| # taz.de -- Vonovia täuscht Berliner Mieter: Gaebler in der Bündnisfalle | |
| > Mit dem Wohnungsbündnis wollte die SPD zeigen, dass Private auch ohne | |
| > Vergesellschaftung „fair“ sein können. Nun stellt sich heraus: Alles | |
| > Lüge. | |
| Bild: Tarnen und Täuschen. So heißt eine Einheit der Bundeswehr in Storkow. M… | |
| „Soll ich eine Revolution ausrufen?“, fragte Berlins Bausenator Christian | |
| Gaebler (SPD) im [1][taz-Interview in dieser Woche] leicht genervt. | |
| Inzwischen wissen wir, dass das, was die Sozialdemokratie in ihrer | |
| Geschichte revolutionären Forderungen gerne entgegenhielt, in diesem Fall | |
| ein stumpfes Schwert ist. Mit Reformen oder Selbstverpflichtungen werden | |
| Vonovia und Co. nicht zu bändigen sein. | |
| Mann kann nicht sagen, dass Gaebler und andere SPD-Größen wie Franziska | |
| Giffey und Andreas Geisel sich nicht bemüht hätten. Das [2][Bündnis für | |
| Wohnungsneubau und bezahlbares Wohnen] war ein solcher Versuch. Giffey | |
| wollte landeseigene Wohnungsgesellschaften und private Investoren an einen | |
| Tisch holen, um mit ihnen gemeinsame Standards im Umgang mit den | |
| Mieterinnen und Mietern zu diskutieren. Der Hintergedanke: Wenn die | |
| Privaten sich mäßigen, braucht es keine Enteignungen. | |
| Doch bald schon zeigte sich: Es blieben nur wenige Private am Bündnistisch | |
| sitzen, und die, die sich schließlich mit der Politik auf konkrete Ziele | |
| einigten, brechen nun wie die [3][Vonovia] und ihre Tochter [4][Deutsche | |
| Wohnen] einfach ihr Wort. Diese Woche wurde bekannt, dass die Vonovia in | |
| ihren Mieterhöhungsschreiben kein Wörtchen darüber verloren hatte, dass die | |
| Mieten von Mieterinnen und Mietern mit Wohnberechtigungsschein WBS maximal | |
| um zwei Prozent pro Jahr erhöht werden dürfen. | |
| Die oppositionellen Grünen sprechen bereits von einem „Sargnagel“ für das | |
| Berliner Wohnungsbündnis. Tatsächlich haben dessen Vereinbarungen nur | |
| empfehlenden, nicht aber verpflichtenden Charakter. Auch können die | |
| Betroffenen sie nicht einklagen. Das Vertrauen, das ihnen entgegen gebracht | |
| wurde, haben Vonovia und Deutsche Wohnen damit aufgebraucht. Mehr noch: | |
| Wenn die privaten Immobilienunternehmen Mieter und Politik derart täuschen, | |
| haben sie nichts anderes verdient als die Peitsche. Wer nicht hören will, | |
| muss fühlen. | |
| ## Einzige Alternative: Vergesellschaften | |
| Vor allem Bausenator Gaebler, dessen politisches Ziel es war, dass die | |
| privaten Unternehmen „fair“ agieren, sitzt nun in der Bündnisfalle. Auf die | |
| Nachricht, dass Vonovia die Bündnisergebnisse nicht einhält, reagierte | |
| seine Verwaltung lediglich mit dem Hinweis auf das laufende Monitoring. | |
| Im Herbst will Gaebler mit anderen Senatsverwaltungen Eckpunkte für ein | |
| Vergesellschaftungsrahmengesetz diskutieren. Bis dahin galt es als | |
| ausgemacht, dass es das Ziel der SPD ist, eine Vergesellschaftung nur in | |
| der Theorie zu denken, nicht aber, sie praktisch vorzubereiten. | |
| Nun aber werden, vor allem im koalitionskritischen Flügel der Partei, die | |
| Stimmen lauter werden, die Zügel anzuziehen. Sollte das Rahmengesetz dann | |
| juristisch nicht zu Fall kommen, könnte die Vergesellschaftung tatsächlich | |
| in die Wege geleitet werden. Vonovia und Co. hätten es nicht anders | |
| verdient. | |
| Und die Berliner SPD auch nicht. | |
| 22 Jul 2023 | |
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| [1] /Stadtentwicklungssenator-ueber-Wohnungsnot/!5944876 | |
| [2] https://www.berlin.de/sen/bauen/neubau/buendnisse/ | |
| [3] https://www.vonovia.de/de-de | |
| [4] https://www.deutsche-wohnen.com/ | |
| ## AUTOREN | |
| Uwe Rada | |
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