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# taz.de -- Podcast „Schöner Wohnen“: Viele Fragen zur Wohnungsfrage
> In einem neuen Podcast informieren zwei Linken-Politiker über Fragen der
> Stadt- und Wohnungspolitik. Gut recherchiert, manchmal etwas abstrakt.
Bild: Wohnpolitik bewegt die Gemüter, vor allem in Berlin: „Karneval der Ent…
Schöner Wohnen, so lautet das Versprechen der großen Immobilienunternehmen.
Doch der Podcast mit demselben Namen richtet sich an eine andere Klientel.
Der zweite Teil des Titels, [1][„zur Wohnungsfrage“], bezieht sich auf die
bekannte Schrift von Friedrich Engels, die letztes Jahr 150 Jahre alt
wurde. [2][Sie propagiert], dass die Wohnungsfrage im Kapitalismus nicht
lösbar ist.
Der Podcast „Schöner Wohnen – Zur Wohnungsfrage“ will Menschen erreichen,
die etwa im September 2021 [3][das Berliner Volksbegehren] Deutsche Wohnen
und Co enteignen unterstützt haben. Bis heute ist es bekanntlich trotz
großer Unterstützung nicht umgesetzt worden. Dafür haben sowohl der alte
als auch der neue Berliner Senat in den letzten 12 Jahren knapp 55.000
Wohnungen von Immobilienkonzernen zurückgekauft, einige davon waren erst
vor 20 Jahren privatisiert worden.
Was bedeutet diese Form der Rekommunalisierung von Wohnraum für den
Wohnungsmarkt? Ist sie nicht für einige Immobilienkonzerne gar ein
Geschäftsmodell? Und profitieren die Mieter*innen davon? Das sind einige
der Fragen, die kundig erörtert werden. Die Macher des Podcasts sind der
wohnungspolitische Sprecher der Fraktion der Linken im Berliner
Abgeordnetenhaus, Niklas Schenker, und sein wissenschaftlicher Mitarbeiter
Philipp Möller, der seit mehreren Jahren publizistisch zum Thema Mieten und
Wohnen arbeitet.
„Wir beschäftigen uns beide seit vielen Jahren mit Wohnungs- und
Stadtpolitik und haben festgestellt, dass ein Podcast fehlt, der sich
diesen Themen widmet, sagt Schenker der taz. Tatsächlich zeichnen sich die
bisher elf Folgen dadurch aus, dass sie abseits von parteipolitischer
Polemik einige grundsätzliche Fragen zur Wohnungs- und Mietpolitik
behandeln und auch vor linker Selbstkritik nicht zurückschrecken.
So erinnern Möller und Schenker daran, dass die damalige Partei PDS die
Privatisierung von städtischen Wohnungen in Berlin unter dem Stichwort
„progressive Entstaatlichung“ verkaufen wollte. Sie haben Verständnis
dafür, dass auch der PDS-Nachfolgepartei in Teilen der
Mieter*innenbewegung Misstrauen entgegengeschlagen ist, ob sie
verlässliche Partner*innen sind. Auch die anderen Podcast-Beiträge sind
von hoher Qualität.
## Stilistische Gratwanderung
Titel wie „Zeitenwende in der Immobilienwirtschaft – Chancen für das
soziale Wohnen?“ oder „Wohnungsbau und Gewerkschaften – Gute Jobs durch
sozialen Neubau?“ zeigen, dass sich die Autoren mit ihren unterschiedlichen
Gesprächspartner*innen gründlich mit der Materie befassen.
Allerdings besteht die Gefahr, dass eher Hörer*innen von Radiofeatures
auf Deutschlandfunk Kultur als von Verdrängung bedrohte Mieter*innen
angesprochen werden. Die in der Regel einstündigen Gespräche und
Wortbeiträge werden nicht durch Musik aufgelockert, was die Konzentration
erschwert. Das Problem ist Schenker und Möller durchaus bewusst.
„Das ist eine Gratwanderung und wir sind noch nicht perfekt darin, alle
Perspektiven zu vereinen, aber wir versuchen es“, betont Möller. „Unser
Ziel ist es, verschiedene Zielgruppen anzusprechen, von direkt betroffenen
Mieter*innen über Aktivist*innen bis hin zu einem Fachpublikum“,
sagt Schenker.
In den nächsten Folgen will sich das Duo mehr der Zielgruppe zuwenden, die
nicht so sehr mit akademischen Diskursen vertraut ist. „Um uns künftig
breiter aufzustellen, planen wir ein Mieten-ABC, in dem wir die Grundlagen
des Wohnungsmarktes und der Wohnungspolitik kurz und knapp darstellen
wollen“, schildert Möller.
In den kommenden Folgen wollen sich Möller und Schenker auch stärker mit
aktivistischen Perspektiven von Mieter*innen beschäftigen. „Zu den
Themen, die wir diskutieren wollen, gehören die Frage nach Instrumenten für
eine bessere Wohnraumverteilung sowie der Kampf gegen die Diskriminierung
auf dem Wohnungsmarkt“, sagt Möller.
„Außerdem wollen wir uns mit Wohnungspolitik in anderen Städten oder auch
in ländlichen Regionen beschäftigen“, ergänzt Schenker. Schließlich sind
die dort verhandelten Themen von bundesweitem Interesse.
1 Jun 2023
## LINKS
[1] /Wohnraumkrise-in-Deutschland/!5905211
[2] /Ministerin-Geywitz-in-der-Wohnungskrise/!5926360
[3] /Volksentscheid-DW-Enteignen/!5926412
## AUTOREN
Peter Nowak
## TAGS
Wohnen
soziale Ungleichheit
Wohnungen
Mieten
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Podcast
Wohnungsmangel
Wohnungswirtschaft
Podcast „Bundestalk“
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