# taz.de -- Verkehrswende à la CDU Berlin: „Nur die SPD kann das verhindern�… | |
> Mehrere Umweltverbände appellieren an die Sozialdemokrat:innen, sich | |
> gegen die CDU-Verkehrspläne zu stellen. Sie rennen damit offene Türen | |
> ein. | |
Bild: Findet die CDU nicht so gut: Fußgänger:innen, die den fließenden Autov… | |
Berlin taz | Berlins große Umwelt-, Verkehrs- und Fahrgastverbände | |
appellieren an die SPD, sich gegen die Pläne des Koalitionspartners CDU zu | |
stellen, das Mobilitätsgesetz zu schleifen. „Die SPD hat das | |
Mobilitätsgesetz mit auf die Welt gebracht – jetzt liegt es an Ihnen, es zu | |
schützen“, heißt es in einem am Donnerstag veröffentlichten Aufruf an die | |
SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus. | |
Am Dienstag hatte die CDU-Fraktion beschlossen, gravierende [1][Änderungen | |
des Mobilitätsgesetzes] auf den Weg bringen zu wollen. Im Kern geht es der | |
Union darum, den im Gesetz bislang für Fußgänger:innen und | |
Radfahrer:innen vorgesehenen „Vorrang vor dem motorisierten | |
Individualverkehr“ zu streichen. | |
„Der Kampf gegen das Auto ist beendet“, hatte die Union ihren Vorstoß stolz | |
kommentiert. Geht es nach der Fraktion, dann soll für den Ausbau der | |
Angebote des Öffentlichen Personennahverkehrs, Rad- und Fußverkehr in | |
Zukunft vor allem eines maßgeblich sein: „Benachteiligungen und Verbote für | |
einzelne Verkehrsträger, insbesondere des motorisierten Individualverkehrs, | |
gilt es zu vermeiden.“ Rad- und Gehwege sollen folglich schmaler ausfallen | |
dürfen, die Einrichtung von Spielstraßen soll nicht mehr gefördert werden. | |
Definitiv ein Mobilitätswendeplan des Grauens – so sehen es der Bund für | |
Umwelt und Naturschutz (BUND), der Verein Changing Cities, der Allgemeine | |
Deutsche Fahrradclub und vier weitere Verbände. In ihrem Appell an die | |
SPD-Fraktion warnen sie davor, dass die CDU mit ihrer geforderten Änderung | |
des Mobilitätsgesetzes einen „wesentlichen Beitrag für die zukunftsfähige | |
und sozial gerechte Entwicklung Berlins“ zu Grabe tragen will. | |
Die Union wolle „die [2][Bevorzugung des Autos] erneut gesetzlich | |
festschreiben und weiter verstärken“, um im Gegenzug den Fußverkehr zu | |
benachteiligen und den Radverkehr einzudämmen. Der Hilferuf der Verbände | |
angesichts der befürchteten Rolle rückwärts: „Nur die SPD kann das | |
verhindern.“ | |
## SPD will Speerspitze beim Klimaschutz sein | |
Tatsächlich rennen BUND & Co mit ihrem Aufruf bei der SPD-Fraktion offene | |
Türen ein. Natürlich seien auch von den eigenen Genoss:innen einmal | |
verabschiedete Gesetze nicht sakrosankt – „aber das, was die CDU-Fraktion | |
hier will, das geht gar nicht“, sagt die umwelt- und klimaschutzpolitische | |
Fraktionssprecherin Linda Vierecke. „Die vorgeschlagenen Änderungen des | |
Mobilitätsgesetzes sind auch überhaupt nicht vom Koalitionsvertrag gedeckt. | |
Das wird es so mit uns nicht geben“, sagt Vierecke zur taz. | |
Für die SPD kommt die Diskussion ohnehin zur Unzeit. Schließlich will man | |
sich auf dem Landesparteitag am Samstag mit dem Leitantrag „Berlin: sozial, | |
klimaneutral, innovativ und für alle bezahlbar“ als [3][Speerspitze des | |
Klimaschutzes] präsentieren. Das Lob auf das in den Vorgängersenaten mit | |
Grünen und Linken auf den Weg gebrachte Mobilitätsgesetz darf hier ebenso | |
wenig fehlen wie das Bekenntnis zum „zügigen Ausbau eines lückenlosen und | |
sicheren Rad- und Fußverkehrsnetzes innerhalb des gesamten Stadtgebietes“. | |
Linda Vierecke sagt, es sei der SPD ernst mit dem Thema: „Das | |
Mobilitätsgesetz ist unser Baby.“ Und nicht nur für sie komme eine | |
Aushöhlung des Gesetzes nicht in Frage. „Das wird in der ganzen Fraktion | |
kritisch gesehen.“ Klar ist freilich auch: Ohne die Unterstützung der | |
SPD-Fraktion kann die CDU ihre Pläne in die Tonne treten. | |
21 Sep 2023 | |
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## AUTOREN | |
Rainer Rutz | |
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