| # taz.de -- Nahost-Konflikt an Schulen: Kurzer Protest trotz Verbot | |
| > Die Polizei verbietet eine Kundgebung von Schüler*innen. Sie befürchtet, | |
| > dass Hamas-Sympathisant*innen diese für ihre Interessen benutzen könnten. | |
| Bild: Unter polizeilicher Beobachtung: Versammlung vor einer Schule in Neukölln | |
| BERLIN taz | Etwa 40 Jugendliche stehen am Mittwochvormittag auf dem | |
| Bürgersteig vor dem Ernst-Abbe-Gymnasium in der Sonnenallee. Es ist die | |
| Schule, in der am Montag ein Lehrer einen 15-jährigen Schüler geschlagen | |
| haben soll. Zuvor soll ein anderer 14-jähriger Schüler auf dem Schulhof | |
| eine palästinensische Flagge gezeigt haben. In einem [1][verwackelten | |
| Video, das seitdem im Netz kursiert], ist zu sehen, wie der Lehrer dem | |
| Schüler eine Ohrfeige verpasst und wie der Schüler den Lehrer daraufhin | |
| tritt. | |
| In Reaktion auf den Übergriff hatten Eltern daraufhin für Mittwoch eine | |
| Demonstration vor der Schule angemeldet. Sie wollten damit auch gegen die | |
| Darstellung angehen, dass der Schüler den Lehrer zuerst mit einem Kopfstoß | |
| angegangen hätte und der Lehrer sich nur gewehrt hätte. Die Polizei hatte | |
| die Kundgebung noch am Dienstagabend verboten. Die Schüler*innen, die sich | |
| nun trotzdem vor der Schule versammelt haben, regt das auf. „Wir haben ein | |
| Recht darauf, unsere Meinung zu sagen“, tönt es mehrfach aus der Gruppe. | |
| Einige der Jugendlichen haben sich Palästinensertücher um die Schultern | |
| gelegt oder sie tragen diese als Schal. Viele halten ihre Handys hoch und | |
| scheinen konstant alles um sie herum zu filmen. | |
| Mindestens zwei Personen verteilen Flyer von Jugendorganisationen, die zur | |
| Solidarität mit Palästina aufrufen und die Terroraktionen der Hamas als | |
| „Befreiungskampf“ feiern. Hoch ist die Kameradichte auch bei den | |
| zahlreichen Journalist*innen, die das Geschehen beobachten. | |
| Die Polizei ist nach eigenen Angaben seit den Morgenstunden mit 150 | |
| Personen vor Ort. Sie hätten die Schüler*innen bereits in der Schule | |
| darüber informiert, dass die Versammlung verboten sei, sagt ein Sprecher. | |
| Beamt*innen fordern die Anwesenden auf, den Bereich vor der Schule zu | |
| verlassen, sie ziehen einzelne Personen, die zu kurzen Reden ansetzen, aus | |
| der Gruppe heraus. Es ist unklar, ob diese Personen zur Schülerschaft | |
| gehören oder von außen dazugekommen sind. Mehrmals tönen „Free | |
| Palestine“-Rufe aus der Gruppe. Gegen 12 Uhr, nach wiederholten | |
| Aufforderungen der Polizei, zerstreut sich die Gruppe. | |
| ## Immer Einzelfallentscheidung | |
| Ein Demo-Verbot sei immer eine Einzelfallentscheidung, sagt Polizeisprecher | |
| Martin Stralau vor Ort. Das Anliegen der Schüler*innen, gegen Gewalt zu | |
| demonstrieren, sei legitim. „Basierend auf [2][den Erfahrungen der | |
| vergangenen Tage] konnten wir allerdings nicht ausschließen, dass es | |
| möglicherweise Hamas-Sympathisanten gibt, die diese Kundgebung für ihre | |
| Zwecke ausnutzen“, erläutert der Sprecher das Verbot. Auf den dort | |
| verteilten Flyern, die der Staatsschutz nun untersuche, würde indirekt die | |
| Auslöschung Israels gefordert. | |
| Der Polizeisprecher verweist auch darauf, dass die Schule genau in dem | |
| Bereich der Sonnenallee liegt, in dem sich in den vergangenen Tagen | |
| [3][Hamas-Sympathisanten versammelt und die Terroraktionen der Hamas | |
| bejubelt] hätten. Auch weil die Polizei bereits eine propalästinensische | |
| Demonstration in Neukölln am Mittwoch sowie alle möglichen | |
| Ersatzveranstaltungen bis zum 17. Oktober untersagt hatte, hätten sie | |
| befürchtet, dass Personen die Demo der Schüler*innen möglicherweise als | |
| Ersatzveranstaltung missbraucht hätten. | |
| „Auf dem Schulhof soll es außerdem Hamas-Rufe gegeben haben, als der | |
| Schüler am Montag die Flagge zeigte“, auch das habe zum Verbot beigetragen, | |
| so Stralau. Die Ermittlungen zu dem Vorfall liefen noch. „Mit dem Verbot | |
| wollten wir in diesem Fall auch die Anmelderin schützen, die das Geschehen | |
| möglicherweise nicht mehr unter Kontrolle gehabt hätte“, sagte der | |
| Sprecher. | |
| 11 Oct 2023 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.youtube.com/watch?v=d0aVt3bkXHQ | |
| [2] /Hamas-Unterstuetzer-in-Berlin/!5962283 | |
| [3] /Jubel-in-Neukoelln-ueber-Hamas-Terrorismus/!5962354 | |
| ## AUTOREN | |
| Uta Schleiermacher | |
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