| # taz.de -- Wahlumfrage in Brandenburg: Letzte Hoffnung Woidke | |
| > Ein Jahr vor der Landtagswahl liegt die AfD weit vor SPD. Der kann nur | |
| > helfen, erneut einzig auf ihren beliebten Ministerpräsidenten zu setzen. | |
| Bild: Er erscheint erneut als die einzige Hoffnung, einen AfD-Wahlsieg zu verhi… | |
| Man solle nicht auf das Prinzip Hoffnung setzen, hat der brandenburgische | |
| SPD-Generalsekretär David Kolesnyk gewarnt, als es am Mittwoch darum ging, | |
| erste Worte zur erschreckenden [1][neuen Umfrage zur nächsten Brandenburger | |
| Landtagswahl] zu finden. 32 Prozent hat die AfD darin bekommen und erstmals | |
| die 30-Prozent-Marke überschritten. Lediglich auf 20 Prozent kommt dabei | |
| die SPD, knapp vor der CDU mit 18 Prozent. Die [2][seit 2019 regierende | |
| Kenia-Koalition] mit den auf 8 Prozent abrutschenden Grünen hätte auf Basis | |
| dieser Umfrage keine Mehrheit mehr im Brandenburger Landtag. | |
| Kolesnyk kann man so verstehen, als sei das Ergebnis mehr oder minder als | |
| Warnschuss zu bewerten, als müsse man nur endlich der Bevölkerung | |
| verdeutlichen, was für eine tolle Politik die Landesregierung mache, bloß | |
| noch mehr Gespräche als bisher mit den Bürgern zu führen. Ähnliches war | |
| aber auch schon bei früheren Umfragesprüngen der AfD zu hören. Wobei dieser | |
| jüngste der gewaltigste ist: Wenn aus [3][im April gemessenen 23 Prozent] | |
| jetzt 32 Prozent geworden sind, dann ist das ein Anstieg um knapp 40 | |
| Prozent, zugespitzt: um fast die Hälfte. Oder anders ausgedrückt: Zu | |
| jeweils zwei Brandenburger AfD-Unterstützern ist seit dem Frühjahr ein | |
| dritter hinzu gekommen. | |
| Da stellt sich die Frage: Was will die SPD in weiteren Gesprächen denn | |
| vermitteln, was sie nicht jetzt schon rübergebracht haben müsste? Dass | |
| Brandenburg einen gewaltigen Wirtschaftsaufschwung erlebt hat, dass das | |
| [4][Wachstum 2022 in keinem Flächenland größer] war? Dass die Beschäftigung | |
| im Land auf Rekordniveau ist? | |
| Das hat ja ein Drittel der Wählerschaft im Lande nicht davon abgehalten, in | |
| dieser jüngsten Umfrage auszudrücken: Wenn Sonntag Landtagswahl wäre, würde | |
| ich für die AfD stimmen. Wie wäre es da bei ganz anderen Wirtschaftsdaten | |
| und Arbeitslosenzahlen? Etwa ähnlich jener Misere, in der die NSDAP in der | |
| Weimarer Republik ab 1928 binnen vier Jahren von 2,6 auf über 37 Prozent | |
| stieg? | |
| Es ist folglich höchst fraglich, dass sich über Sachargumente an dieser | |
| Haltung etwas ändern lässt. Es bleibt der SPD – und sie ist als die Partei, | |
| die seit der Wende alle Ministerpräsidenten gestellt hat, in vorderster | |
| Verantwortung – für die tatsächliche Wahl am 22. September 2024 nur eines: | |
| die Auseinandersetzung zu personalisieren und ganz auf ihren | |
| Ministerpräsidenten und Landesvorsitzenden Dietmar Woidke zu setzen, der | |
| weiterhin der beliebteste Politiker in Brandenburg ist. | |
| ## 2019 verhinderte Woidke einen AfD-Sieg | |
| Das hat schon einmal geklappt, nämlich bei der bislang letzten Landtagswahl | |
| im September 2019. Da lag die SPD rund drei Wochen vor der Wahl deutlich | |
| hinter der AfD, mit 17 zu 21 Prozent, setzte dann noch mal alles auf Woidke | |
| und hatte damit Erfolg: Am Wahlabend des 1. September erzielte die AfD zwar | |
| 23,5 Prozent, aber Woidke konnte seine SPD auf [5][26,2 Prozent | |
| hochziehen]. | |
| Der große Unterschied ist allerdings: Jetzt sind für die SPD nicht vier | |
| Prozentpunkte AfD-Vorsprung aufzuholen, sondern zwölf Punkte und damit drei | |
| Mal so viel. Weiterhin erschwerend: Fehltritte und Streitereien der AfD | |
| scheinen in Umfragen überhaupt nicht ins Gewicht zu fallen. SPD-Chef Woidke | |
| hingegen muss darauf bedacht sein, in den kommenden zwölf Monaten nichts, | |
| aber auch gar nichts falsch zu machen – nicht mal gedankenverloren bei sich | |
| zu Hause in Forst bei Rot über die Ampel zu gehen. | |
| Und dennoch gilt: Das kann auch jetzt wieder klappen, muss aber nicht. Es | |
| ist darum genau so, wie es nach Aussage von SPD-Generalsekretär David | |
| Kolesnyk nicht sein sollte: Nicht bloß der SPD, sondern allen | |
| demokratischen Parteien in Brandenburg bleibt vor allem das „Prinzip | |
| Hoffnung“ – und das hat in den kommenden zwölf Monaten den Namen Dietmar | |
| Woidke. | |
| 15 Sep 2023 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2023/09/brandenburgtrend-afd-brandenbu… | |
| [2] https://www.brandenburg.de/media/bb1.a.3833.de/Koalitionsvertrag_Endfassung… | |
| [3] https://www.wahlrecht.de/umfragen/landtage/brandenburg.htm | |
| [4] https://www.statistik-berlin-brandenburg.de/068-2023 | |
| [5] /Wahlen-in-Sachsen-und-Brandenburg/!5622169 | |
| ## AUTOREN | |
| Stefan Alberti | |
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