# taz.de -- Globaler Klimastreik in Hamburg: „Autoverkehr überfüllt die Sta… | |
> Am Freitag streiken Fridays for Future weltweit fürs Klima. Für Hamburg | |
> äußert Annika Kruse Ziele wie eine autofreie Innenstadt oder eine | |
> Straßenbahn. | |
Bild: Straßenraum zurückerobern: Fahrradsternfahrt auf der Ludwig-Erhard-Stra… | |
taz: Frau Kruse, was nervt Sie gerade am meisten? | |
Annika Kruse: Wir müssen seit vier Jahren streiken. Es gibt keine | |
ordentliche Klimapolitik, die im Einklang mit der Wissenschaft steht. So | |
lange das nicht passiert, müssen wir weiterhin auf die Straße gehen. | |
[1][ Wieso kleben Sie sich nicht auf die Straße? ] | |
Für uns als Massenbewegung ist es natürlich wichtig, dass sich uns jeder | |
anschließen kann, der möchte. Eine Mutter mit kleinen Kindern, Schülerinnen | |
oder auch ältere Leute. Unsere Demos sollen ein Ort sein, wo Menschen | |
hingehen können, egal wie sie sind, um einfach für das Klima zu | |
demonstrieren. Wir wollen einen barrierefreien Klimaaktivismus. | |
Diesmal wollen Sie bei Ihrem Streiktag den Verkehr in den Mittelpunkt | |
stellen. Was fordern Sie? | |
Der ÖPNV in Hamburg muss massiv ausgebaut werden. Wir haben derzeit eine | |
viel zu schwache Anwendung an allen äußeren Randbezirken. Die Taktung ist | |
zu gering. Wir brauchen viel mehr, zum Beispiel regelmäßige Busse. Es ist | |
aber auch wichtig, dass es für die Beschäftigten eine faire Bezahlung gibt. | |
Der ÖPNV wird in den nächsten Jahrzehnten so nicht aufrechterhalten werden | |
können, weil zu wenig neue Beschäftigte kommen und viel zu viele gehen | |
werden. Dieser Job muss attraktiv für junge Leute sein. | |
Sie möchten, dass Hamburg vom Individualverkehr befreit wird. Heißt: keine | |
Autos mehr? | |
Nein, nicht in ganz Hamburg. Wir möchten aber eine sehr ausgeweitete, | |
autofreie Innenstadt. Der Jungfernstieg zeigt ja schon, dass es möglich | |
ist, Straßen teilweise autofrei zu gestalten. | |
Sie sagen: Hamburg ist die Stau-Stadt Nummer eins. Welche Folgen hat das | |
[2][für Umwelt und Menschen]? | |
Mit einer besseren Verkehrspolitik wird die Lebensqualität der Menschen | |
verbessert. Es besteht nicht nur das Problem, dass vom Autoverkehr massiv | |
Schadstoffe kommen, sondern auch, dass die Stadt voll ist und dass der | |
Autoverkehr die Stadt auch langsam überfüllt. Es muss eine Zeit geben, in | |
der die Stadt vom Autoverkehr befreit und an die Menschen zurückgegeben | |
wird. | |
Die A1 und die A7 sind nicht verbunden, sodass der Schwerlastverkehr durch | |
die Stadt fährt. Um das zu lösen, ist die Hafenquerspange geplant. Die | |
Autos würden nicht mehr durch die Stadt fahren. Warum sind sie trotzdem | |
dagegen? | |
Das ist ein sehr kostspieliges Projekt. In der Zeit, in der wir uns gerade | |
befinden, wird das Geld viel dringender an anderen Stellen benötigt. Es | |
gäbe viel klimafreundlichere Lösungen, die Stadt vom Autoverkehr zu | |
befreien, als eine neue Autobahn, die das Problem weiter verschärft. Sie | |
würde dazu führen, dass noch mehr Hamburger*innen aufs Auto umsteigen | |
würden. | |
Wünschen Sie sich [3][eine Straßenbahn]? | |
Eine Straßenbahn würde Hamburg sehr weiterhelfen. Sie ist ein | |
klimafreundliches Transportmittel. Und der Bau wäre deutlich schneller als | |
der Bau der U-Bahn-Linie 5. Da müssen wir zehn bis 15 Jahre warten. Bei | |
einer Straßenbahn würden wir sofort die Veränderung sehen. | |
In Freiburg kostet ein Jahresparkausweis ab April 240 bis 480 Euro. Ist das | |
Anwohnerparken mit 70 Euro pro Jahr in Hamburg zu billig? | |
Ich kann nichts zu den konkreten Preisen sagen. Das Autofahren muss aber | |
unattraktiver gegenüber den klimafreundlicheren Alternativen gestaltet | |
werden! Dafür müssen vor allem gute Alternativen geschaffen werden. Man | |
muss auf den ÖPNV umsteigen können, vor allem auch, wenn man von außerhalb | |
kommt. | |
Haben Sie den Eindruck, dass sich Fridays for Future durch die | |
Coronapandemie verändert hat? | |
Ja, aber das ist nicht schlecht. Wir haben etwas sehr Großes erreicht: | |
Trotz der Pandemie sind wir bestehen geblieben und es kommen weiterhin neue | |
Leute dazu. | |
Fridays for Future in Bremen ist zuletzt wegen eines [4][Retweets] mit dem | |
Aufruf „Yallah Intifada“ ins Gerede gekommen. Sehen Sie die Gefahr, dass | |
solche Auseinandersetzungen Ihre Anliegen überlagern? | |
Es handelt sich um sehr, sehr wenige Ortsgruppen und Einzelpersonen, die | |
antisemitische Aussagen tätigen. Die Ortsgruppen sind autonom. Wir möchten | |
damit nicht in Verbindung gebracht werden. Wir sind gegen jeden | |
Antisemitismus, und verurteilen daher auch solche Aussagen. | |
2 Mar 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Letzte-Generation-Berlin/!5918348 | |
[2] /Initiative-fuer-autofreie-Hamburger-City/!5896874 | |
[3] /Studienautor-ueber-Hamburger-Nahverkehr/!5876752 | |
[4] https://twitter.com/bremenforfuture/status/1618175539579322370 | |
## AUTOREN | |
Nina Spannuth | |
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