Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Geschlechterrollen in Hollywood: Die dufte Zukunft des Sports
> Es sollte keinen Männer- und keinen Frauensport mehr geben, sondern nur
> noch Sport für alle. Das SciFi-Kino macht es vor.
Bild: Kontaktsport Roller Derby: Kristen Wiig und Elliot Page im Film Whip It v…
Im März glitzerte Elliot Page an der Seite von Julia Garner und A$AP Rocky
durch einen [1][Werbespot für Gucci-Parfüm]. In Fünfziger-Jahre-Glamour
feiern sie zu dritt eine Hausparty zu „Life Is But a Dream“ von The
Harptones. Page macht kurz den Pool Boy, und was ich zuerst für eine Katze
hielt, ist eigentlich der federartige Flaum von Garners flauschigem Mantel,
in dem die drei schließlich versinken. Der Thrupple ist eigentlich ein
Quad, denn die Parfümflasche ist auf dem Sofa immer dabei.
Ich kippe schon mal fast um, wenn die Tröpfchenkonzentration bei einer
großzügig in Duftwasser gehüllten Person noch zu hoch in der Luft liegt.
Der Spot ist trotzdem lustig, auch weil am Schluss zwei Stimmen
dahinhauchen: „Gucci Guilty pour homme … et pour femme“. Der „Guilty“…
ist also fein säuberlich getrennt für Frauen und Männer zu haben, und das
queere Federngewühl ist dann schnell wieder etwas zerrupft.
Warum ich aber eigentlich an Page denken musste, ist der Film „[2][Whip
it]“, in dem er als Bliss Cavenda den Kontaktsport Roller Derby entdeckt
und sich über das Skaten und Rempeln auf der Bahn langsam von den
Erwartungen der genderversessenen Mutter lösen kann.
Bewusst inklusive Roller-Derby-Vereine wie die Cambridge Rollerbillies in
den UK scheinen nämlich gerade die Antwort auf die von Grund auf inter*-
und trans*feindliche Sportwelt zu sein, die momentan wieder zu Hochform
aufläuft. Sei es der Weltschwimmverband oder der
Leichtathletik-Weltverband, dessen Präsident sich einfach hinsetzen kann
und erklären, dass ihm, um die „Integrität der weiblichen Kategorie“ zu
bewahren, Fairness im Zweifelsfall über Inklusion gehe.
## Das Unfair-Argument
Viele weiblich identifizierte Sportler:innen, die Anspruch auf einen
endogeschlechtlichen Körper erheben, spielen das Spiel mit und stimmen in
das Unfair-Argument ein. Sie sprechen damit Sprinter:innen wir Castor
Semenya ihren Erfolg ab und nehmen in Kauf, dass einige Frauen
menschenrechtsverletzende Untersuchungen akzeptieren sollen, wollen sie
weiter an Wettbewerben teilnehmen.
Zum hundertsten Mal wird von Vorteilen durch bestimmte Testosteronlevel
gefaselt und neue Pubertätsklauseln werden formuliert, anstatt
einzugestehen, dass die Trennung in Männer- und Frauenkategorien im Sport
in umgekehrter Richtung zu geschlechtlichem Leben auf diesem Planeten
verläuft. Anstatt Sport so zu gestalten, dass alle Menschen an ihm
teilnehmen können. Hier liegt das eigentlich Unfaire.
Da ist so manche Muckibude schon viel weiter. Es könnte so einfach sein. In
jedem noch so hollywoodlastigen Film, der in der Zukunft spielt, gibt es
keinen Frauen- und Männersport mehr. Alle Profis treten in allen Sportarten
gegeneinander an, einzeln, in Trios oder zu viert. Sie machen einfach Sport
und Punkt. Das Publikum akzeptiert das im Kino, ohne mit der Wimper zu
zucken. Wer weiß, welche neuen Disziplinen wir zukünftig noch so entwickeln
werden. Parfümweitsprühen oder so.
13 Apr 2023
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/watch?v=s2rD36QwGcQ
[2] https://www.youtube.com/watch?v=RQGPdXnb2Gg
## AUTOREN
Noemi Molitor
## TAGS
Kolumne Subtext
Parfum
Inter*
Transpersonen
Frauensport
Sport
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Basketball
Schwerpunkt Rassismus
Schwerpunkt Berlinale
Billie Eilish
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
## ARTIKEL ZUM THEMA
Roller Derby in Hamburg: Vollkontakt im Schutzraum
Drücken, schieben, durchkommen: Roller Derby üben ganz überwiegend
FLINTA*-Sportler*innen aus. Jetzt traf der FC St. Pauli auf Stuttgart und
München.
Menschenrechte im Sport: Körperliche Selbstbestimmung
Die Läuferin Caster Semenya hat vor dem Europäischen Gerichtshof für
Menschenrechte ihr Recht auf Unversehrtheit durchgesetzt. Der Kampf geht
weiter.
Norddeutsche Basketballteams: Ene mene mu, raus bist du
Zwei norddeutsche Basketballmannschaften haben es in die Playoffs
geschafft: EWE Baskets Oldenburg und BG Göttingen.
Gewaltfreie Kommunikation: Oh, ein Joghurtbecher aus Plastik
Es ist einfach, Leute individuell für Fehler zu verurteilen. Das sorgt zwar
punktuell für Genugtuung, wirkt aber strukturell nicht nach.
Filme über Transition auf der Berlinale: Schmetterlinge verbrennen
Wie man wird, wer man ist: Von Transidentität erzählen im Panorama-Programm
der Berlinale die italienischen Filme „Swing Ride“ und „Into My Name“.
Queerbaiting in der Popkultur: Die Projektionsflächen
Vermarktet Billie Eilish sich als queer, obwohl sie es vielleicht nicht
ist? Die Frage führt zurück zum Sinn von Diversität und Repräsentation.
Elliot Page outet sich als trans: That’s not my name
Schauspieler Elliot Page („Juno“) macht öffentlich, dass er trans ist. Die
Reaktionen legen Wissenslücken und diskriminierende Strukturen offen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.