| # taz.de -- Innenministerkonferenz zur Nahostdebatte: „Bollwerk gegen Antisem… | |
| > Die Innenministerkonferenz widmet sich dem Kampf gegen Judenhass und | |
| > diskutiert Gesetzesverschärfungen. Innenministerin Faeser ist hierfür | |
| > offen. | |
| Bild: Protestierende auf einer Anti-Israel-Demonstraiton in Frankfurt am 18. Ok… | |
| Berlin taz | Es ist einer der ersten Tagesordnungspunkte, wenn | |
| Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und die Innenminister*innen | |
| der Länder am Donnerstag und Freitag wieder zu ihrer [1][halbjährlichen | |
| Konferenz] zusammenkommen: der Krieg in Nahost und seine [2][Auswirkungen | |
| auf die hiesige Sicherheitslage]. Und diese Lage besorgt die | |
| Minister*innen wie lange nicht. | |
| Gerade erst [3][warnte Verfassungsschutzchef Thomas Haldenwang vor einer | |
| erhöhten Anschlagsgefahr]. Festgenommen wurden drei Terrorverdächtige, die | |
| Anschläge auf Weihnachtsmärkte in Leverkusen oder Hannover geplant haben | |
| sollen. Daneben reißen seit dem Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober | |
| hierzulande [4][antisemitische Straftaten] und Anti-Israel-Proteste nicht | |
| ab. | |
| An der Innenministerkonferenz (IMK) in Berlin werden diesmal deshalb auch | |
| Israels Botschafter Ron Prosor und Josef Schuster, Präsident des | |
| Zentralrats der Juden, teilnehmen. Beide fordern Gesetzesverschärfungen | |
| ein, um Hass auf Juden und Israel auf Demonstrationen schärfer zu ahnden. | |
| Die Innenminister*innen wollen hier zumindest ein klares Signal gegen | |
| Antisemitismus setzen. In einer Beschlussvorlage, die der taz vorliegt, | |
| heißt es, man verurteile die Terrorangriffe der Hamas „aufs Schärfste“. D… | |
| Gewalt gegen die israelische Zivilbevölkerung sei „durch nichts zu | |
| rechtfertigen“, dem israelischen Volk gelte „uneingeschränkte Solidarität… | |
| Auch hierzulande sichere man jüdischem Leben einen „besonderen Schutz“ zu. | |
| Man werde sich „mit allen ihnen zur Verfügung stehenden rechtstaatlichen | |
| Mitteln jeder Form von antisemitischer Hetze, Extremismus und Gewalt | |
| entgegenstellen“. Entsprechende Demonstrationen seien „konsequent zu | |
| verbieten“. | |
| ## Keine Einbürgerung bei antisemitischer Haltung? | |
| Einige der Innenminister*innen plädieren für weitere konkretere | |
| Schritte. So fordern Hessens Innenminister Peter Beuth und sein | |
| Baden-Württemberger Amtskollege Thomas Strobl (beide CDU) dafür, einen | |
| Nationalen Aktionsplan und eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe gegen | |
| Antisemitismus einzurichten, zusammen mit den jeweiligen | |
| Antisemitismusbeauftragten. Neben Repression sollten dort auch Maßnahmen | |
| der politischen Bildung und Medienkompetenz besprochen werden. Es brauche | |
| „ein Bollwerk gegen Antisemitismus“, so Strobl zur taz. „Es ist | |
| unerträglich, wenn jüdische Menschen wieder zögern oder es gar nicht wagen, | |
| sich auf unseren Straßen als Jüdin oder Jude zu erkennen zu geben.“ | |
| Mehrere Länder fordern zudem, die Leugnung des Existenzrechts Israels unter | |
| Strafe zu stellen – und dies auch zum Ausschlusskriterium bei | |
| Einbürgerungen zu machen. Hier müssten „alle rechtlichen Möglichkeiten | |
| ausgeschöpft werden, um Äußerungen, Symbole, Motive oder Aufrufe zu | |
| verbieten, die gegen die Sicherheit oder gar den Bestand des Staates Israel | |
| gerichtet sind“, so Beuth. Und Strobl betont, man müsse sicherstellen, dass | |
| antisemitische Personen „keinen Anspruch auf Einbürgerung haben“. | |
| Faeser ist hierfür offen: Israel das Existenzrecht abzusprechen, sei ein | |
| Ausdruck von israelbezogenem Antisemitismus, erklärte sie zuletzt. Mit dem | |
| neuen Staatsangehörigkeitsrecht sei eine Einbürgerung bei solch einer | |
| Position „klar ausgeschlossen“. Gleiches gelte, wer mit antisemitischen | |
| Handlungen auffalle, so Faeser. Wenn es weitere Konkretisierungen brauche, | |
| sei sie dafür offen. Bereits seit 2021 darf rechtlich niemand mehr | |
| eingebürgert werden, der oder die zuvor antisemitische Straftaten begangen | |
| hat. | |
| Faeser hatte am Dienstag bei einem Treffen der EU-Innenminister*innen in | |
| Brüssel zudem erklärt, man müsse „gerade jetzt islamistische Gefährder | |
| genau im Blick behalten und weitere Radikalisierungsprozesse verhindern“. | |
| Deutschland werde „stark gegen islamistische Terrorpropaganda vorgehen“. | |
| Faeser hatte zuletzt die [5][Hamas und den Unterstützerverein Samidoun in | |
| Deutschland verbieten] lassen. Zudem gab es Razzien gegen das Islamische | |
| Zentrum Hamburg, das als verlängerter Arm des Irans gilt. NRW-Innenminister | |
| Herbert Reul (CDU) will weitere Verbote: die der [6][islamistischen Gruppen | |
| um die „Generation Islam“], die zuletzt in Essen auf die Straße ging. | |
| ## Mehr als 80 Tagesordnungspunkte | |
| Neben der Nahostlage hat die IMK mehr als 80 weitere Tagesordnungspunkte | |
| auf der Agenda. Diskutiert wird vor allem noch über Migration, über | |
| Grenzkontrollen oder vereinfachte Verfahren bei Ausländerbehörden. Beuth | |
| fordert auch „Einreiseverweigerungen“ an der deutschen Grenze, ohne | |
| „aufwendige rechtsförmliche Überstellungsverfahren“. Weitere Themen sind | |
| Gewalt gegen Frauen und Kinder, härtere Strafen für die Letzte Generation | |
| bei Blockaden Kritischer Infrastruktur wie Flughäfen oder, mal wieder, die | |
| Forderung nach der [7][Wiedereinführung der Vorratsdatenspeicherung]. | |
| 7 Dec 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Konrad Litschko | |
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