ein Publikum in Mitteleuropa ist der Bergau etwas, das der
Vergangenheit angehört. Doch wie man hier sehen kann, stimmt das weder für
die Situation in Deutschland noch weltweit, denn es gab noch nie soviel
Bergbau wie heute. Er ist nur in den sogenannten globalen Süden migriert,
weil dort die Ausbeutungsverhältnisse der Landschaft und den Menschen
gegenüber einfacher zu installieren sind. So zeigt sich, dass das, was
vermeintlich nah ist, fremder erscheinen mag und das, was sehr weit zu sein
scheint, sehr viel mit uns hier zu tun hat.
Warum haben Sie „Water & Coltan“ als 360°-VR-Film gedreht?
Es geht darum, dass dem Publikum selber auch eine räumliche Erfahrung
ermöglicht wird. Das hat damit zu tun, dass ich mich in den meisten meiner
Filme und Theaterprojekte mit Fragen des Raums beschäftige. Und genau das
hat mich auch am Bergbau interessiert, weil er eine der größten
Transformationen von Raum ist, die wir Menschen auf unserem Planeten
herstellen.
Gibt es noch andere Gründe?
Ja. Ich habe seit 17 Jahren auf dem afrikanischen Kontinent gearbeitet und
dabei immer vermieden, Elend zu filmen. Doch das war jetzt bei dieser
Thematik nicht möglich. Deshalb wollten wir die Aufteilung zwischen vor und
hinter der Kamera aufheben, was zu einem auch ethisch anderen Verhältnis
zum Raum führt. Und zwar nicht nur im Moment der Aufnahme für uns als Team
vor Ort, sondern auch für den Betrachter im Aufführungsraum. Und der letzte
Aspekt ist die Selbstreflexion, weil Coltan nicht nur in Smartphones,
sondern auch in den VR-Brillen eingebaut ist. So kann man den Menschen bei
der [3][Arbeit der Coltangewinnung] zusehen, und dabei trägt man selber ein
Stück Kongo direkt vor sich auf der Nase.
Im B-Movie können nur acht Zuschauer*innen pro Vorstellung den Film sehen.
Viele können Sie so ja nicht erreichen.
Im Gegenteil: Dies ist einer von meinen Filmen, den am meisten Menschen
gesehen haben. Natürlich erfordert die VR-Projektion ein anderes Equipment
und Know-how als das Kino. Aber andererseits ist es auch eine sehr mobile
Technik. Das hat zum Beispiel dazu geführt, dass wir durch den Kongo reisen
konnten und den Film dort den Menschen ohne Zugang zu Produktionstechnik
und Elektrizität zeigen konnten. Natürlich ist dies eine Technik, die
andere Räume als einen Kinosaal erfordert. Aber umgekehrt kann man mit ihr
auch Menschen erreichen, die nicht in ein Kino gehen würden.
16 Dec 2023
## LINKS
[1] http://www.danielkoetter.de/projekte/water-coltan
[2] /Bergbauschaeden-in-NRW/!5468823
[3] /Fotografie-und-Oekologie/!5961976
## AUTOREN
Wilfried Hippen
## TAGS
Film
Virtuelle Realität
Coltan
Kongo
Ruhrgebiet
Wasser
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Spielfilm
Tiefseebergbau
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo
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