| # taz.de -- Braunkohleabbau in Ostdeutschland: Kohlekonzerne sollen Lausitz ret… | |
| > Die Gebiete der ostdeutschen Tagebaue drohen nach ihrem Ende zu | |
| > vertrocknen. Der Kohlekonzern Leag soll dafür Milliarden zahlen, fordern | |
| > die Grünen. | |
| Bild: Der ehemalige Braunkohletagebau und zukünftige Ostsee bei Cottbus | |
| Berlin taz | Es ist vermutlich die am wenigsten betrachtete | |
| Hinterlassenschaft, die der [1][Braunkohletagebau] zu verantworten hat: Er | |
| trocknet ganze Landstriche aus. Weil [2][Braunkohle] nur im trockenen | |
| Zustand abgebaut werden kann, müssen Pumpen unentwegt das Grundwasser | |
| absaugen. In der Lausitz ging das nun mehr als einhundert Jahre so, | |
| insgesamt wurden 58 Milliarden Kubikmeter Grundwasser abgepumpt und über | |
| die Flüsse Spree, Schwarze Elster und Neiße ins Meer geleitet – in der | |
| Spitze 15 Kubikmeter pro Sekunde, also 125 Badewannen voll. Wasser, dass | |
| der Lausitz jetzt fehlt. Zum Vergleich: Europas größter | |
| Trinkwasserspeicher, der Bodensee, hat nur 50 Milliarden Kubikmeter Wasser. | |
| Wie umgehen mit diesem wenig betrachteten Erbe? Dazu haben am Donnerstag | |
| bündnisgrüne Fachpolitiker aus den Spree-Anrainer-Ländern Sachsen, | |
| Brandenburg und Berlin einen Maßnahmen-Katalog verabschiedet, der der | |
| Politik helfen soll. So sollen die Tagebaubetreiber in eine | |
| „Braunkohlefolgenstiftung“ einzahlen, um die Sanierung des Wasserhaushalts | |
| nach dem Verursacher-Prinzip bezahlen zu können. | |
| „Es wurde viel zu lange versäumt, die Finanzierung der Ewigkeitskosten | |
| langfristig abzusichern“, erklärt der Bundestagsabgeordnete Bernhard | |
| Herrmann, der „mindestens einen zweistelligen Milliardenbetrag“ für | |
| notwendig hält. Zudem sollen Gewässer – auch die Spree – renaturiert | |
| werden, um Wasser länger in der Landschaft zu halten. Außerdem sollen | |
| Speicherbecken gebaut und „die Verdunstung der Bergbaufolgeseen reduziert“ | |
| werden. | |
| Die Lausitz zählt zu den trockensten Regionen Deutschlands, bereits heute | |
| ist die klimatische Wasserbilanz negativ: Die Pflanzen verdunsten hier mehr | |
| Wasser, als die Niederschläge bringen. Mit dem Klimawandel wird sich diese | |
| Bilanz weiter verschlechtern, weil es einerseits weniger Niederschlag in | |
| der Lausitz geben wird, andererseits weil Pflanzen in einem wärmeren Klima | |
| mehr Wasser verdunsten. | |
| ## Tagebaue sollen geflutet werden | |
| Trotzdem will der Kohlekonzern [3][Leag] riesige [4][Tagebau-Restlöcher mit | |
| Spreewasser fluten], um so beispielsweise den größten See Brandenburgs | |
| entstehen zu lassen – den 1.900 Hektar großen Cottbusser Ostsee. „Je grö�… | |
| die Fläche, desto größer die Verdunstung“, sagt der sächsische | |
| Landtagsabgeordnete Volkmar Zschocke. Deshalb müssten die Verfahren für die | |
| noch arbeitenden Gruben so ausgelegt werden, dass die Restlochseen tief, | |
| aber mit kleiner Oberfläche ausfallen. Zschocke: „Helfen könnten auch | |
| schwimmende Solaranlagen.“ | |
| Diese beschlossene Maßnahme ist sicherlich am brisantesten: „Die Ansiedlung | |
| und der Ausbau von Industrie und Gewerbe sowie weiterer Siedlungsbereiche | |
| im Zuge des Strukturwandels setzt eine Prüfung der verfügbaren | |
| Wasserressourcen voraus.“ | |
| Dies dürfte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (ebenfalls | |
| Bündnisgrüner) kaum gefallen. Nach seinen Plänen soll eigentlich ab 2025 in | |
| einem Kraftwerk in Spreetal Energie aus grünem Wasserstoff gewonnen werden. | |
| Für die Herstellung von einem Kilogramm Wasserstoff werden aber neun Liter | |
| Wasser benötigt, was mit den „verfügbaren Wasserressourcen“ nicht im | |
| Einklang steht. Die Brandenburger Landtagsabgeordnete Isabell Hiekel sagt: | |
| „Wir brauchen einen Wassercheck, um Fehlinvestitionen zu vermeiden“. Die | |
| Bündnisgrünen regieren in Sachsen und Brandenburg in einer Koalition mit | |
| CDU und SPD und stellen die zuständigen Fachminister. | |
| 6 Oct 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Nick Reimer | |
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