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# taz.de -- Sinkende Pegel am Panamakanal: Er sinkt bedrohlich
> Eine monatelange Dürre gefährdet eine der wichtigsten Wasserstraßen für
> den Welthandel. Der Pegelstand im Panamakanal ist stark gesunken.
Bild: Spazierengehen auf dem Grund des Alajuelasees: Sein Wasser speist sonst d…
Hamburg taz | Große Schiffe haben es immer schwerer auf dem Panamakanal.
Die örtliche Behörde, die Panama Canal Authority, hat in den letzten Wochen
mehrfach den zulässigen Tiefgang für die dicken Pötte reduziert. Statt
15,24 Meter Tiefgang sind seit Ende Mai nur noch 13,41 Meter zulässig. So
soll ein Auflaufen auf Grund der riesigen Schiffe verhindert werden, denn
rund um den [1][Panamakanal] herrscht Dürre. Der Wasserstand im Kanal und
in den beiden Seen, die die 82 Kilometer lange Wasserstraße mit Süßwasser
versorgen, ist dramatisch gesunken.
Die Regierung in [2][Panama]-Stadt hat bereits am 30. Mai den Klimanotstand
ausgerufen und die Kanalbehörde denkt darüber nach, die Zahl der Schiffe zu
senken, die die Wasserstraße täglich passieren dürfen. „Derzeit sind es
zwischen 36 und 38, aber vielleicht müssen wir die Zahl auf 28–32
absenken“, erklärte Ricaurte Vásquez Morales auf einer Pressekonferenz am
Dienstag. Der Kanal bringt der Betreibergesellschaft jährliche Umsätze von
2,5 Milliarden US-Dollar ein.
Doch rund um den Kanal sinkt der Pegelstand: Sowohl am Gatún- als auch am
Alajuelasee. Fischerboote, die auf dem trocknen liegen, prägen das Ambiente
rund um den Alajuelasee und es gibt keine Aussichten auf Besserung. Der Mai
ist der trockenste seit 1950, so berichtet die Kanalbehörde. Die Dürre und
der Regenmangel seien Folge des Klimawandels und zugleich die Vorboten des
Wetterphänomens [3][El Niño].
Das tritt alle fünf bis sieben Jahre in der Region auf und sorgt in
Mittelamerika im Gegensatz zu Südamerika für weniger Niederschläge. Das
bestätigt auch das meteorologische Institut des Landes. Es rechnet damit,
dass auch in der zweiten Jahreshälfte weniger Regen fallen wird als normal.
Für die Kanalbehörde und für die rund zwei Millionen Menschen im Großraum
von Panama-Stadt ist das eine verheerende Nachricht.
## Containergiganten dürfen nur teilbeladen durch den Kanal
Der Kanal braucht Unmengen an Süßwasser, weil Schiffe in den 12 Schleusen
um knapp 26 Meter über den Meeresspiegel gehoben werden müssen. Für jedes
Schiff, das die Wasserstraße passiert, werden 202.000 Kubikmeter Wasser
benötigt und diese Unmengen an Wasser stehen derzeit kaum mehr zur
Verfügung. Für die großen Reedereien eine schlechte Nachricht, denn schon
jetzt dürfen die bis zu 366 Meter langen und 49 Meter breiten
Containergiganten nur teilbeladen den Kanal passieren. Die Waren müssen
also verteilt werden: auf mehrere Schiffe mit steigenden Kosten.
Das hat Folgen für die Abläufe in der [4][Lieferkette]. Schon jetzt ist
klar, dass weitaus weniger Schiffe als die 14.239 im Jahr 2022 den Kanal
passieren werden. Auch das Gütervolumen von rund 520 Millionen Tonnen wird
sinken und das hat Folgen für die Verfügbarkeit von Produkten aus
Lateinamerika für den europäischen Markt, zum Beispiel Kaffee oder Bananen.
In Ecuador, dem größten Bananenexporteur der Welt, wird die Entwicklung von
Jorge Acosta, Gewerkschaftskoordinator genauso beobachtet wie vom Verband
der Bananenexporteure.
Ähnlich liegt der Fall in Südkorea. Das Land ordert Gas en Gros in Texas,
aber auch in Mexiko und die modernen LNG-Tanker sind auf die Wasserstraße
zwischen Nord- und Südamerika angewiesen. Die 13.000 Kilometer lange
Ehrenrunde rund um Lateinamerika ist zu teuer und kostet zu viel Zeit.
Fünf bis sechs Prozent des weltweiten Schiffsfrachtverkehrs läuft über den
1914 eröffneten Kanal, der als Wunderwerk der Ingenieurskunst gilt. Für die
Versorgung Europas ist der Kanal nicht ganz so wichtig: „Der Effekt für die
Lieferkette ist nicht ganz so gravierend wie der Suez-Kanal“, argumentiert
Nils Haupt von Hapag-Lloyd in Hamburg. Teurer wird die Route über den
Panamakanal aber in jedem Fall aufgrund der ergriffenen Maßnahmen der
Kanalbehörde werden. „Mehr Schiffe mit weniger Ladung heißt das in der
Realität“, sagt Haupt, Kommunikationsleiter bei der fünftgrößten Reederei
der Welt.
## Niederschlagsmuster massiv verändert
Offen ist, wie es mittelfristig mit dem Kanal im Klimastress weitergeht.
Steven Paton, Klimaexperte des Smithsonian Tropeninstituts in Panama,
konstatiert, dass sich die Niederschlagsmuster massiv verändert haben.
Regenmenge und auch der Zeitpunkt der Niederschläge variieren deutlich
stärker, als das früher der Fall gewesen sei, schreibt Paton. Das sind
schlechte Nachrichten für die Kanalbehörde, die Menschen vor Ort und den
Welthandel.
An Konzepten, wie der Kanal mit weniger Wasser auskommen kann, wie das
Wasser mehrfach genutzt werden kann und wie ein Wassermanagementsystem
aussehen kann, wird nach den beiden Dürrejahren 2015 und 2019 gearbeitet.
Doch ein finanzierbares Gesamtkonzept gibt es noch nicht. Für die
Reedereien heißt das, weniger große und mehr kleine Containerschiffe
einsetzen. Kunden müssen mit steigenden Kosten rechnen.
9 Jun 2023
## LINKS
[1] /Der-Panamakanal/!5069119
[2] /30-Jahre-US-Einfall-in-Panama/!5650635
[3] /Studien-zur-Erhitzung-des-Ozeans/!5931558
[4] /EU-Lieferkettengesetz/!5934620
## AUTOREN
Knut Henkel
## TAGS
Wassermangel
Schwerpunkt Klimawandel
GNS
Klima
Panama
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Dürre
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Radioaktivität
Wassermangel
Andrés Manuel López Obrador
Containerschifffahrt
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