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# taz.de -- Neue Wetterstatistik: Rekordheißer September
> 17,2 Grad Durchschnittstemperatur – das sind fast 4 Grad mehr als in der
> üblichen Referenzperiode. Für Experten ist das eine Folge des
> Klimawandels.
Bild: Eine Wasserpegelmarkierung ist an einer Mauer direkt am Mainufer angebrac…
Berlin taz | Das waren Temperaturen wie im Hochsommer: Am 12. September
wurden an der [1][Wetterstation Waghäusel-Kirrlach] südlich von Heidelberg
33,3 Grad gemessen. An 10 Tagen kletterte hier das Thermometer im September
über die 30-Grad-Marke, und weil auch andere Stationen solche hohen
Messwerte lieferten, war dieser September das, was viele subjektiv sowieso
schon wussten: für die Jahreszeit viel, viel zu warm.
Tatsächlich betrug die Durchschnittstemperatur der vergangenen 30 Tage nach
Auswertung der gut 2.000 Messstationen des Deutschen Wetterdienstes DWD in
Deutschland 17,2 Grad Celsius. Das ist 3,9 Grad wärmer als ein September in
der international gültigen Referenzperiode von 1961 bis 1990. Damit geht
der September 2023 als der wärmste in die bislang 142 Jahre währenden
Zeitreihe der Wetteraufzeichnung ein. Selbst die bisherigen Rekorde wurden
deutlich übertroffen, die September der Jahre 2006 und 2016 waren nach
DWD-Angaben durchschnittlich jeweils 16,9 Grad Celsius heiß. Tobias Fuchs,
Leiter des Geschäftsbereichs Klima und Umwelt beim DWD, sieht einen
„weiteren Beleg dafür, dass wir uns mitten im [2][Klimawandel] befinden.“
Das betrifft nicht nur das ehemals gemäßigte Klima in Mitteleuropa, fast
ganz Europa erlebte einen ungewöhnlichen Monat, von der Iberischen
Halbinsel bis ins Baltikum war es zuletzt mindestens drei Grad wärmer als
üblicherweise [3][zu dieser Jahreszeit]. Mit verheerenden Nebenwirkungen:
Ein bis weit in die Atmosphäre reichendes Hochdruckgebiet bescherte
Mitteleuropa eine sogenannte Omega-Wetterlage: Die atlantischen
Tiefdruckgebiete werden bei dieser in einem Ω-Bogen um Mitteleuropa herum
gelenkt. Was hier das sonnige und trockene Sommerwetter erzeugte, sorgte
westlich und östlich für katastrophalen Starkregen: Erst am vergangenen
Donnerstag haben in Griechenland wieder mehr als 100 Liter Regen pro
Quadratmeter schwere Überschwemmungen ausgelöst, die Region am Golf von
Pagasai war bereits Anfang September von den Wassermassen schwer verwüstet
worden. Nach Agenturangaben erklärte Griechenlands Ministerpräsident
Kyriakos Mitsotakis: „Ich möchte das Offensichtliche noch einmal betonen:
Die Häufigkeit von (Wetter-)Attacken ist auffällig.“
Die Fluten in Slowenien oder Libyen, die Dürren in Brasilien oder Spanien,
die Rekordtemperaturen in Thailand mit über 45 Grad oder Marokko (fast 50
Grad): „Dieses Jahr ist alles noch etwas extremer geworden“, urteilt der
Meteorologe Sven Plöger, einer der Expert:nnen des diesjährigen
[4][Extremwetter-Kongresses], der am Freitag in Hamburg zu Ende ging.
Plöger nennt als Ursache „unglaublich hohe Temperaturen im Nordatlantik“,
ein „maritimes Feuer im Mittelmeer“ oder „zusätzlich 3,3 Watt Energie pro
Quadratmeter“, die der Mensch durch sein Handeln bereits zusätzlich auf die
Erde gebracht hat. Der Kongress war zu dem Ergebnis gekommen, dass der
Pariser Klimavertrag mit seinem 1,5-Grad-Limit faktisch gescheitert ist,
nicht mehr abwendbare, massive Veränderungen auf der Erde stünden damit nun
an.
## Sommerwetter wohl auch im Oktober
Nicht ändern wird sich hingegen das Sommerwetter auch im Oktober: Kalte
oder regenreiche Wetterlagen gelten für den Monatsanfang als
unwahrscheinlich. Insofern wird sich auch die Dürre in weiten Teilen
Ostdeutschlands weiter verschärfen: Im September fielen mit rund 32 Litern
pro Quadratmeter hierzulande nur etwas mehr als die Hälfte des
Niederschlags der Referenzperiode 1961 bis 1990.
1 Oct 2023
## LINKS
[1] https://www.dlr.rlp.de/Internet/AM/NotesAM.nsf/amwebagrar/aa76a40779d7fa01c…
[2] /Schwerpunkt-Klimawandel/!t5008262
[3] https://twitter.com/meteomabe/status/1706640013402722764
[4] http://extremwetterkongress.org/
## AUTOREN
Nick Reimer
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