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# taz.de -- Berliner Ex-Flughafen Tempelhofer Feld: Dem Tower aufs Dach gestieg…
> Der Tower des Flughafens Tempelhof ist nun zugänglich. Eine Ausstellung
> liefert Historie – aber keine Antworten, was aus dem Komplex mal werden
> soll.
Bild: Vom Dach des Towers im stillgelegten Flughafen Tempelhof bietet sich ein …
Berlin taz | Die Aussicht hier oben auf dem Dach ist tatsächlich
spektakulär. Vor einem erstreckt sich das ganze schier endlos große
Tempelhofer Feld: Mitten in der Stadt ist die Stadt gar keine Stadt,
sondern ein riesiger Abenteuerspielplatz für alle. Hallo [1][„Dingadu
Einradfahrschule“]! Hallo Rübezahl-Garten! Hallo Ungarisches Habichtskraut,
Braunkehlchen und Steinschmätzer! Schön, dass ihr euch alle hier auf der
Mega-Brache niedergelassen habt.
Wirklich toll hier oben auf dem nun wiedereröffneten Tower [2][des
stillgelegten Flughafens Tempelhof in Berlin], kurz: [3][THF Tower] –
absolut empfehlenswert! Allerdings: 6 Euro kostet es, Buchung vorab
erwünscht, um mal fünf Minuten lang – denn danach wird’s langweilig –
Höhenluft zu schnuppern. Wirklich angemessen ist dieser Eintrittspreis
nicht. Oder muss man es so sehen, dass man für sein Geld immerhin noch die
neu eröffnete Ausstellung „Horizonte. Flughafen Tempelhof 1990–2023“
besuchen darf?
Die verdeutlicht aber eher, dass so ein Tower-Besuch eigentlich gar nichts
kosten sollte. Weil: Wirklich schön ist sie nicht, die Ausstellung, die im
Wesentlichen aus zusammengetragenen Zeitungsartikeln und Studien besteht,
die in den letzten drei Dekaden rund um den [4][Flughafen Tempelhof] und
das Tempelhofer Feld zusammengetragen wurden. Aber informativ im Sinne der
politischen Meinungsbildung. Welche Bedeutung hat dieses Gelände und was
soll einmal aus ihm werden? Dieses Wissen sollte eigentlich frei zugänglich
gemacht werden
In der Ausstellung und im zugehörigen Katalog wird vor allem noch einmal
die ganze Historie des Flughafens nach der Wende aufbereitet. Schon Anfang
der Neunziger, da war eine eventuelle Schließung noch ganz weit weg, wurden
sich Gedanken über eine Nachnutzung des Areals gemacht. [5][Bis zum
tatsächlichen Ende 2008] wurde hin und her debattiert, ob Tempelhof nicht
doch als Flughafen zu retten sei. Universitäten und Architekten entwarfen
[6][Nachnutzungspläne] ohne Ende, eine Ideenwerkstatt nach der anderen
wurde ausgerufen.
## Ein Berg aufs Feld
Vor allem mit der Zukunft des Flugfeldes wurde sich auseinandergesetzt. Was
aus dem denkmalgeschützten Flughafen werden sollte, war weitgehend egal. Am
spektakulärsten war sicherlich der Vorschlag eines Künstlers, auf das Feld
einen Berg von mehr als 1.000 Meter Höhe zu setzen. Die Visualisierungen
dieser Visionen lassen sich auch in der Ausstellung noch einmal betrachten
– aufregend!
Wäre der Berg gekommen, würde man hier nicht bloß öde Rollerskaten und
Minigolf spielen, sondern Mountainbiken und Bergziegen beobachten. Und
hätte auch hier oben vom THF Tower aus ein noch prachtvolleres Panorama vor
sich als jetzt.
[7][Vor neun Jahren] entschieden sich die Berliner und Berlinerinnen
[8][per Volksentscheid] nicht nur gegen eine Neu- oder auch bloß eine
Teilbebauung des Feldes. Sie wollten vielmehr, dass hier alles so belassen
wird, wie es ist. Und auch wenn ein damals von der SPD geführter Berliner
Senat mit Volksentscheiden umgehen konnte, wie es ihm passte, und das auch
immer wieder tat: Dieses Mal hielt er sich an das Ergebnis. Womit leider
auch die Sache mit dem Berg gestorben war.
Und all die Studien und Zukunftspläne: umsonst. Aber gut, damit konnte man
sich fortan wenigstens wieder konzentrierter Gedanken darüber machen, was
mit dem vermaledeiten Flughafengebäude passieren soll. Oder besser gesagt:
Man hätte sich Gedanken machen können. Hat man aber lieber nicht. Noch
fanden hier ja Events statt wie eine Modemesse, und ein paar der
Räumlichkeiten dienten als Flüchtlingsunterkunft.
## Nichts als Schlagwörter
Aber die Modemesse ist längst weg und ewig Flüchtlingsunterkunft zu sein
ist irgendwie auch kein richtiger Plan. Also gibt es jetzt immerhin die
[9][„Vision 2030+“] für den Flughafen Tempelhof. Allein schon der Name ist
gut gewählt. Deutet er doch in Richtung ferne Zukunft – das Jahr 2030 –,
wenn es denn sein muss, sogar in eine noch fernere. „Vision 2030+“ heißt
also eigentlich nichts anderes als: Irgendwann wird hier irgendetwas
passieren.
Nach aktuellen Plänen soll das bedeuten, dass sich einmal Kunst und Kultur,
aber auch Büros hier ansiedeln sollen. Die Schlagwörter, die jetzt an
diesem Standort bloß noch mit Leben gefüllt werden müssen, lauten: „Berlin
Creative District.“
Geht’s auch etwas genauer? Eher nicht. Das [10][Berliner AlliiertenMuseum]
und das [11][Deutsche Technikmuseum] würden beispielsweise gerne
hierherziehen. Aber noch gibt es keine definitiven Zusagen – für Niemanden.
Was genau also aus dem Flughafen Tempelhof einmal werden soll? Darauf hat
am Ende nicht einmal die Ausstellung im Flughafen Tempelhof eine Antwort.
3 Aug 2023
## LINKS
[1] https://dingadu.de/einradfahrschule/
[2] /Volksentscheid-Tempelhofer-Feld/!5041350
[3] https://www.thf-berlin.de/ihr-besuch/thf-tower#/
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Flughafen_Berlin-Tempelhof
[5] /Tempelhof-Doppeldecker-vergessen/!5173412
[6] /Entwuerfe-fuer-das-Tempelhofer-Feld/!5120587
[7] /Tempelhofer-Feld-in-Berlin/!5543361
[8] /Nach-dem-Volksentscheid/!5055661
[9] https://www.thf-berlin.de/entwicklung/vision-2030
[10] https://www.alliiertenmuseum.de/
[11] https://technikmuseum.berlin/
## AUTOREN
Andreas Hartmann
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