| # taz.de -- Berliner Linke warnt vor Haushaltskrise: Nahe der Kante | |
| > Der Haushalt 2024/25 ist schon unterfinanziert, noch schlimmeres komme | |
| > danach.Die Linksfraktion will Einnahmen erhöhen und Kredite für | |
| > Landesfirmen. | |
| Bild: Es kann gefährlich werden | |
| Berlin taz | Der [1][Doppelhaushalt], den die schwarz-rote | |
| Regierungskoalition am Donnerstag nächster Woche für 2024 und 2025 | |
| verabschieden will, steuere die Stadt in eine Finanzkrise. So lautet die | |
| Kritik der Linksfraktion, die am Dienstag ihren Gegenentwurf vorstellte. | |
| Laut dem haushaltspolitischen Sprecher Steffen Zillich und Fraktionschefin | |
| Anne Helm droht angesichts „ungedeckter Schecks“ bereits für die Dauer des | |
| künftigen Haushalts eine „Abwärtsspirale“ mit Kürzungen bei elementaren | |
| staatlichen Aufgaben. | |
| Weil bereits jetzt die Rücklagen des Landes „verfrühstückt“ würden, etwa | |
| eingeplante Gelder für neue S-Bahn-Wagen zum Stopfen der Haushaltslöcher | |
| verwendet werden, wie Zillich sagte, bahne sich für die Zeit danach eine | |
| „Abbruchkante“ an: eine massive Unterfinanzierung für den Haushalt ab 2026. | |
| [2][Nach monatelangen Debatten und Hilferufen] angesichts drohender | |
| Einsparungen steht der nun vorliegende Haushaltsentwurf von Schwarz-Rot | |
| nicht unter dem Titel Sparhaushalt. Auf über 40 Milliarden Euro jährlich | |
| beläuft sich das Volumen. | |
| Zuletzt packten die Koalitionäre gar noch einen Batzen oben drauf: Nachdem | |
| die Unterfinanzierung für beide Jahre schon im Entwurf des Finanzsenators | |
| vom Sommer etwa 3 Milliarden Euro betrug, einigte man sich auf eine weitere | |
| nicht gegenfinanzierte Ausgaben in Höhe von etwa 900 Millionen Euro: etwa | |
| für Schulerweiterungen, Personal für Polizei und Feuerwehr, Mehrkosten für | |
| die Fußball-Europameisterschaft, die [3][Beschlüsse des Sicherheitsgipfels | |
| zum Görlitzer Park und Leopoldplatz] und für die Unterbringung Geflüchteter | |
| ## „Pauschale Minderausgaben“ | |
| Insgesamt übersteigen die veranschlagten Ausgaben die erwarteten Einnahmen | |
| damit um etwa 4 Milliarden Euro. Das Geld sollen die Senatsressorts und | |
| Bezirke nachträglich einsparen – oder wie es im Amtsdeutsch heißt: Eine | |
| Finanzierung erfolge durch „eine Erhöhung der konsumtiven pauschalen | |
| Minderausgaben“. Viel weniger will allerdings auch die Linke nicht | |
| ausgeben: Einsparpotenziale sieht man laut Helm höchstens bei der | |
| Finanzierung von [4][Elektroschockpistolen] oder zu hoch angesetzten | |
| Investitionen im Sicherheits- und IT-Bereich. | |
| Der Linken geht es dagegen vor allem darum, die Finanzbasis für | |
| Investitionen zu erweitern. Durch Kreditaufnahme der Landesunternehmen, | |
| etwa der Wasserbetriebe, Vivantes oder der Wohnungsbaugesellschaften, soll | |
| der Haushalt jährlich um 1,2 Milliarden Euro entlastet werden. Statt der | |
| eingeplanten hohen Zuschüsse für den Wohnungsbau privater Konzerne, die | |
| angesichts der aktuellen Marktbedingungen eh nicht bauen würden, [5][will | |
| die Linke ein kommunales Wohnungsbauprogramm]. Solche Investitionen würden | |
| langfristig auch die Kosten für die Unterbringung Geflüchteter und | |
| Wohnungsloser reduzieren. | |
| Kredite landeseigener Firmen fallen nicht unter die [6][Schuldenbremse des | |
| Bundes], die den Handlungsspielraum des Landes massiv einschränkt und die | |
| die Linke abschaffen oder zumindest aussetzen will, auch weil es „dringend | |
| Investitionen in den Klimaschutz braucht“, wie Helm sagte. Am | |
| Klima-Sondervermögen über 10 Milliarden Euro solle festgehalten werden. | |
| Nötig sei es zudem, die Einnahmen zu erhöhen, etwa durch erhöhte | |
| Grunderwerbs- oder Übernachtungssteuer. | |
| Erschließen möchte man sich damit neue Spielräume: 600 Millionen Euro | |
| sollen für die Verbände und freien Träger der Wohlfahrtswege angespart | |
| werden, damit diese auch nach 2025 für die soziale Infrastruktur | |
| garantieren können. Investiert werden soll in die Funktionsfähigkeit der | |
| Bezirke – 50 Millionen Euro mehr pro Bezirk und Jahr für Personalmittel. | |
| Mit einem Ausbildungscampus will man dem Fachkräftemangel begegnen. Anträge | |
| dazu stellt die Fraktion in der abschließenden Haushaltsberatung im | |
| Abgeordnetenhaus. | |
| 5 Dec 2023 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Berliner-Doppelhaushalt-2024-und-2025/!5974654 | |
| [2] /Berliner-Doppelhaushalt-2024/25/!5960767 | |
| [3] /Sicherheit-im-Goerlitzer-Park/!5972625 | |
| [4] /Kritik-am-Polizeigesetz/!5972753 | |
| [5] /Linken-Konzept-fuer-kommunalen-Wohnungsbau/!5906454 | |
| [6] /Haushaltskrise-aus-Auslands-Sicht/!5977254 | |
| ## AUTOREN | |
| Erik Peter | |
| ## TAGS | |
| Haushalt | |
| Die Linke Berlin | |
| Schwarz-rote Koalition in Berlin | |
| Schuldenbremse | |
| Abgeordnetenhaus | |
| Neukölln | |
| Musikschulen | |
| Schwarz-rote Koalition in Berlin | |
| Haushalt | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Sparpolitik in Berlin: Das bisschen Haushalt | |
| Seit einem Jahr streiten sich Bezirke und Senat über den Haushalt. Nun soll | |
| das Schlimmste abgewendet sein. Linke und Grüne sind dennoch unzufrieden | |
| Haushaltsbeschluss im Abgeordnetenhaus: An der Abbruchkante | |
| Kahlschlag? Spendier-Etat mit Wahlgeschenken trotz Milliardenlochs? Selten | |
| wurde ein Haushalt so kontrovers diskutiert wie der Etat für 2024 und 2025. | |
| Haushaltsplan für Berlin: Rechentricks mit Jugendsozialarbeit | |
| Neukölln wollte Straßensozialarbeit aus Geldern gegen Jugendgewalt | |
| finanzieren. Das Parlament wies dies zurück – nun muss der Bezirk woanders | |
| kürzen. | |
| Musikschulen in finanzieller Not: Der Lohn macht die Musik | |
| Den bezirklichen Musikschulen drohen durch die knappe Haushaltslage | |
| eingeschränkte Angebote. Auch die Entgelte könnten sich erhöhen. | |
| Berliner Doppelhaushalt 2024 und 2025: Zuckerbrot und Peitsche | |
| CDU und SPD stocken den Doppelhaushalt 2024/25 um 800 Millionen Euro auf. | |
| Zugleich zieht die Koalition bei den Bezirken die Daumenschrauben an. | |
| Berliner Abgeordnetenhaus: Milliarden gegen die Krise(n) | |
| Beim Klima-Sondervermögen sorgt im Hauptausschuss des Landesparlaments | |
| nicht das große Ziel für Kritik, sondern der Weg dahin. |