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# taz.de -- Reallöhne sinken weiter: Einkommen 2,3 Prozent weniger wert
> Auch hohe Lohnsteigerungen können die Inflation weiterhin nicht
> ausgleichen. Besserung ist erst ab 2024 in Sicht. Inflation in Spanien
> ist gesunken.
Bild: Kleingeld wird auch immer kleiner
Wiesbaden dpa/rtr/taz | Die hohe Inflation hat auch zu Jahresbeginn die
Lohnsteigerungen in Deutschland mehr als aufgezehrt. Zwar stiegen die
Entgelte durchschnittlich um 5,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal
und damit so stark wie noch nie seit Beginn der statistischen Zeitreihe im
Jahr 2008. Gleichzeitig sind aber die Verbraucherpreise um 8,3 Prozent
gestiegen.
Damit betrug der durchschnittliche Reallohnverlust 2,3 Prozent, [1][wie das
Statistische Bundesamt am Dienstag berichtete]. „Ein Trend aus dem Jahr
2022 setzt sich somit fort: Die hohe Inflation zehrt das Lohnwachstum für
die Beschäftigten auch zum Jahresbeginn 2023 mehr als auf“, so das Fazit
der Statistiker. Weil viele Verbraucher deshalb weniger konsumieren, ist
die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal in eine Rezession gerutscht.
Der Trend aus dem vergangenen Jahr hat sich aber immerhin leicht
abgeschwächt.Im dritten und vierten Quartal des Vorjahres waren die Löhne
real sogar um rund 5 Prozent gesunken.
Für einige Arbeitnehmer wurde die Inflation durch steuer- und abgabenfreie
Einmalzahlungen von bis zu 3.000 Euro abgefedert. Die höchsten
Nominallohnanstiege gab es der Statistik zufolge am unteren Rand der
Lohnskala. So erhielten geringfügig Beschäftigte im Schnitt 8,9 Prozent
mehr Geld als ein Jahr zuvor.
Hier hat nach Einschätzung der Behörde auch die Erhöhung der
Minijob-Verdienstgrenze von 450 auf 520 Euro zum 1. Oktober 2022 eine Rolle
gespielt. Die Gehälter von Vollzeitkräften stiegen nur um 5,9 Prozent.
## Besserung im kommende Jahr möglich
„Da wir noch mit sehr hoher Inflation in das Jahr gestartet sind, könnte
auch 2023 im Jahresschnitt insgesamt noch ein leichtes Minus bei den
Reallöhnen herauskommen“, sagte der wissenschaftliche Direktor des
Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian
Dullien, der Nachrichtenagentur Reuters.
„2024 wird es dann aber aller Voraussicht nach deutlich besser.“ Dann
dürften die Löhne erneut kräftig zulegen, die Inflation zugleich wieder in
Nähe des Ziels der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent sinken.
„Im kommenden Jahr ist somit mit einem spürbaren Plus bei den Reallöhnen zu
rechnen, das ein Teil der Verluste der vergangenen Jahre ausgleichen
dürfte“, sagte Dullien.
Ähnlich schätzt dies das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) ein. „Die
allgemeine Teuerung wird im Laufe dieses Jahres weiter nachlassen“, sagte
dessen Arbeitsmarktexperte Dominik Groll. „Die Nominallöhne werden zudem
weiter kräftig steigen.“ Ein starkes Indiz hierfür seien die jüngsten
Tarifabschlüsse – etwa in der Metall- und Elektroindustrie, im öffentlichen
Dienst von Bund und Gemeinden und bei der Deutschen Post. Dort wurden
kräftige Tarifaufschläge sowie hohe Einmalzahlungen
(„Inflationsausgleichsprämie“) vereinbart.
## Gute Nachrichten aus Spanien
Die Inflationsrate in Spanien ist im Mai auf das niedrigste Niveau seit
Juli 2021 gesunken und nährt damit Hoffnung auf ein Nachlassen des
Preisdrucks im Euroraum. Die Teuerungsrate in der viertgrößten
Volkswirtschaft des Währungsraums fiel auf 3,2 Prozent nach 4,1 Prozent im
April, wie das Statistikamt INE am Dienstag mitteilte. Die für den
europäischen Vergleich berechnete Teuerungsrate (HVPI) sank ebenfalls
deutlich – und zwar auf 2,9 von 3,8 Prozent im April. Dies gilt als gutes
Omen für die Entwicklung in der Euro-Zone.
30 May 2023
## LINKS
[1] https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/05/PD23_206_62321…
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