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# taz.de -- Inflation sinkt im Mai auf 6,1 Prozent: Billiger dank Deutschlandti…
> Das Ticket für den ÖPNV und sinkende Energiepreise haben dazu
> beigetragen, die Inflation in Deutschland zu senken. In Italien bleibt
> die Rate hoch.
Bild: Weniger Inflation, mehr Reisen – das 49-Euro-Ticket hilft da schon
Berlin/Rom rtr/dpa | Die Inflation hat sich im Mai deutlich abgeschwächt:
Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Mittwoch in einer ersten
Schätzung mitteilte, lag die Teuerung in diesem Monat bei voraussichtlich
6,1 Prozent im Jahresvergleich. Das ist die niedrigste Teuerungsrate seit
April 2022. Die Inflation geht seit Monaten zurück – im April lag sie bei
7,2 Prozent, im März bei 7,4 Prozent und im Februar bei 8,7 Prozent.
Verglichen mit dem Vormonat April fielen die Preise sogar um
voraussichtlich 0,1 Prozent. Vor allem die Preissteigerungen bei
Energieprodukten schwächten sich weiter ab und betrugen im Mai nur noch 2,6
Prozent im Jahresvergleich. Auch bei den Nahrungsmitteln ist eine
Entspannung zu beobachten, obgleich die Rate mit 14,9 Prozent weiterhin
deutlich über dem Gesamtindex liegt.
Bei den Dienstleistungen stand ein Plus von 4,5 Prozent. Unter anderem
stiegen die Preise für die Wohnungsmiete im Jahresvergleich um 2,0 Prozent.
Das Absinken der Teuerungsrate war [1][nach Daten aus den Bundesländern
erwartbar, die im Mai deutlich gesunken] sind – wegen billigerer Energie
und der Einführung des Deutschlandtickets. In Nordrhein-Westfalen stiegen
die Verbraucherpreise nur noch um 5,7 Prozent nach 6,7 Prozent im April,
wie das Statistische Landsamt am Mittwoch mitteilte. Auch in Bayern (6,1
Prozent), Baden-Württemberg (6,6 Prozent), Brandenburg (6,3), Sachsen (6,5)
und Hessen (5,9) lag die Inflationsrate jeweils deutlich niedriger als im
April.
Berenberg-Bank-Chefvolkswirt Holger Schmieding spricht von „guten
Nachrichten für Verbraucher und die Europäische Zentralbank“. Die EZB hatte
wegen der starken Inflation ihre Leitzinsen kräftig erhöht, was jedoch die
Konjunktur belastet. Da auch in Frankreich (6,0 Prozent) und Spanien (3,2
Prozent) die Inflationsraten im Mai deutlich gesunken sind, rückt ein Ende
der Zinserhöhungen näher. Experten rechnen jedoch noch mit zwei weiteren
Schritten nach oben im Sommer. Die EZB ist laut ihrer Präsidentin Christine
Lagarde bestrebt, die Zinsen auf ein ausreichend hohes Niveau zu bringen,
damit das Inflationsziel von 2,0 Prozent nachhaltig erreicht werden kann.
Die Zahlen aus den Bundesländern „legen den Schluss nahe, [2][dass der
Preisdruck auf breiter Front abnimmt]“, sagte Schmieding. „Hier hat der
Staat mit dem Deutschlandticket nachgeholfen.“ Das Ticket für 49 Euro im
Monat wurde im Mai eingeführt, was in Nordrhein-Westfalen die Preise für
die kombinierte Personenbeförderung um 28,5 Prozent zum Vorjahresmonat
drückte.
Dadurch habe auch die unter besonderer Beobachtung stehende Kernrate – bei
der die stark schwankenden Energie- und Nahrungsmittelpreise
herausgerechnet werden – von 5,5 auf 5,0 Prozent nachgegeben. „Hier sehen
wir also erste Anzeichen einer echten Trendwende“, sagte Schmieding.
In einigen Bereichen bleibt der Preisdruck allerdings hoch. Pauschalreisen
etwa verteuerten sich in Bayern und Sachsen um jeweils 13,6 Prozent. „Es
zeigt sich, dass die Deutschen nach der Pandemie trotz knapper Kassen das
Leben wieder genießen und richtig Urlaub machen möchten“, sagte Schmieding.
„Das erleichtert es den Anbietern, in diesen Bereichen höhere Kosten auf
die Verbraucher zu überwälzen.“
## Dienstleistungen bleiben inflationsfreudig
Wie sich die Inflation künftig entwickelt, ist offen. „In den kommenden
Monaten wird es dann komplizierter“, sagte ING-Chefvolkswirt Carsten
Brzeski. „Denn dann bekommen wir Basiseffekte vom 9-Euro-Ticket und
Tankrabatt, wodurch der Inflationsdruck wieder zunimmt.“ Beides wurde von
der Bundesregierung für Juni, Juli und August 2022 eingeführt, um die
Bürger zu entlasten. Gleichzeitig seien die Gaspreise extrem niedrig,
während der Preisdruck in der Industrie erheblich nachlasse.
„Allerdings zeigt sich der Dienstleistungssektor noch sehr
inflationsfreudig“, sagte der ING-Chefökonom. Daher könne sich die
Teuerungsrate im Sommer noch einmal in Richtung 7 Prozent bewegen, ehe sie
bis Winter auf gut 4 Prozent fallen dürfte.
Unterdessen hat sich in Italien der Anstieg der Verbraucherpreise im Mai
weniger als erwartet abgeschwächt. Gegenüber dem Vorjahresmonat erhöhte
sich der nach europäischer Methode erhobene Preisindex (HVPI) um 8,1
Prozent, wie das Statistikamt Istat am Mittwoch in Rom mitteilte. Im
Vormonat hatte der Anstieg 8,7 Prozent betragen.
Analysten hatten im Schnitt mit einem deutlicheren Rückgang auf 7,5 Prozent
gerechnet. Im Vergleich zum April stiegen die Verbraucherpreise um 0,3
Prozent. Hier war ein Rückgang um 0,2 Prozent erwartet worden.
31 May 2023
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