# taz.de -- Nachhaltigkeit auf UN-Vollversammlung: Agenda 2030 weit vom Kurs ab | |
> Kein Hunger, keine Armut, ökologische Grenzen respektieren: 17 Ziele | |
> wollen die UN in 7 Jahren erreicht haben. Bilanz bislang? Eher schlecht. | |
Bild: Ohne den Schutz des Amazonas-Regenwalds sind die Klimaziele kaum erreichb… | |
NEW YORK taz | In dieser Woche treffen sich in New York die weltweiten | |
Größen aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft im Rahmen der | |
[1][alljährlichen UN-Vollversammlung]. Diesmal stehen die Themen | |
Nachhaltigkeit und Klima zwar ganz oben auf der Agenda. In der aktuellen | |
geopolitischen Lage dürfte es allerdings trotz anhaltender Katastrophen wie | |
aktuell in Libyen oder Marokko schwer werden, bei diesen Themen einen | |
gemeinsamen Lösungsweg zu finden. | |
Den Anfang macht die Halbzeitkonferenz zu den von den Vereinten Nationen | |
verabschiedeten nachhaltigen Entwicklungszielen für das Jahr 2030. Diese | |
insgesamt 17 Ziele – darunter die Bekämpfung von Armut und Hunger, der | |
Zugang zu hochwertiger Schulbildung sowie mehr Klimaschutz – wurden 2015 | |
von den UN-Mitgliedsländern verabschiedet. | |
In diesem Jahr soll nun eine Halbzeitbilanz gezogen werden. Und diese wird, | |
wie Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze während einer | |
Pressekonferenz vergangene Woche bereits erklärte, ernüchternd ausfallen. | |
„Die [2][Halbzeitbilanz der Agenda 2030 ist besorgniserregend]. Wenn die | |
Welt so weitermacht, werden 2030 immer noch mehr als 500 Millionen Menschen | |
in extremer Armut leben. Beim aktuellen Tempo sind die 17 Ziele nicht zu | |
erreichen, weder in Deutschland noch in irgendeinem anderen Land“, sagte | |
Schulze am Freitag vor ihrer Reise in die USA. Wie besorgniserregend die | |
globale Situation ist, [3][veranschaulichte der zuletzt im Juni | |
veröffentlichte Statusbericht]. In dem Bericht wird sogar bei 30 Prozent | |
der Ziele ein Stillstand oder Rückschritt attestiert. | |
## „Grabinschrift für Welt“ | |
„Wenn wir jetzt nicht handeln, dann wird aus der Agenda 2030 eine | |
Grabinschrift für eine Welt, die hätte sein können“, sagte | |
UN-Generalsekretär António Guterres. Vor allem die anhaltenden | |
[4][Auswirkungen der Coronapandemie] haben wie so vieles in der Welt auch | |
die UN-Nachhaltigkeitsziele aus der Bahn geworfen. | |
Neben der Pandemie sind es jedoch auch Konflikte wie der Krieg in der | |
Ukraine und die Auswirkungen des Klimawandels, die viele Ressourcen – | |
sowohl finanziell als auch gesellschaftlich – für sich beanspruchen. Die | |
Leidtragenden dieser globalen Fehlentwicklung sind vor allem die | |
Entwicklungsländer sowie die ärmsten und gefährdetsten | |
Bevölkerungsschichten. Es geht in diesem Jahr daher vor allem darum, die | |
vor acht Jahren gesteckten Nachhaltigkeitsziele zu bestätigen [5][und deren | |
Implementierung auf internationaler und nationaler Ebene zu beschleunigen]. | |
„Ich habe in dieser schwierigen geopolitischen Lage nicht die Erwartung, | |
dass die Welt nach dem Gipfel in New York nächste Woche eine andere ist als | |
heute. Wenn es uns in New York gelänge, die 17 Ziele als gemeinsames | |
Leitbild zu bestätigen und eine Aufholjagd zu vereinbaren, wäre das ein | |
wichtiger Erfolg“, so Schulze. | |
## Deutschland will Vorreiter sein | |
Neben Schulze werden auch Bundeskanzler Olaf Scholz sowie | |
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock während der UN-Vollversammlung in | |
New York anwesend sein. Deutschland will in der Entwicklungspolitik eine | |
Vorreiterrolle einnehmen und die multilaterale Zusammenarbeit in diesem | |
Aspekt stärken. Dies [6][geht aus einer neuen Strategie des | |
Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) | |
hervor]. | |
„Wir brauchen aber Zusammenarbeit, um Frieden zu sichern und globale | |
Probleme wie den Klimawandel zu bewältigen“, sagte Schulze. Wie ernst das | |
Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz auch für viele Menschen in den USA | |
mittlerweile ist, zeigte ein groß angelegter Klimaprotest am Sonntag. | |
Laut Organisatoren zogen knapp 75.000 Menschen beim „March to End Fossil | |
Fuel“ durch die Häuserschluchten von Manhattan. Die Teilnehmer fordern von | |
US-Präsident Joe Biden und dessen Regierung einen sofortigen [7][Stopp von | |
Öl- und Erdgasprojekten] sowie die Ausrufung eines Klimanotstands. | |
## Biden soll ein Anführer sein | |
„Zehntausende Menschen aus allen Bevölkerungsschichten sind heute hier, um | |
eine einfache Nachricht an Präsident Biden zu senden: Sei an Anführer und | |
hilf, diesen Planeten zu retten. Keine fossilen Brennstoffe mehr. Uns läuft | |
die Zeit davon“, sagte Emily Wurth von der Organisation Food & Water Watch. | |
Die Biden-Regierung hat in den vergangenen Jahren [8][einige wegweisende | |
Schritte zur Bekämpfung des Klimawandels eingeleitet], doch für viele ist | |
das nicht genug. Neue Projekte zur Öl- und Gasgewinnung sind Klimaschützern | |
ein Dorn im Auge. Ein neuer „Climate Ambition Summit“, der am Mittwoch am | |
Rande der UN-Vollversammlung abgehalten werden soll, wird Menschen, | |
Regierungen und Organisationen hervorheben, die in Sachen Klimaschutz eine | |
Führungsrolle eingenommen haben. | |
Trotz dieses besonderen Augenmerks auf die Themen Nachhaltigkeit und | |
Klimaschutz werden konkrete Maßnahmen während der UN-Vollversammlung | |
allerdings auch in diesem Jahr nicht erwartet. | |
18 Sep 2023 | |
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## AUTOREN | |
Hansjürgen Mai | |
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