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# taz.de -- Nachhaltige Rohstoffe in Deutschland: Mehr Holz ans Haus
> Es soll hölzern gebaut werden, wenn es nach der Bundesregierung geht. Sie
> beschließt eine Initiative, um Beton zu ersetzen.
Bild: Rohbau einer Schule in Berlin-Mahlsdorf in modularer Holzbauweise
Berlin taz | Die Bundesregierung will das Bauen mit Holz fördern und
verabschiedet deshalb am Mittwoch im Kabinett eine „Holzbauinitiative“. Sie
sieht vor, Forschung und Entwicklung im Bereich Holzbau zu fördern, mit
„Leuchtturmprojekten“ des Bundes Vorbilder zu schaffen, die nachhaltige
Rohstoffversorgung zu unterstützen und rechtliche Rahmenbedingungen
zugunsten des Holzbaus zu verändern.
Alternativen zum bislang üblichen Bau mit Nadelholz sollen erforscht
werden. Das alles soll in Gesprächskreisen mit Ländern, Kommunen und
Verbänden vorangetrieben werden. Das klingt so wolkig, weil die
Gesetzgebungskompetenz für die Bauordnungen bei den Ländern liegt.
Trotzdem sieht etwa der baupolitische Sprecher der Grünen im Bundestag,
Taher Saleh, die Initiative positiv. Endlich werde „der verstärkte Einsatz
zukunftsfähiger Rohstoffe in der Baubranche angekurbelt“.
Das Umweltbundesamt und Experten wie der Klimaforscher Joachim Schellnhuber
[1][sehen in der weltweiten Substitution von Stahlbeton durch organische
Baustoffe wie Holz oder Bambus einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz.]
Emissionen würden vermieden, Bauwerke könnten als CO2-Senke fungieren.
## Brennt das nicht?
„Die Vorteile des Bauens mit nachwachsenden Rohstoffen für die Bauwende
liegen auf der Hand“, sagt Anemon Strohmeyer, Geschäftsführerin des
Verbandes der Deutschen Holzwerkstoffindustrie. „In der Praxis ist der
Holzbau aber mit Erschwernissen konfrontiert“, sagt sie. Holzbau bedürfe
einer spezifischen Expertise der Planenden, es gelte, emotionale Vorbehalte
sachlich auszuräumen: Hält das? Brennt das nicht?
Die verschiedenen Informations- und Beratungsangebote der Initiative seien
deshalb sinnvoll. Sie könnten zu mehr Akzeptanz führen und zu der
Erkenntnis, dass Holzbauten gerade im Bereich der Aufstockung im
dichtbesiedelten urbanen Raum Lösungen bieten. Aber dieser Ausbau lahmt –
so wie die Bauwirtschaft insgesamt.
„Die Nachfrage ist gering“, sagt Peter Münn, geschäftsführender
Gesellschafter der B&O Gruppe. Das Berliner Bauunternehmen erstellt derzeit
eine Fabrik für serielles Holzbauen in Frankfurt/Oder, Ende des Jahres soll
die Fertigung beginnen. „Es gibt viel zu wenige Aufträge“, sagt Münn, „…
Zinsen sind zu hoch, die Grundstücke zu teuer, die Mieten im sozialen
Wohnungsbau mit beispielsweise 6,50 Euro pro Quadratmeter in Berlin zu
niedrig.“ Dafür könne man nicht bauen.
## „Ein Grundrecht wie Essen“
„Die Initiative ist nicht schlecht“, sagt Münn, „aber sie müsste mit ei…
konkreten Förderung unterlegt sein.“ Zum Beispiel könnten Kommunen für
sozialen Wohnungsbau Grundstücke zur Verfügung stellen; oder die
Bundesregierung könnte auf Leistungen im sozialen Wohnungsbau die
Mehrwertsteuer von 19 Prozent auf 7 Prozent senken, „wie bei
Grundnahrungsmitteln“, sagt Münn, „schließlich ist Wohnen ein Grundrecht
wie Essen.“ Eine solche Steuersenkung sieht die Initiative allerdings nicht
vor, sie läge im Zuständigkeitsbereich des FDP-geführten
Finanzministeriums.
Während Bau- und Landwirtschaftsministerium hier nicht tätig werden können,
[2][haben sie mit dem Wirtschaftsministerium einen Zielkonflikt
geschaffen]: Die neue Fassung des Gebäudeenergiegesetzes („Heizungsgesetz“)
des Bundeswirtschaftsministeriums soll Hackschnitzel- und
Holzpelletheizungen umfangreicher als zunächst geplant als Alternativen zu
Gas und Öl vorsehen und gegebenenfalls auch fördern.
„Wir würden lieber mit dem Holz bauen“, sagt Verbandschefin Strohmeyer,
„schon jetzt lenken die Energiepreise stofflich verwertbare
Sägenebenprodukte vielfach in die Wärmeerzeugung um.“
20 Jun 2023
## LINKS
[1] /Holzarchitektur-gegen-die-Klimakrise/!5768977
[2] /Holz-als-Alternative-zum-teuren-Gas/!5877999
## AUTOREN
Heike Holdinghausen
## TAGS
Holzindustrie
Heizung
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