| # taz.de -- 49-Euro-Ticket: Nicht als Plastikkarte | |
| > Die analoge Alternative zum digitalen 49-Euro-Ticket ist zu teuer für | |
| > Verkehrsverbünde, weil diese die Mehrkosten nicht geltend machen können. | |
| Bild: Nur wenige Verkehrsverbünde bieten das Deutschlandticket analog an | |
| Berlin taz | Der Deutsche Bahnkunden-Verband (DBV) kritisiert den | |
| Verkaufsstopp des 49-Euro-Tickets in Form einer Plastikkarte. Vorgaben des | |
| Bundesverkehrsministerium führen dazu, dass Verkehrsverbünde den Verkauf | |
| des analogen Deutschlandtickets einstellen. | |
| Die seit Mai erhältliche, bundesweit im ÖPNV geltende Fahrkarte muss im Abo | |
| gekauft werden. Bund und Länder subventionieren sie. Und sie soll als | |
| Handyticket angeboten werden. Damit ist sie für Personen ohne Smartphone | |
| nicht zugänglich. Einige Verkehrsverbünde bieten das 49-Euro-Ticket deshalb | |
| auch als Plastikkarte an. | |
| Diese ist jedoch in der Herstellung und im Vertrieb aufwendiger als ein | |
| Handyticket. Die Mehrkosten müssen die Verkehrsverbünde faktisch selbst | |
| tragen, Bund und Länder kommen dafür nicht auf, wie aus einem Schreiben des | |
| bayerischen Verkehrsministeriums an die bayerischen Verkehrsverbünde | |
| hervorgeht. „Eine Plastikkarte zu vertreiben, wird also finanziell so | |
| unattraktiv, dass die Verkehrsverbände sie nicht mehr ausgeben“, | |
| kritisierte Frank Böhnke, Sprecher des Bahnverbands. | |
| Der Verkehrsverbund mona im Allgäu hat nun als erstes Unternehmen | |
| Konsequenzen gezogen und stellt den Verkauf der Plastikkarte von September | |
| an ein. Dabei hat mona nach eigenen Angaben Kund:innen aus ganz | |
| Deutschland, weil es bundesweit nur wenige Anbieter der Plastikkarte als | |
| analoge Alternative zum Handyticket gibt. Allein bei den Kemptener | |
| Verkehrsbetrieben im Allgäu würden rund 95 Prozent der Kund:innen diese | |
| Plastikkarte statt des Handys nutzen. Das Ticket weiterhin als analoge | |
| Karte auszugeben, würde dem eigenen Unternehmen schaden, heißt es in einer | |
| [1][Stellungnahme des Verkehrsverbunds]. | |
| ## Das digitale Ticket sei nicht für alle zugänglich | |
| Der Bahnkundenverband kritisiert, den Verkauf der Chipkarte einzustellen, | |
| schränke den Kreis der potenziellen Käufer:innen ein. „Kinder und | |
| Jugendliche, die noch kein Handy haben, oder auch ältere Menschen werden | |
| dadurch vom Deutschlandticket ausgeschlossen“, sagte | |
| Bahnkundenverbands-Sprecher Böhnke der taz. | |
| Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) hatte schon vor der | |
| Einführung moniert, dass das [2][Deutschlandticket] nur digital erhältlich | |
| sein soll, und schlug ein dauerhaftes Papierticket vor. Der Bund lehnte das | |
| jedoch ab. „Wenn aus Vertriebs- oder Kostengründen künftig keine Chipkarten | |
| mehr ausgegeben werden, ist das aus Sicht des bayerischen | |
| Verkehrsministeriums sehr bedauerlich, aber schlussendlich der Haltung des | |
| Bundesverkehrsministers geschuldet“, sagte ein Sprecher des bayerischen | |
| Verkehrsministeriums der taz. | |
| Nach Angaben des Ministeriums ist der Verkaufstopp eine Konsequenz aus | |
| einer Vereinbarung zwischen Bund und Ländern, die den Geldfluss regeln | |
| solle. Die Ticket-Verkaufserlöse sollen nicht bei einzelnen | |
| Verkehrsunternehmen bleiben, weil nicht der Verkaufsort entscheidend sein | |
| soll. Stattdessen fließen die Einnahmen dahin, wo die Kund:innen | |
| hauptsächlich die Infrastruktur nutzen – also an dem Ort, an dem sie | |
| gemeldet sind. | |
| Kauft eine Kielerin in Kempten ein Plastikticket, bekommt der | |
| Verkehrsverbund in Norddeutschland und nicht in Bayern das Geld. Damit soll | |
| verhindert werden, dass vor allem überregionale große Verkehrsunternehmen | |
| wie die Deutsche Bahn einen Großteil der Ticketerlöse einheimsen. Eine | |
| Anfrage der taz an das Bundesverkehrsministerium, warum es keine Lösung für | |
| das Problem anbietet, wurde bis Redaktionsschluss nicht beantwortet. | |
| Der Bahnkundenverband fordert, die [3][Zugangshürden zum 49-Euro-Ticket] | |
| abzubauen. „Es muss auch spontan mit sofortiger Wirkung und ohne | |
| Zwangsabonnement zu kaufen sein“, verlangt er. | |
| 3 Aug 2023 | |
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| [1] https://www.mona-allgaeu.de/fileadmin/user_upload/Presse/Pressebericht_Vert… | |
| [2] /49-Euro-Ticket-und-Bahnkrise/!5929029 | |
| [3] /Semesterticket-fuer-Studierende-in-Gefahr/!5935526 | |
| ## AUTOREN | |
| Hanna Koban | |
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